"Eine Hetzkampagne"

Präsident der Tiroler Lebenshilfe unter Betrugsverdacht

Tirol
19.12.2010 09:55
Hanspeter Zobl, (ehrenamtlicher?) Präsident der Lebenshilfe Tirol, steht unter Beschuss: Er soll behinderte Menschen um einige Hunderttausend Euro betrogen haben. Zudem schanzte er seiner Innsbrucker Notariatskanzlei gewinnbringende Aufträge des gemeinnützigen Vereins zu. Zobl sieht sich hier selbst als "Opfer"…

Behinderte Menschen haben ein schweres Los gezogen, sie brauchen Hilfe im Alltag und nicht selten 24-Stunden-Betreuung. Einrichtungen wie die Lebenshilfe Tirol und die Behindertenhilfe des Landes (2011: 126,5 Millionen Euro Fördergeld) sind daher lebensnotwendig. Doch was soll man sagen, wenn der "Häuptling" einer solch wichtigen Einrichtung das Leid und die Angst der Invaliden ausnutzt, um damit bare Münzen zu machen?

Hanspeter Zobl steht genau unter diesem dringenden Verdacht. Angeblich drehte er behinderten Tirolern Wohnrechte an. Sprich: Er verkaufte den zum Teil nicht geschäftsfähigen Invaliden Plätze in einer Wohnung der Lebenshilfe Tirol. Zwischen 20.000 und 60.000 Euro kassierte man dafür. 25 dieser Verträge existieren, zehn davon hat Zobl selbst notariell beglaubigt. Laut Rechnungshof kassierte die Lebenshilfe dadurch 820.725 Euro. "Das wurde alles reinvestiert", so Zobl. Markant an dieser Geschichte (laut Rechnungshof) ist, dass die Leute für eine Leistung bezahlen, die sie vom Land Tirol im Rahmen der Behindertenhilfe kostenlos bekommen würden.

"Land Tirol hat versagt"
Zobl: "Ziel und Zweck der Wohnrechtsverträge der Lebenshilfe ist es, das Wohnrecht für Behinderte an ihrem Wunschort zu sichern." Machte Zobl also von den Wohnrechtsverträgen nur deshalb Gebrauch, weil er dem Land Tirol ein Versagen in der Behindertenhilfe attestiert? "Ja! Das Land bietet nicht genügend Unterstützung für Invalide. Behinderte sind auf unser Wohnrecht angewiesen ", so Zobl.  "Seit 2004 sind aber keine Wohnrechte der Lebenshilfe mehr veräußert worden", so Zobl weiter. Es stellt sich nun die Frage, warum ein "notwendiges Angebot" (Zobl) wie das Wohnrecht der Lebenshilfe lediglich 25 Mal verkauft wurde?

Der nächste "Knüller" sei, dass Zobl seiner Notariatskanzlei in Innsbruck Hunderte Vertragsabwicklungen der Lebenshilfe zugeschanzt haben soll. Für eine Erbschaft in der Höhe von 1,9 Millionen Euro, die direkt an die Lebenshilfe gehen sollte und bereits von einem Notar beglaubigt war, kassierte Zobel angeblich nochmals 114.000 Euro Honorar! "Da steckten 2,5 Jahre Arbeit dahinter. Hätte ich mich nicht so ins Zeug gelegt, wäre diese Erbschaft nie der Lebenshilfe zugeflossen."

Die angeblichen Malversationen wurden vom Tiwag-Kritiker Markus Wilhelm aufgedeckt. Zobl: "Das ist eine Hetzkampagne." Der Staatsanwalt ermittelt.

von Matthias Holzmann, Tiroler Krone

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