Pech für Häftlinge

Gitter zersägt, an Tüchern abgeseilt – und doch gefasst!

(Bild: Christian Jauschowetz)

Zwei Häftlinge haben in der Nacht auf Mittwoch auf filmreife Art und Weise versucht, aus dem Polizeianhaltezentrum Graz-Paulustor zu türmen. Sie sägten die Gitterstäbe ihres Zellenfensters durch und seilten sich an Leintüchern auf das Vordach ab. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Flucht der Asylwerber "schulmäßig". Doch dann blieb ein Häftling im Stacheldraht der Außenmauer (Bild) hängen, der andere wurde im Stadtpark überwältigt.

Ein 22-jähriger Moldawier und ein Georgier (34) hatten in der Justizanstalt Jakomini eine Haftstrafe wegen Einbruchs verbüßt und wurden vor ihrer Abschiebung ins zweieinhalb Kilometer entfernte Polizeianhaltezentrum überstellt. Im zweiten Stock kamen die Schubhäftlinge zufällig in eine Zelle, in der vor Jahren die Gitterstäbe durchgesägt und danach zusammengeschweißt worden waren.

Säge in Zelle geschmuggelt
"Irgendwie gelang es auch den beiden, eine Säge in die Zelle zu schmuggeln", schildert Kurt Kemeter, der Leiter der Grazer Exekutive, "damit machten sie das Fenster - es führt in den Hof - frei für ihre Flucht." Gegen 2.45 Uhr seilten sie sich an vier zusammengeknoteten Leintüchern auf das Vordach ab und sprangen zweieinhalb Meter tief in den Innenhof. Kurz darauf löste ein Uniformierter, der verdächtige Geräusche gehört hatte, den Alarm aus. Er und seine Kollegen wurden Zeugen, wie die Häftlinge auf die vier Meter hohe Außenmauer stiegen.

Beamtin durch Tritt verletzt
Der Georgier war dermaßen nervös, dass er sich im Stacheldraht verfing und aufgab. Der Moldawier schaffte es auf die andere Seite. Als ihn eine Polizistin stellen wollte, fügte er ihr durch einen Tritt eine Knieverletzung zu. Zufällig kam in diesem Moment ein Beamter der Suchtgiftgruppe vorbei. Er konnte den Flüchtling überwältigen. Die Häftlinge wurden in Sicherheitsverwahrung genommen. Dort passierte ein weiterer Zwischenfall. Der Georgier fügte sich mit dem Teil einer Rasierklinge Verletzungen zu.

von Manfred Niederl ("Steirerkrone") und steirerkrone.at