PetExpo-Messe

Experten diskutierten über TV-Hundetraining

Tierecke
18.06.2014 10:50
Der Österreich-Besuch von US-Hundetrainer Cesar Millan sorgte in den vergangenen Wochen für viele Diskussionen unter heimischen Hundehaltern und -trainern. Bei der PetExpo fanden sich Experten zu einer spannenden Podiumsdiskussion rund um das Thema "TV-Hundetraining-Shows" zusammen. Der Tenor: Was im Fernsehen gezeigt wird, dient rein der Unterhaltung und ist meist nicht zur Nachahmung geeignet.

Welche Trainingsmethoden werden eigentlich über das Fernsehen kommuniziert und wie stellen sie sich im Zusammenhang mit der österreichischen Gesetzgebung dar? Das war die zentrale Frage, um die sich das Podiumsgespräch zwischen heimischen Experten auf der PetExpo vergangene Woche drehte.

Für Christine Arhant vom Institut für Tierhaltung und Tierschutz an der Vetmeduni Wien sind Erziehungsmethoden, die auf Strafen basieren, grundsätzlich abzulehnen. Sie erläuterte die Gründe dafür aus wissenschaftlicher Sicht: Verhaltensprobleme würden von sehr starken negativen Emotionen ausgelöst, die man durch aversive Trainingsmethoden noch weiter verschlimmern könne. Verschiedene Studien hätten belohnungs- und strafbasierte Trainingsmethoden verglichen und seien zu dem Schluss gekommen, dass Letztere alle Arten von Aggression verstärken und auch mit Angstverhaltenin Zusammenhang stehen, so Arhant.

Laut Hundetrainerin Sunny Benett kann TV-Training durchaus ein Wegbereiter für die professionelle Erziehungsberatung sein. Für sie ist der Versuch, mit seinem Vierbeiner "hündisch" zu kommunizieren, aber nicht artgerecht. Coaching-Formate würden in erster Linie auf Werbeeinnahmen abzielen und daher auf Affekte setzen - ungeachtet von der Qualifikation des TV-Trainers. Die möglichen Nachwirkungen der teils gewalttätigen Trainingsmethoden bekämen die Zuschauer aber nicht zu sehen, so Benetts Kritik. Die eingeblendeten Warnhinweise seien aus psychologischer Sicht "vollkommen wertlos".

Karl Weissenbacher vom Messerli Institut an der Vetmeduni Wien bemängelt das österreichische Gesetz, nach dem Hundetraining nach wie vor ein freies Gewerbe ist. Seine Einrichtung prüft Hundetrainer auf ihre Qualifikation in puncto Tierschutz, auch um Besitzern durch eine Art "Gütesiegel" die Auswahl zu erleichtern. Von den 500.000 Trainern in Österreich hätten bisher 60 die Prüfung erfolgreich absolviert, etwa ein Drittel der Kandidaten falle durch. Hier sei also "noch viel Luft nach oben", so Weissenbacher.

Auftritte von Trainern wie Cesar Millan seien im Vorfeld nicht zu verhindern, so Ursula Aigner vom Bundesministerium für Gesundheit. Dafür gebe es keine gesetzliche Handhabe. Überhaupt beurteilt die Expertin geltende Bestimmungen in verschiedenen Bundesländern als nicht ausreichend: Ein Hundeführschein solle beispielsweise vor der Anschaffung des Vierbeiners abgelegt werden müssen.

Erik Schmid, der als Amtstierarzt in Bregenz tätig ist, weiß aus der Praxis, dass es oft schwierig ist, Hundetrainern gewalttätige Methoden und verbotene Hilfsmittel nachzuweisen. Die große Diskrepanz sei aber der "Glaubenskrieg" in der Hundeszene in Bezug auf die Erziehungsphilosophie. Auch er wünscht sich eine verpflichtende Ausbildung für ausnahmslos jeden Hundehalter in Österreich.

Iris Schöberl, die Präsidentin der VÖHT, äußert sich zur sogenannten Rudeltheorie: Der Hund stamme zwar vom Wolf ab, das Wolfsrudel habe aber wenig mit einer typischen Mensch-Hund-Beziehung gemeinsam. Trainingsmethoden, die einen vermeintlich dominanten Hund "unterordnen" wollen, könnten keinesfalls auf Wölfe und ihr Verhalten zurückgeführt werden. Vor allem bei traumatisierten Hunden könne Gewalt zu verstärkter Angst und Aggression führen, so Schöberl.

"Respekt für Hund und Mensch"
Bei der Podiumsdiskussion, die im Publikum für teils emotionale Reaktionen sorgte, kamen die Experten zu dem wichtigen Fazit, dass
Hundebesitzer nicht alles hinnehmen müssen, was in Hundeschulen passiert. Nicht nur der Vierbeiner, sondern auch der Mensch müsse stets mit Respekt behandelt und schon Kindern der richtige Umgang mit Hunden beigebracht werden. Die PetExpo als faire Messe für Katze, Hund & Co. habe absolut dem Zeitgeist entsprechend reagiert, so das einstimmige Lob. Auch Tierärzte seien in der Pflicht, Hundebesitzer zu informieren und dadurch Prävention zu betreiben und vor schlechten Erfahrungen mit Trainern zu bewahren.

Das große "Krone"-Interview mit US-Hundetrainer Cesar Millan sowie die Expertenmeinung dazu lesen Sie in der Infobox.

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