Gefängnis verlassen

“Erschöpft”: Ex-FIFA-Vize in Spital eingeliefert

Sport
29.05.2015 09:29
Der FIFA-Skandal erschüttert die Fußball-Welt. Nach der Festnahme von sieben Funktionären in der Schweiz ist Verbandspräsident Sepp Blatter angezählt. Der Schweizer steht dennoch kurz vor der Wiederwahl, da die Verbände aus Asien, Lateinamerika und Afrika weiter hinter ihm stehen (siehe Video oben). Eine zentrale Figur in der Korruptionsaffäre, Blatters Ex-Vize Jack Warner, gießt nun zusätzlich Öl ins Feuer. Er wurde wegen Erschöpfung aus dem Gefängnis abtransportiert und in eine Krankenhaus gebracht.

Die US-Ermittler konnten Warner bereits jetzt Veruntreuung und Untreue im Ausmaß von mehreren Millionen Euro nachweisen. Der Geschäftsmann und Politiker aus Trinidad und Tobago hatte sich am Donnerstag der Polizei gestellt und sich noch gegen eine Kaution von umgerechnet 360.000 Dollar freigekauft, blieb jedoch die Nacht über im Gefängnis.

Mit Krankenwagen abtransportiert
In der Nacht hat er das Gefängnis in Trinidad und Tobago in einem Krankenwagen verlassen. Der 72-Jährige habe über Erschöpfung geklagt und Fragen von Reportern vor der Haftanstalt nicht beantworten können, teilte ein Justizbeamter mit.

"Musste lachen, weil Blatters Name fehlte"
Nach den Verhaftungen sorgte er mit folgendem Sager für Aufsehen: "Ich musste lachen, weil Blatters Name fehlte." Zudem kritisierte er das Vorgehen der Behörden: "Wenn ich der FIFA über 30 Jahre hinweg Geld gestohlen haben soll, wer hätte es mir denn gegeben? Wie kommt es, dass er nicht unter Anklage steht?" Zudem meinte der 72-Jährige, dass es kein Zufall sei, dass "nur Personen aus Dritte-Welt-Ländern" unter Anklage stünden.

Unterstützung aus Afrika und Asien
Trotz Riesen-Skandal steht Blatter am Freitag vor der Wiederwahl als Chef des skandalumwitterten Fußball-Weltverbandes. Der 79-jährige Schweizer ist beim Kongress in Zürich großer Favorit gegen Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien. Blatter strebt eine fünfte Amtszeit an und kann vor allem mit Unterstützung aus Asien und Afrika rechnen.

ÖFB stimmt gegen Blatter
Die Europäische Fußball-Union hatte am Donnerstag kurz vor der Kongresseröffnung einen zuvor erwogenen Boykott verworfen. Die meisten UEFA-Delegierten - darunter auch ÖFB- Präsident Leo Windtner - wollen für Al-Hussein stimmen.

UEFA-Präsident Michel Platini hat Sepp Blatter am Donnerstag zum Rücktritt aufgefordert. "Bitte verlasse die FIFA. Lass es sein", so der Franzose. Platini hatte das Wort bei einem Meeting der Präsidenten der FIFA- Konföderationen an Blatter gerichtet. Doch ein Rücktritt kam für den FIFA-Boss nicht infrage. "Es wäre ein Zeichen von Größe gewesen. Fußball ist wichtiger als Personalien, aber er hat gesagt: "Es ist zu spät. Ich kann nicht aufhören, nicht zu Beginn dieses Kongresses."

Auch der US- Fußballverband wird Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein unterstützen. "Ich denke, wir werden eine wesentlich knappere Wahl erleben, als die Leute vor einigen Wochen vorausgesagt haben", meinte der US-Verbandschef. Laut Gulati, der dem Exekutivkomitee des Weltverbandes angehört, wird auch der kanadische Verbandspräsident Victor Montagliani für den jordanischen Gegenkandidaten stimmen.

Australiens Verband sowie voraussichtlich ein großer Teil der europäischen Föderationen dürfte ebenfalls Al-Hussein wählen. Auch der neuseeländische Verband gab am Freitag in Zürich bekannt, doch nicht für den 79-jährigen Schweizer zu stimmen: Angesichts der Entwicklung in den vergangenen 48 Stunden sei man zu der Auffassung gelangt, dass sich bei der FIFA so schnell wie möglich etwas ändern müsse, und dies könne nur mit einem neuen Präsidenten geschehen.

FIFA-Skandal Thema bei G7-Gipfel?
Der FIFA-Skandal soll nach Ansicht führender deutscher Politiker Thema beim G7-Gipfel Anfang Juni werden. Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, sagte der "Bild"-Zeitung: "Die extreme Selbstbedienung einiger FIFA-Funktionäre ist derartig schädlich für alle internationalen Bemühungen um die Bekämpfung von Korruption, dass die G7 hier ein deutliches Wort finden sollten."

Der Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Grosse-Brömer, äußerte sich ähnlich. Die Entwicklungen im Welt-Fußball seien sicher ein Thema des Gipfels auf Schloss Elmau, sagte er. Auch die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Dagmar Freitag, unterstützte den Vorschlag. Die SPD-Politikerin hofft, durch die laufenden Ermittlungen mehr zu den WM-Vergaben an Russland und Katar zu erfahren.

Bei der Eröffnung des mit Spannung erwarteten Kongress des Fußball-Weltverbandes forderte Blatter die 209 Mitglieder im Hallenstadion von Zürich angesichts des jüngsten Korruptionsskandals zur aktiven Mitarbeit auf. "Heute rufe ich Sie zum Teamgeist auf, damit wir gemeinsam fortschreiten können. Wir sind zusammengekommen, um die Probleme anzupacken", sagte der Schweizer in seiner Begrüßungsansprache.

Demonstrationen vor der Halle
Bei der Präsidenten-Wahl zeichnet sich die wohl knappste Entscheidung ab, seitdem Blatter 1998 die Regentschaft übernahm. "Die Ereignisse von Mittwoch haben einen echten Sturm ausgelöst", sagte Blatter. Vor der Halle wird demonstriert. Einige konnten ins Gebäude gelangen und störten die Rede des umstrittenen FIFA-Präsidenten. Eine Demonstrantin mit Palästina-Flagge lief schreiend durch die Halle, bevor Blatter den Security rief.

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(Bild: KMM)



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