"Krone"-Interview

DFB-Teamchef Löw: “Held oder Staatsfeind”

Sport
28.05.2014 19:37
Im streng gesicherten Trainingscamp des DFB im Passeiertal gewährte Jogi Löw, einst Trainer in Tirol und bei Austria, der "Krone" bei einem seiner geliebten Espressos Einblick in sein Seelenleben.

"Krone": Just am Tag, als Formel-1-Star Nico Rosberg im DFB-Camp im Passeiertal vorbeikommt, taucht die Story mit dem Führerschein-Entzug wegen Schnellfahrens auf. Passend, oder?
Joachim Löw: (grinst und zuckt die Achseln) Eigentlich bin ich kein Raser. Schneller als 150 km/h bin ich nie unterwegs. Aber wenn man in der Nacht von einem Match nach Hause fährt, übersieht man Beschränkungen leicht. So sammelt man Punkte in Flensburg. Eigentlich könnte ich laut Vertrag ja einen Chauffeur haben, aber hinten drinnen sitzen – das ist nichts für mich.

"Krone": Noch 14 Tage bis zur WM – und du wirkst unglaublich entspannt?
Löw: Bin ich auch. Wenn ich etwas richtig genießen kann, dann die Vorbereitung. Da bin ich meist tief entspannt. Aber auch später. Das wird mein viertes Großturnier als Cheftrainer. Da weiß man, was kommt. Das ist nicht mehr so wie bei meinem ersten Match in Österreich. Mit dem FC Tirol, mit Roli Kirchler, auswärts bei der Admira. Da war ich wirklich nervös – die Spieler haben mich beruhigt.

"Krone": Auch die gesundheitlichen Fragezeichen wie Philipp Lahm und Manuel Neuer machen dich nicht unruhig?
Löw: Erstens gehe ich davon aus, dass bis zum ersten Spiel bei der WM alles okay sein wird. Zweitens verstehe ich die Aufregung nicht. Verletzungen sind ein Teil des Fußballs, das passiert. Dafür hat man einen Kader. Und der ist gut.

"Krone": Die Medien sehen das ein bissl anders. Da wurde ja schon laut gefragt, ob es überhaupt Sinn macht, nach Brasilien zu fahren...
Löw: In den Medien wird in Deutschland alles wahnsinnig ausgeschlachtet. Das ist ein Zirkus mit 200 Journalisten, einige spielen verrückt. Die sind nervöser als die Beteiligten.

"Krone": Wie hoch ist der Spaßfaktor einer WM für dich?
Löw: Na ja. Man kann sich nicht "ausfreuen", wenn du verstehst, was ich meine. Vor vier Jahren haben wir Argentinien 4:0 geschlagen, das war riesig. Auch die Freude. Aber eine halbe Stunde nach Schlusspfiff war der Gedanke an Spanien da. Schluss mit Freude.

"Krone": Aber mit dem WM-Titel wäre der Spaßfaktor groß. Du kannst ein Held werden...
Löw: ...oder ein Staatsfeind. Da steht in den Zeitungen: "Treten Sie zurück, Herr Löw, unterschreiben Sie hier!" Das war bei Berti Vogts so.

"Krone": Siezen dich eigentlich die deutschen Spieler?
Löw: Ich war Co-Trainer, da ist man per Du. Dann habe ich's den Spielern freigestellt. Jetzt siezen mich alle – außer Lukas Podolski. Der sagt: "Servus Jogi." Der ist so.

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(Bild: KMM)



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