Vor Austria – Rapid

Wohlfahrt & Müller im großen “Krone”-Derby-Talk

Sport
06.03.2015 22:04
Vorm großen Duell Austria – Rapid bat die "Krone" beim Brückenwirt in Wien-Unterlaa zum "Derby der Sportchefs": Franz Wohlfahrt und Andreas Müller erzählten Peter Klöbl und Peter Linden von alten Zeiten in Deutschland und sprachen Klartext über Fußball-Wien.

Drei Duelle gab's zwischen den beiden auf dem grünen Rasen in Stuttgart und Gelsenkirchen. 16 Jahre nach dem letzten kommt's am Sonntag zum ersten als Sportchefs im Wiener Derby. Ein Emotionsduell, das Müller bei seinem Job in Hoffenheim vermisste, das ihn jetzt bei Rapid genauso begeistert wie früher bei Schalke die Kohlenpott-Duelle gegen Dortmund.

An die er aber nicht nur gerne zurückdenkt: 2007 kostete eine Niederlage in Dortmund den Meistertitel mit Schalke: "Dortmund war damals ähnlich angeschlagen wie jetzt Austria." Und darum sagte er bald zu Wohlfahrt: "Hätte ich jetzt eine ähnliche Situation wie du zu bewältigen, wäre für mich ein Derby das willkommenste Spiel. Da kann man mit einem Schlag alles ausbessern."

"Krone": Beneidet der Austria-Sportdirektor den Rapid-Kollegen um irgendetwas?
Franz Wohlfahrt: Nur um die zehn Punkte mehr, sonst um nichts.
Andreas Müller: Punkte sind nur eine Momentaufnahme. Im Fußball geht das alles so schnell. Unsere Ausgangsposition ist ordentlich. Wir sind aber noch lange nicht durch. Die Saison ist wie ein 400-m-Lauf, das Derby ist noch nicht die beginnende Zielkurve.

"Krone": Sie sitzen beide bei den Spielen auf der Tribüne, nicht auf der Bank neben dem Trainer. Warum?
Müller: In Deutschland war ich immer auf der Bank, jetzt bin ich froh, es nicht mehr zu sein. Man sieht das Match besser, an dem Tag geht es auch nicht um den Sportchef, sondern um die Mannschaft und das Trainerteam. Natürlich habe ich einiges zu sagen, bin tagtäglich in der Kabine. Aber im Jahr sechs, sieben Brandreden sind sinnlos, das verpufft. Und außerdem kann ich oben auf der Tribüne besser fluchen.
Wohlfahrt: In der heutigen Zeit mit den modernen Medien muss man viel mehr aufpassen. Man muss ja nicht immer einer Meinung mit dem Trainer sein, das ist dann schon ein bisschen schwierig, das auf der Bank zu unterdrücken, ohne dass es die Ersatzspieler mitbekommen. Für konstruktive Diskussionen ist ohnehin keine Zeit, Mimiken allein können schon negativ interpretiert werden.

Müller: Momente, Mimik, Kopfschütteln. Je nach Situation kann das interpretiert werden, wie man es haben will.
Wohlfahrt: Ich verhalt' mich sehr bewusst auf der Tribüne. Weil immer Kameras da sind. Gerade in negativen Zeiten. Daher gibt’s kaum eine Regung von mir.

"Krone": Beneidet der Rapid-Sportchef den violetten Kollegen um den Wiener Bürgermeister Michael Häupl als prominentesten Fan?
Müller: Wenn wir am Ende das Ding gedreht haben, macht mir das nichts aus. Wir brauchen viel mehr so Leute, die Begeisterung für Fußball haben. Ich finde es auch gut, dass man sich zu etwas bekennt.

"Krone": Frage an einen Kärntner und einen Schwaben: Ist die Rolle des Wiener Fußballs derzeit befriedigend? Keiner traut sich, Salzburg den Kampf anzusagen. Man hört nur: Die müssen schwächeln, damit wir da sein können.
Wohlfahrt: Der Andreas hat die früheren Zeiten nicht so mitbekommen. Die Zeiten verändern sich, jeder muss für sich und auf sich schauen, kann nicht auf die Stadt achten. Machen wir das, gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass Wien wieder die Nummer eins wird.
Müller: Ich habe immer wieder betont, dass es unfair gegenüber der jetzigen Mannschaft ist, sie mit etwas zu konfrontieren, was nicht leistbar ist. Wenn wir es schaffen, die Truppe über einen längeren Zeitraum – da sprech‘ ich von zwei Jahren, was bei Rapid schon lange ist – zu halten, bin ich überzeugt, dass wir Paroli bieten, unabhängig davon, ob Salzburg schwächelt.

Wohlfahrt: Durch die kürzere Amtszeit ist das eine andere Ausgangsposition für mich. Das wäre zu viel verlangt. Grundlegendes Ziel für mich und in weiterer Folge das Umfeld muss der Meistertitel sein. Es geht darum, dementsprechend zu arbeiten. Wenn ich mit Platz drei oder vier zufrieden bin, dann lass ich die Zügel schleifen.
Müller: Jeder muss in seinem Klub die Voraussetzungen schaffen, dass man so etwas angehen kann. Personalentscheidungen sind mit das wichtigste, was ein Verein treffen muss. Das richtige Wort ist Überzeugung. Ich bin überzeugt, wenn wir obige Schritte einhalten, werden wir in den nächsten ein, zwei Jahren Meister.
Wohlfahrt: Wien ist die lebenswerteste Stadt der Welt. Daher wundert es mich, dass so viele unglücklich durch die Stadt ziehen. Ich bemerke jetzt, dass es Unsicherheiten bei Spielern gibt. Mit sich selbst. Die wissen nicht, wo sie stehen, was sie machen sollen. Es braucht viel Arbeit, um ihnen zu helfen.

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(Bild: KMM)



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