Stanley Cup im Kopf

Thomas Vanek im Interview: “Ziel: Wieder 20 Tore”

Sport
12.10.2014 09:56
Wenige Stunden nach dem Beginn der Transferperiode in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL am 1. Juli hat Thomas Vanek bei Minnesota Wild einen Dreijahresvertrag unterschrieben. Die sportliche Perspektive war dafür ausschlaggebend, dass er mit Frau und seinen drei Buben in Minnesota wohnt, nur ein Bonus, betonte Vanek im ausführlichen Interview.

Österreichs Stürmerstar gesteht, dass er bei Dauer und Gehalt Abstriche gemacht hat, um bei einem starken Club unterzukommen. Vanek glaubt, mit Minnesota eine Chance zu haben, sich den Traum vom Gewinn des Stanley Cups zu erfüllen. Die Wild sind für ihn einer der Herausforderer von Titelverteidiger Los Angeles Kings.

Sie haben gleich am ersten Tag der Transferperiode unterschrieben. Wie hat sich diese Entscheidung entwickelt?

Vanek: "Fünf Tage vor dem 1. Juli kannst du anfangen, mit Mannschaften zu reden. Mit den Islanders, St. Louis und Minnesota habe ich am meisten geredet. Minnesota war meine Nummer eins. St. Louis hat Stastny geholt, da wäre es schwieriger geworden. Wenn nicht Minnesota, wäre ich hoffentlich zurück zu den Islanders gegangen. Ich hatte eine super Zeit dort. Die Mannschaft ist auf dem Weg nach oben und so eine gute Stimmung wie bei den Islanders hatte ich noch nie in meiner Karriere. Das ist eine sehr gute Kameradschaft."

Es heißt, die Islanders hätten einen längeren und höher dotierten Vertrag angeboten. Haben Sie auf Geld und Laufzeit verzichtet?

"Ich habe sicher Jahre und Geld liegen gelassen. Geld ist wichtig, eine Karriere ist nur begrenzt lang. Ich habe aber das Glück, dass ich schon gut verdient habe, daher war Geld nicht das Wichtigste für mich. Das habe ich auch den Islanders gesagt. Es wäre mir egal gewesen, ob drei oder sieben Jahre. Ich glaube, ich kann noch sieben, acht Saisonen gut spielen. Daher habe ich überhaupt keine Angst gehabt, nur drei Jahre zu unterschreiben, weil ich nachher noch einmal unterschreiben kann."

Was hat den Ausschlag für Minnesota gegeben?

"Ich habe auf die Mannschaft geschaut. Sie haben sehr gut im Play-off gespielt. Sie haben einen guten jungen Torhüter (Kuemper), der erinnert mich an den jungen Miller, und du brauchst einen guten Torhüter um zu gewinnen. Die Verteidiger sind sehr stark, angefangen bei Suter und Brodin. Vorne sind wir extrem stark, das hat man im ersten Spiel gegen Colorado gesehen. Die erste Linie war unglaublich, aber es geht nicht immer, dass es die erste Linie richtet, da muss dann auch meine Linie besser werden. Und wir haben noch die dritte Linie. Los Angeles ist für mich die beste Mannschaft, weil sie einen guten Torhüter haben, gute Verteidiger, und drei oder vier Linien, die spielen können. Ich glaube, wir haben das auch."

Dass Minnesota in den letzten zwei Jahren mit Investitionen in Suter, Parise oder Pominville gezeigt hat, dass sie große Ambitionen haben, war wohl wichtig für Sie?

"Ich wollte wo hin, wo man in den nächsten Jahren gewinnen kann. Garantieren kann das niemand. Hier sind gute Spieler, die Mischung ist sehr gut. Die Mannschaft erinnert mich an meine jungen Jahre in Buffalo, da hatten wir mit Drury und Briere gute ältere Spieler und gute Junge mit Pominville, Roy oder auch mir."

Wie stark schätzen Sie Minnesota ein: Titelanwärter, erweiterter Kreis?

"Im Westen gibt es so viele gute Mannschaften. Für uns muss das Ziel sein, ins Play-off zu kommen. Jeder, der ins Play-off kommt, hat eine Chance, ins Finale zu kommen. Das glaube ich echt. Das Ziel muss sein, eine der Top-8-Mannschaften zu sein, und ich glaube, das sind wir."

