"Stadtgalerien"-Bau

Schwazer “Koloss” bringt Architekten auf die Palme

Tirol
14.10.2010 09:56
Auf einer der größten Baustellen in Tirol – dem ehemaligen Tabakareal in Schwaz – ist am Mittwoch der Grundstein für ein neues Einkaufszentrum gelegt worden. Die Schwazer sehen das Projekt "Stadtgalerien" mittlerweile recht positiv. Politik und Investor Berghofer erwarten sich eine Neubelebung der Innenstadt. Doch unter den Architekten sorgt der "beliebige Koloss" für Empörung.

Es hat einige Zeit gebraucht, bis die Politik erkannt hat, dass Einkaufszentren auf der grünen Wiese die Innenstädte aushungern. Zurück ins Zentrum, heißt neuerdings die Devise. Da kam dem Tiroler Paradeunternehmer Günther Berghofer das 15.000 Quadratmeter große Tabakareal sehr gelegen. Dort baut er ein Einkaufszentrum, Büros und Wohnungen. Schwaz bekommt auf dem Areal den lang ersehnten Stadtsaal.

Große oder vertane Chance?
"Eine große Chance für die Stadt", waren sich Berghofer und Bürgermeister Hans Lintner bei der Grundsteinlegung und am Dienstagabend bei einer Diskussion mit der Bevölkerung einig. "Eine vertane Chance" – so der Tenor namhafter Architekten und Städteplaner, die kein gutes Haar am Entwurf lassen. "Einmal mehr werden die Stadtbesucher und Bewohner auf den Begriff Konsument reduziert. Da steckt keine Vision dahinter, keine Idee, wo die Stadt in 20 Jahren stehen soll", meldete sich Reinhardt Honold vom Institut für Städtebau der Uni Innsbruck zu Wort.

Ein Architektur-Wettbewerb wurde zwar durchgeführt. Doch das Siegerprojekt kam nicht zum Zug. "Weil es nicht zu den verkehrstechnischen Vorgaben der Stadt gepasst hat", begründet Berghofer. Der nun vorliegende Entwurf ist für Hans Gangoly, der in der Jury des Wettbewerbs saß, ein "beliebiger Koloss", ein "Kniefall vor dem Investor". Dass der Stadtsaal und der neue Stadtplatz am zentrumsfernsten Punkt geplant sind, ist laut Honold nur ein Fehler von vielen.

Brav statt gewagt
Berghofer hat sich für den Weg des geringsten Widerstands in der Bevölkerung entschieden. Wohl auch, weil er sich einen Streit wie beim Kaufhaus Tyrol ersparen wollte. Dafür schreien die Architekten auf. Doch das hält der Unternehmer leicht aus. Berghofer bei der gestrigen Grundsteinlegung am Tabakareal.

von Claudia Thurner, Tiroler Krone

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