"Krone": Frau Friedl, heute verbindet man mit der Adventszeit oft Hektik und Stress. Wie war das anno dazumal in der Steiermark?
Inge Friedl: Früher war der Advent tatsächlich die stillste Zeit im Jahr, das ergab sich aus den damaligen Lebensumständen. Die Arbeiten draußen waren fertig, alles war geerntet, weshalb man sich nun dem Eigenheim zuwenden konnte. Zudem gab es keinen Fernseher, keine Computer. So kehrten im Advent die Ruhe und Besinnlichkeit ein.
"Krone": Was haben die Menschen in der Zeit gemacht?
Friedl: Die Frauen haben gesponnen oder geflickt. Auch war der Weihnachtsputz damals noch gang und gäbe. Die Türen wurden gewaschen, jeder Gegenstand wurde hervorgeholt und ordentlich gesäubert.
"Krone": Ältere Menschen erzählen von der großen Vorfreude auf Weihnachten.
Friedl: Was heute nur noch wenige wissen: Im Advent wurde früher gefastet. Anders als heute gab’s da auch noch keine Weihnachtskekse. Bis zum Heiligabend war man stark nach Innen gekehrt, auch der Glaube wurde intensiver als sonst gelebt. Eine jede Familie musste zumindest ein Mitglied Tag für Tag zur Rorate entsenden. Durch Warten entsteht Vorfreude.
"Krone": Was kam dann an Heilig Abend auf den Tisch?
Friedl: Nach der Bescherung gab es in vielen Familien traditionell Bratwürste. Frische Würste und der Festbraten am Christtag waren Delikatessen, die es in Zeiten ohne Kühlschrank und Kühltruhe nur selten gab.
"Krone": Welche Geschenke lagen unter dem Christbaum?
Friedl: Das meiste wurde selbst gemacht. Für die Kinder hat man Puppen genäht oder Socken gestrickt. Gekauft wurde nur Nützliches wie Unterwäsche oder Strumpfhosen. Eine derartige Geschenkflut wie heute gab es nicht, alles hatte seinen ganz besonderen Wert.
Die "Krone"-Leser erinnern sich
Welche Erinnerungen haben Sie, liebe Leser, an Ihre Kindheit anno dazumal in dieser speziellen Zeit? Bitte schicken Sie uns alte Bilder und Ihre Gedanken, wir werden so viele Einsendungen wie möglich in der Adventszeit veröffentlichen. Darüber hinaus ist die Historikerin und Buchautorin Inge Friedl dankbar für jeden Zeitzeugen, mit dem sie ins Gespräch kommen kann. Sofern erwünscht, würden wir Ihre Geschichte auch an sie weiterleiten. Kontakt: "Steirerkrone", Münzgrabenstraße 36, 8010 Graz oder steirer@kronenzeitung.at
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