Unterschied zu Ösis?

Gartner: “Deutsche geben einfach nie auf”

Sport
24.04.2015 14:47
In Österreich hat er kaum lange genug gespielt, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, aber in Deutschland ist er schon mit 21 Jahren zum "Alpen-Juwel" geadelt worden: der Ex-Mattersburger Christian Gartner. Neben Erwin Hoffer und Michael Liendl ist er der dritte Österreicher beim deutschen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf und davon der mit Abstand jüngste. Wie es möglich war, dass sich der aus der Neusiedler-See-Gemeinde Illmitz Stammende bei den Fans der Fortuna einen guten Namen machen konnte, wo er den größten Unterschied zwischen Fußball-Österreich und Fußball-Deutschland sieht und wo er in seiner Karriere noch hin will, das erzählte er im sportkrone.at-Talk.

sportkrone.at: Gleich vorweg: Christian, was muss man machen, um bei Fortuna Düsseldorf zum "Alpen-Juwel" ernannt zu werden?
Christian Gartner:(lacht) Ich glaub', das Wichtigste ist, dass man jung ist, sonst wird man nicht als Juwel bezeichnet. Ich denke, dass meine Leistungen noch dazu ganz okay waren - und so wird der Name gekommen sein.

sportkrone.at: Und die "Alpen"?
Gartner: Genau! Sie verbinden hier alles, was aus Österreich kommt, mit den Alpen. Dabei sage ich ihnen immer, dass es bei mir überhaupt keine Berge gibt. Wir sind weit weg von den Bergen im Burgenland.

sportkrone.at: So richtig erstrahlen kannst du als "Alpen-Juwel" im Moment – wie schon recht lange im ganzen Frühjahr – nicht, eine Verletzung am Sprunggelenk zwingt dich zum Aussetzen. Wie schaut's damit aus, wann kannst du wieder spielen?
Gartner: Puh, ob sich das in dieser Saison noch ausgeht, das weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Aber ich hoffe, dass ich in zwei bis drei Wochen wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann.

sportkrone.at: Durch deine Blessur hast du seit dem Trainerwechsel auf Taskin Aksoy noch keine Minute in der zweiten Liga gespielt, aber in der Zweier-Mannschaft bist du bereits unter dem Kommando des neuen Fortuna-Chefcoachs gestanden: Für dich persönlich ein gutes Omen?
Gartner: (zögert) Das kann ich nicht beurteilen! Immerhin muss ich jetzt schon drei Monate pausieren, da wird es so oder so schwierig, wenn ich wieder spielen kann.

sportkrone.at: Aber er kennt dich auf jeden Fall – immerhin hast du in der zweiten Mannschaft einige Male gespielt und einige Assists sowie Tore geliefert.
Gartner: (grinst)Sagen wir mal so: Das wäre sicher nicht negativ.

sportkrone.at: Der vor Kurzem beurlaubte Trainer Oliver Reck ist einigermaßen hinter dir gestanden, der allerschlimmste Coach für deine Entwicklung war er zweifellos mal nicht, oder siehst du das anders?
Gartner: Nein, absolut nicht! Als er im Dezember 2013 übernommen hat, hatte ich gerade noch meine ersten zwei Spiele unter Coach Mike Büskens absolviert. Er hat mich dann drinnen gelassen und mir das Vertrauen geschenkt. Ich denke, dass ich das mit meinen Leistungen auch ganz gut zurückgezahlt habe.

sportkrone.at: Mit gerade einmal 21 Jahren hast du inzwischen mehr Spiele in der 2. deutschen Liga als in der österreichischen Bundesliga absolviert (Anm.: 30:28 Spiele). Wie kommt's, dass bei dir der Wechsel ins Ausland so geschmeidig verlaufen ist, während sich viele deiner Altersgenossen oft noch lange schwertun im Ausland?
Gartner: Mein Ziel war immer schon, dass ich mal ins Ausland wechsle. Eigentlich wollte ich ja sogar noch früher gehen, aber meine Mama hat gesagt, ich solle erst die Schule fertig machen – und so hab' ich im Sommer 2013 den Schritt gewagt. Nach der Matura. Bei Düsseldorf ist mir dann natürlich auch zugutegekommen, dass es nicht so gut gelaufen ist und mich Coach Büskens einfach einmal ausprobiert hat. Das war in Aue – und seitdem läuft es eigentlich ganz gut für mich.

sportkrone.at: Gab's denn gar nichts, was die nach dem Wechsel Schwierigkeiten bereitet hat?
Gartner: Aber ja doch! Ich musste mich schon ziemlich umstellen - vom Zweikampfverhalten und von der Aggressivität her. Das ist mir am Anfang ein bisschen schwerer gefallen. Ich habe zwar drei bis vier Monate gebraucht, aber dann habe ich mich gut darauf eingestellt. (überlegt lang) Aber ich glaube, da kann ich mich immer noch weiter verbessern.

sportkrone.at: Wie würdest du generell den Unterschied zwischen der österreichischen Bundesliga und der zweiten deutschen Liga beurteilen? Wie würden sich die heimischen Klubs im Vergleich mit Kaiserslautern, der Fortuna oder Tabellenführer Ingolstadt machen?
Gartner: Den größten Unterschied gibt's auf jeden Fall bei den Zuschauern. Hier sind 30.000 im Stadion und in Österreich 3.000 bis 5.000. Fußballerisch gesehen ist die österreichische Bundesliga vielleicht sogar etwas stärker als die zweite deutsche Liga – aber körperlich und von der Aggressivität her geht es hier in Deutschland schon bedeutend intensiver zu. Ganz abgesehen von der Mentalität der Deutschen, die geben einfach nie auf, egal wie es steht. Ich denke aber schon, dass unsere Spitzenmannschaften schon oben mitspielen würden. Also Rapid, Austria und Sturm.

