Unter Beschuss

WADA-Chef: “Lance Armstrong ist ein Dopingbetrüger”

Sport
24.08.2012 16:05
Der siebenfache Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong ist aus Sicht der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) ein "Dopingbetrüger". Das erklärte WADA-Chef John Fahey am Freitag, nachdem der Ex-Radprofi angekündigt hatte, nicht mehr gegen Dopingvorwürfe vorzugehen. Armstrongs Erfolge seien nichts mehr wert, betonte Fahey und verlangte weitere Schritte. Zuvor hatte die US-Anti-Doping-Agentur mitgeteilt, dass Armstrong sämtliche sieben Titel als Tour-de-France-Sieger verliere.

"Er hatte das Recht, die Vorwürfe auseinanderzunehmen, aber er hat sich dagegen entschieden. Daher ist unter diesen Umständen die einzige Deutung, dass diese Vorwürfe Substanz hatten. Ich kann es nur nehmen, wie es ist: Das führt zur Schlussfolgerung, dass er ein Dopingbetrüger ist", sagte Fahey der Nachrichtenagentur Reuters.

Mit Blick auf Armstrongs Erfolge fügte Fahey hinzu: "Ich verstehe das so: Wenn die Beweise auf einer Karriere gründen, die sieben Tour-de-France-Siege beinhaltet, wird all dies ausgelöscht."

Der von Armstrong heftig kritisierten US-Anti-Doping-Agentur USADA bescheinigte Fahey ein korrektes Vorgehen in Übereinstimmung mit den WADA-Regeln. Armstrong sei bestrebt, "den Überbringer der Nachricht zu erschießen. Das ist enttäuschend. Er ist nie vor Gericht gegangen, es hat keine Anhörung wegen seines Verhaltens gegeben. Wovon also ist er müde?", fragte Fahey. Während Armstrong behauptete, es gebe keine konkreten Beweise für die USADA-Vorwürfe gegen ihn, verwies Fahey auf belastende Aussagen von zehn Radprofis und anderen Zeugen.

Armstrong setzt Schlussstrich unter "Hexenjagd"
"Ich weigere mich, weiter in einem derart unfairen und einseitigen Prozess mitzumachen!" Mit diesen Worten hatte Armstrong in einem schriftlichen Statement für sich selbst ein für allemal einen Schlussstrich unter die "Hexenjagd" gezogen, wie er das Vorgehen der US-Dopingjäger bezeichnete.

Erst am Montag hatte ein Richter eine Klage des Ex-Radstars, mit der dieser das Vorgehen der Dopingbehörde blockieren wollte, abgewiesen. Dem 40-Jährigen werden jahrelanges Doping und Handel mit illegalen Substanzen vorgeworfen, auch ehemalige Teamkollegen hatten zuletzt gegen ihn ausgesagt. Wirklich überführt wurde Armstrong allerdings bislang nie.

Ullrich "stolz auf zweite Plätze"
Und genau dieser Umstand löst in der Fachwelt Kopfschütteln aus. Der Deutsche Jan Ullrich, dreimal hinter Armstrong Tour-Zweiter, meint: "Mich beschäftigt das nicht mehr groß. Ich weiß, wie damals die Reihenfolge am Zielstrich war!" Er habe mit seiner Profikarriere abgeschlossen und sei "stolz auf meine zweiten Plätze", so Ullrich.

Auch österreichische Experten üben Kritik am Vorgehen der US-Behörden. Gerhard Schönbacher, der als zweifacher Tour-Letzter in Frankreich zur Legende wurde und heuer im Oktober in Australien wieder die Crocodile Trophy veranstaltet: "Jede Form des Dopings ist zutiefst zu verurteilen. Aber man hatte sieben Jahre Zeit, ihn zu erwischen. Das jetzige Vorgehen ist infrage zu stellen. Bankräuber verurteilt man auch nicht ohne Beweise."

Steinmayr: "Dinge ruhen lassen"
Wolfgang Steinmayr, mit vier Erfolgen Rekordsieger bei der Österreich-Tour, fiel ebenfalls aus allen Wolken, als er von den neuen Entwicklungen im Fall Armstrong hörte: "Jede Form des Dopings gehört unterbunden. Aber irgendwann ist es Zeit, gewisse Dinge ruhen zu lassen. Ein Formel-1-Pilot verliert auch nicht seinen Titel, weil er vor 20 Jahren vielleicht ein regelwidriges Auto hatte. Ich habe schon etwas den Eindruck, dass sich hier manche einen Namen machen wollen, indem sie ein Sport-Denkmal stürzen."

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(Bild: KMM)



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