Echte Katzenmusik

US-Cellist arbeitet an einer CD für Stubentiger

Viral
14.12.2015 14:22

Eine Katze, die schnurrend den Lautsprecher umarmt? Wenn es nach David Teie geht, wird das künftig häufiger der Fall sein. Der Cellist, der am National Symphony Orchestra in Washington spielt und an der Universität von Maryland lehrt, komponiert Klänge speziell für Katzenohren: Hohe Harfenläufe, an zwitschernde Vögel erinnernd, unterlegt mit einer Art computergeneriertem Katzenschnurren als Bass.

Für menschliche Ohren gehen die Werke mit Namen wie "Rusty's Ballad" oder "Cozmo's Air" als esoterisch angehauchte New Age-Musik auf Harfe, Cello oder Geige durch. Für manche Katzen jedoch bedeuten sie offenbar Wonne und Entspannung pur. Das besagt zumindest eine Studie, die im Fachjournal "Applied Animal Behaviour Science" veröffentlicht wurde: 77 Prozent der Katzen zeigten positiv-erregte oder entspannte Reaktionen auf die Katzenklänge, während nur 38 Prozent auf Menschenmusik-Meisterwerke wie Bachs "Air in G-Dur" ansprachen.

Für Menschen teilweise nicht hörbar
"Soviel ich weiß, ist das die erste Studie, die zeigt, dass Katzen überhaupt auf Musik reagieren", sagte Nick Dodman, Direktor des Programms für Tierverhaltensstudien an der Tuft's University, der "Washington Post". Zusammen mit Charles Snowdon, einem Psychologen und Experten für Tierverhalten der Universität von Wisconsin-Madison, erarbeitete und testete Teie das spezielle Musikprofil. Es umfasst Frequenzbereiche, die Katzen vertraut sind, für Menschen aber nicht hörbar.

Die Idee einer "Universalen Musiktheorie" für Säugetiere, die schon vor der Geburt durch den mütterlichen Ruhepuls geprägt wird und die jeweils zur Kommunikation genutzten Frequenzen der einzelnen Tierarten umspielt, kam dem 60-jährigen Teie schon 2003. Zunächst erforschte er dazu - zusammen mit Snowdon - die Musikliebe von Affen. Was bekannt war: "Menschenmusik hat positive Effekte auf Hunde, Elefanten und Schimpansen, sowie negative oder keine Effekte auf Gibbons, Paviane, Pferde und Schafe", berichtet Snowdon.

Cellist probte Musik auch schon an Affen
Teie komponierte nun für Lisztaffen maßgeschneiderte Musik, drei Oktaven höher ist als menschliche Gespräche und auch sehr viel schneller. Er nutzte dabei unterschiedliche Muster der Lisztaffen-Kommunikation - und die Tiere, die bei Mozart-Klängen völlig reaktionslos blieben, wirkten je nach Stimulus animiert oder extrem entspannt.

Einen Haken hatte die Sache jedoch. "Die Forscher fanden die Musik für Affen irritierend", sagte Teie. Deshalb baute er in seine Katzenmusik auch für Menschenohren akzeptable Frequenzen ein - mit Blick auf die akustische Belastbarkeit der Katzenbesitzer. "Die Katzen stören sich daran nicht mehr als an Verkehrslärm."

Nicht immer sind Neukompositionen für tierisches Wohlbefinden notwendig: Seit Jahren setzen viele Bauern - auch in den USA - darauf, ihre Kühe im Stall mit Musik bei Laune zu halten, damit diese mehr Milch geben. Auslöser war eine britische Studie, wonach die Milchproduktion um drei Prozent ansteigt, wenn täglich zwölf Stunden langsame Musik erklingt. Schnelle oder gar keine Musik hingegen zeigten keinen positiven Effekt.

Kühe geben bei ruhiger Musik mehr Milch
Manche Farmer setzen dabei auf ruhigen Jazz, andere auf Klassik. Das Fachmagazin "Modern Farmer" empfiehlt sogar eine Playlist mit besonders bewährten, stressreduzierenden Stücken für den Kuhstall - von Simon & Garfunkels "Bridge Over Troubled Water" bis zu Beethovens Pastorale in F-Dur.

Doch Katzen reagieren, anders als Kühe, meist nicht auf Menschenmusik. Und: Auch nicht jede Mieze liebt Teies Katzenklänge. "Sie haben ihre eigenen Persönlichkeiten", stellt der Musiker immer wieder fest. So berichtet eine Hörerin im öffentlichen Radio NPR, dass einer ihrer Stubentiger bei der Musik fluchtartig mit ihrem Gummispielzeug den Raum verließ.

Teie, der selbst eine Katzenallergie hat und seine Neu-Kompositionen (eine Hörprobe gibt es auf Teies Website) deshalb öfter im Katzencafe "Crumbs & Whiskers" in Georgetown am lebenden Objekt erprobt, strich dort jüngst nach einer halben Stunde ebenfalls die Segel - zu wenig Katzeninteresse. "Wäre das mein erster Versuch gewesen, dann hätte ich wohl wieder Menschenmusik gemacht."

Erste Katzenmusik-CD bereits in Arbeit
Doch es kam anders. Auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter hat Teie jetzt binnen gut eines Monats mehr als 240.000 US-Dollar (rund 219.000 Euro) von über 10.000 Spendern gesammelt, um das Projekt voranzutreiben und sein Studio, bisher improvisiert im heimischen Badezimmer, zu professionalisieren. Was steht an? "Die erste Katzenmusik-CD." Und dann? "Als nächstes kommen Pferde und Hunde", so der Musiker.

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