sportkrone.at: In Österreich haben sich nach deinem Wechsel nicht wenige gefragt: Was will der junge Bursche nach 28 Spielen bei Mattersburg schon in Deutschland. Das sei viel zu früh und du seist noch dazu körperlich zu schwach. Hast du selbst jemals an deiner Entscheidung gezweifelt, zur Fortuna zu gehen?
Gartner: Nein, denn wenn ich nicht von mir überzeugt gewesen wäre, dann hätte ich diesen Schritt nicht gemacht. Mein Ziel war immer, nach Deutschland zu wechseln oder zumindest ins Ausland, weil ich gesehen habe, dass ich mich dort körperlich mehr entwickeln kann.

sportkrone.at: Größer als der Unterschied zwischen Selbstvertrauen und Überheblichkeit ist sicherlich der Unterschied zwischen Illmitz und Düsseldorf. Wie lebt es sich für einen Burschen aus dem beschaulichen Burgenland hier in der Rheinmetropole Düsseldorf?
Gartner: Weißt du, von mir daheim in Illmitz war ich nicht so weit weg von Wien, etwa 40 Minuten Fahrtzeit, deswegen vergleiche ich das immer ein bisschen mit Wien. Nur dass Düsseldorf ein bisschen kleiner ist (grinst). Es lässt sich sehr gut leben hier, keine Frage! Natürlich ist hier bedeutend mehr Trubel als in Illmitz, aber dort gibt's 1.700 Einwohner und hier sind es 600.000 oder 700.000. Das ist schon ein bisschen ein Unterschied...

sportkrone.at: Jetzt ist die Fortuna ja durchaus ein Österreicher-Klub und abgesehen vom Klub selbst gibt es auch bei Klubs in der Nähe einige Österreicher, etwa Peter Stöger und Kevin Wimmer bei Köln, Christian Fuchs bei Schalke oder auch Martin Stranzl bei Gladbach, der, soweit ich weiß, sogar in Düsseldorf lebt – spielt das für einen jungen Fußballprofi überhaupt eine Rolle oder lebt man nur für sich und sein eigenes Team?
Gartner: Ich war ja eigentlich als erster von uns drei Österreichern hier. Kurz nach mir ist dann der Jimmy hergewechselt – sicher, das hilft schon viel, wenn man einen zweiten Österreicher bzw. im Winter mit dem Michi Liendl dann gar einen dritten dazubekommt. Mit denen versteht man sich doch ein bisschen anders, mit denen kann man anders reden und es fällt im Umgang alles ein bisschen leichter. Keine Frage...

sportkrone.at: Hast du auch mit den österreichischen Spielern der anderen Mannschaften Kontakt? Oder gibt's da etwa zwischen Köln und Düsseldorf ob der Rivalität zwischen den beiden Städten ein gegenseitiges Betretungsverbot?
Gartner:(schüttelt lachend den Kopf) Nein, nein! Ich habe schon Kontakt mit den anderen Österreichern, vor allem mit dem Martin Stranzl, der ja auch ein Burgenländer ist. Und natürlich mit dem Christian Fuchs, weil wir ja den gleichen Berater haben. Nein, da gibt's kein Verbot...

sportkrone.at: Von der Ausrichtung her bist du bei der Fortuna als zentraler Mittelfeldspieler der defensivste Österreicher nach "Alpen-Bomber" Erwin Hoffer und "Alpen-Maradona" Liendl – dabei hast du doch eigentlich auch offensivere Wurzeln, oder irre ich mich?
Gartner: Nein, das stimmt schon. Am Anfang, als ganz Junger, hab' ich bei Mattersburg auf der Zehnerposition gespielt. Es hat immer geheißen, dass ich körperlich für etwas anderes zu schwach bin. Mit der Zeit hat sich das dann aber ergeben, keine Ahnung warum, dass ich Stück für Stück nach hinten gerutscht bin. Aber ich denke, dass mir das auch tatsächlich besser liegt, wenn ich das Spiel vor mir habe.

sportkrone.at: Vielleicht als Anhaltspunkt für alle österreichischen Fans, die dich in der Heimat bzw. via TV hier in Deutschland noch nicht oft genug gesehen haben: Wo würdest du sagen, liegen deine größten Stärken bzw. deine größten Schwächen?
Gartner: Meine Stärken sind auf jeden Fall das Passspiel, die Antizipation, die Handlungsschnelligkeit und die Spielintelligenz. Und Schwächen... (überlegt kurz)... die hab' ich auf jeden Fall im Kopfballspiel. Körperlich muss ich außerdem noch robuster und ein bisschen dynamischer werden.

sportkrone.at: Und wohin, glaubst du selbst, können dich deine Stärken und Schwächen noch hinbringen? Im Land des Fußball-Weltmeisters bist du ja schon, wenn auch "nur" in der zweiten Liga...
Gartner: (nickt)Ich hoffe, dass es noch eine Liga höher hinaufgeht. In der deutschen Bundesliga zu spielen, das wäre schon ganz, ganz toll.

sportkrone.at: Mit der Fortuna?
Gartner: Ja, das wäre am besten... (grinst)

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(Bild: KMM)



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