Was wollen Sie hier? Sie sollten nicht hier sein!" Am Flughafen Kolzowa von Jekaterinburg hatte der Empfang an dunkelste kommunistische Zeiten erinnert. Nicht auf der Liste. Kein Transfer. Unperson. Irgendjemand hatte dann morgens um fünf ein Erbarmen. Freie Fahrt ins Hotel. Ab dann lief alles wunderbar.
Eine perfekt organisierte Tischtennis-EM. Fünf-Sterne-Hotels, bestes Essen, pünktliche Shuttle, schnelle Akkreditierung. Und alle russischen Klischees erfüllt - von Birken, Balalaika, Bliny über Beton bis zu Bolschewiki. Im Stadtzentrum von Relikten der Zarenzeit mit Holz- oder Ziegelhäusern, der Ära der Bolschewiki mit Denkmälern wie von Lenin bis hin zu orthodoxen Kirchen, grauen Wohnburgen aus Beton, modernen Hochhäusern.
Aber in der City nur ein Hinweis auf die Tischtennis-EM. Auch sonst wenig vom Sport? An der Promenade des "Stadt-Teiches" ein versteckter Hinweis auf die Fußball-WM 2018. Das 44.000 Fans fassende Zentralstadion wird umgebaut. Eine Straßenbahn macht Reklame für den größten Eishockey-Klub der Stadt. Dafür Hunderte von Plakaten für Theater, Konzerte, Kinos.
Die 20-minütige Fahrt in modernen Bussen vom Zentrum, wo viele stinkige Nachkriegsmodelle brettern, zur Halle erfreut mit endlosen Birkenwäldern (erinnert an große russische Literatur).
In der Expo spielen Balalaika-Gruppen, werden aus einem riesigen Samowar Tee und am Nachbarstand Bliny, die russische Version der Palatschinken, serviert. Und da gibt es einige Stände mit Matrjoschkas, den Puppen aus den Puppen.
"Jekaterinburg ist die heimliche Hauptstadt"
Geographisch zählt Jekaterinburg, östlich des Urals gelegen, zu Asien. Die Einwohner fühlen sich aber als Europäer. Wie der Taxifahrer, der uns zur 17 km westlich von Jekaterinburg gelegenen Grenze zwischen Europa und Asien chauffiert, erzählt: "Petersburg hat die Kultur, Moskau die Finanzen - aber Jekaterinburg ist die heimliche Hauptstadt, das Tor nach Sibirien - und wir haben ein großes Herz!" Das sie bei der Fußball-WM in drei Jahren der ganzen Welt öffnen wollen.
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