Bankrotterklärung

Rapid kann jetzt nur noch ein Wunder helfen

Fußball
31.07.2008 15:41
Rapid hat am Mittwoch einen der peinlichsten Auftritte einer österreichischen Mannschaft in der Geschichte des Europacups hingelegt. Das 0:3 im Zweitrunden-Hinspiel der Champions-League-Qualifikation auswärts gegen Anorthosis Famagusta war nicht nur die höchste Niederlage eines heimischen Clubs gegen eine zypriotische Mannschaft überhaupt, es könnte auch weitere "historische" Folgen nach sich ziehen. Denn bisher verabschiedete sich noch kein rot-weiß-rotes Team in dieser Quali-Phase für die Königsklasse. Um den Aufstieg doch noch zu schaffen, muss schon ein kleines Fußball-Wunder passieren.

Nach der Bankrotterklärung auf der Insel scheint dieses Szenario aber äußerst wahrscheinlich, zumal das Auftreten des Meisters gegen den zypriotischen Titelträger wenig Grund zur Hoffnung für das Rückspiel am kommenden Mittwoch (19.30) im Wiener Hanappi-Stadion gab. So wurde etwa in 90 Minuten keine einzige auch nur halbwegs zwingende Torchance herausgespielt. Dennoch übte man sich im Lager der Grün-Weißen in Durchhalteparolen. "Im Sankt Hanappi sind schon einige Wunder passiert", meinte etwa Stefan Maierhofer, und Steffen Hofmann ergänzte: "Ich glaube, dass wir es noch schaffen können."

Auch Trainer Peter Pacult hat die Hoffnung auf ein Weiterkommen noch nicht ganz aufgegeben, musste jedoch zugeben: "Die Chancen sind sicher gering, aber ich war schon einmal dabei, als Rapid im Europacup ein 0:3 umgedreht hat", erinnerte der Wiener an das legendäre 5:0 von Rapid gegen Dynamo Dresden im Viertelfinale des Europacups der Cupsieger im März 1985, bei dem er selbst im Einsatz war und zwei Tore erzielte.

Pacult lobt Famagusta
Allerdings gab Pacult auch zu bedenken: "Vielleicht passiert wieder ein Wunder, doch dafür brauchen wir eine klare Steigerung und viel mehr Aggressivität." Auf eine öffentliche Abrechnung mit seiner Mannschaft verzichtete der Meistermacher jedoch. "Wir haben verdient verloren. Die Leistung werden wir intern besprechen." Weiters meinte Pacult: "Man muss auch die Leistung des Gegners respektieren. Wir müssen in Österreich lernen, Gegner zu akzeptieren und sie nicht schlechter zu machen, als sie sind", forderte der Trainer.

Im Gegensatz zu weiten Teilen der österreichischen Öffentlichkeit hätten seine Kicker den zypriotischen Verein, in dessen 18-Mann-Kader 14 Legionäre standen, nicht unterschätzt. "Ich glaube weniger, dass die Spieler meine Warnungen nicht ernst genommen haben, aber wenn man Fehler macht, passieren eben Tore", so Pacult. Dabei sei zu Beginn alles weitgehend planmäßig gelaufen. "Bis zum 0:1 haben wir eigentlich fast alles richtig gemacht. Aber wenn man dann viele Abspielfehler macht und nicht mehr sicher genug den Ball halten kann, bekommt man Probleme."

Niederlage nur schwer zu verdauen
Das erste Gegentor sei zwar "aus heiterem Himmel" gefallen, dennoch ärgerte sich Pacult, dass es aus einem weiten Einwurf entstand. Genau davor hätte er sein Team im Vorfeld gewarnt, betonte der Coach. Das 0:2 nach einem weiten Pass, bei dem die Innenverteidigung neben den Schuhen stand, bezeichnete der Trainer als "bitter", und zusammen mit dem dritten Tor der Zyprioten in der 92. Minute kam eine Niederlage zustande, "die für mich nur schwer verdaulich ist", gestand Pacult.

Fans wütend, Hoffer nur leicht verletzt
Während der 48-Jährige die peinliche Schlappe weitgehend sachlich analysierte, trieb die Darbietung der Rapidler so manchem der über 100 mitgereisten Fans die Zornesröte ins Gesicht. Als sich die Spieler nach dem Schlusspfiff von den Anhängern verabschieden wollten, wurde ihnen eindeutig zu verstehen gegeben, sich schnellstmöglich in die Kabine zu begeben. "Ich verstehe die Reaktion der Fans", sagte Kapitän Hofmann. Erwin Hoffer wurde eine Viertelstunde vor Schluss mit Verdacht auf einen Haarriss im Oberarm vom Platz getragen. Eine Untersuchung im Lorenz-Böhler-Krankenhaus in Wien ergab inzwischen jedoch, dass es sich bei der Verletzung "nur" um eine starke Muskelprellung in der linken Schulter handelt. In ein paar Tagen wird er wieder fit sein.

Massive finanzielle Einbußen drohen
Rapid muss nun nicht nur den sportlichen Misserfolg verdauen, sondern sich auch schon auf die Konsequenzen einstellen, die das Debakel nach sich ziehen könnte: Im Falle eines Ausscheidens und dem damit verbundenen vorzeitigen Abschied von der internationalen Bühne fehlen dem österreichischen Fußball-Meister im Zwölf-Millionen-Etat die geplanten Europacup-Einnahmen von 500.000 Euro.

Laut Edlinger, der nach dem Schlusspfiff von einem "katastrophalen Spiel" sprach, gerät Rapid deswegen aber nicht in gröbere Schwierigkeiten. "Wir haben in unserem Budget einen Überschuss eingeplant, weil wir Altlasten abbauen wollten. Dieser Abbau der Altlasten würde bei einem Ausscheiden in geringerem Maße passieren", erklärte der frühere Finanzminister und betonte: "Unsere Liquidität wäre bei einem Ausscheiden nicht gefährdet."

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(Bild: KMM)



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