Sie haben immer gesagt, der Stanley Cup ist ihr Ziel. Ist Minnesota quasi ein Dreijahresprojekt?

"Ich glaube, die Mannschaft ist so weit, dass wir kein Dreijahresprojekt brauchen. Wir müssen zum richtigen Zeitpunkt gut spielen, gesund bleiben und es gibt noch einige andere Faktoren. Wir sind sicher eine Mannschaft, die die Los Angeles Kings herausfordern kann."

Haben Sie sich auch ein persönliches Ziel gesetzt?

"Nein, ich setze mir nie solche Ziele. Ich weiß, was ich bringen kann: Im Überzahl meine Tore zu machen, auch im Spiel 5-gegen-5, und meine Mitspieler besser zu machen. Ich weiß, dass es ein bisschen Zeit dauern wird, bis ich in den Rhythmus reinkomme. Was ich gelernt habe: Du machst keine Saison in 10 oder 20 Spielen, du musst über 82 Spiele gut sein. Von daher ist es egal, ob ich in den ersten zehn Spielen ein Tor habe oder fünf. Ich habe bisher in jeder Saison mindestens 20 Tore geschossen, das ist wieder das mindeste Ziel."

In letzten zwölf Monaten haben Sie in vier Mannschaften und Städten gespielt. Was zeichnet Minnesota Wild aus?

"Was mir an Minnesota so taugt - und wenn ich zurückblicke, warum ich hier auch aufs College gegangen bin - ist die Atmosphäre. Die Leute verstehen und lieben Eishockey. Wenn wir mit den Gophers (Anm.: Uni-Mannschaft) am selben Abend spielen, habe wir 18.000 Zuschauer und die Gophers 10.000. Das ist verrückt. Wenn man so einen Rückhalt von den Fans hat, ist das natürlich schön. Und die Mannschaft hier baut was Richtiges, ich bin nur ein Teil, der dazugekommen ist."

Ist Minnesota also mit Buffalo vergleichbar?

"Auf alle Fälle. Montreal wird, wenn ich einmal auf meine Karriere zurückschaue, ein cooles Highlight sein. Wie ein Real Madrid oder Manchester im Eishockey. Von daher bin ich froh, dass ich so etwas erlebt habe. Für mich persönlich ist eine Stadt wie Buffalo besser. Du hast super Familienleben, aber du lebst in einer Sportstadt."

Denken Sie manchmal zurück an die Zeit, als sie mit 16, 17 Jahren eine Entscheidung treffen mussten, sich für Minnesota entschieden haben und jetzt wieder zurück sind?

"Das ist einfach ein Bonus für mich. Viele sagen, dass ich hier nur unterschrieben habe, weil ich da wohne. Das ist ein Blödsinn. Die Zeit vergeht so schnell, in sieben, acht Jahren ist meine Karriere vorbei, dann bin ich eh da. Natürlich ist es ein Bonus, dass ich jetzt zwölf Monate im gleichen Haus wohnen kann und wir Freundschaften abseits vom Eishockey machen können."

Fühlt sich diese Saison jetzt anders an, weil Sie jetzt wirklich daheim sind?

"Das habe ich erst Ende August richtig mitbekommen, weil wir normalerweise in der dritten August-Woche zusammengepackt haben und weggeflogen sind. Jetzt war es nicht zusammenpacken, sondern die Sachen wieder auspacken."

Ihr ältester Sohn Blake (7) spielt Eishockey, die Zwillinge Luka Robert und Kade Ashton (3) auch schon?

"Die fangen heuer an. Sie spielen in Stillwater, wo wir wohnen. Da wird Ashley (Anm.: seine Frau) viel beschäftigt sein als Taxi-Fahrerin."

Es gibt in Stillwater ein 'Vanek Program', was ist das?

"Ich bin Mitbesitzer von einer kleinen Trainingshalle mit einem kleinen, sehr guten Trainingszentrum. Im Sommer bin ich öfters dort und trainiere die Jungen. Mit Blake und den zwei Kleinen werde ich jetzt öfter dort sein."

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(Bild: KMM)



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