Bei Koller-Debüt

Beherztes ÖFB-Team verliert mit 1:2 in der Ukraine

Fußball
15.11.2011 21:54
Trotz guter Leistung ist das österreichische Nationalteam am Dienstagabend mit einer Niederlage im Testspiel gegen die Ukraine in die Ära von Neo-Teamchef Marcel Koller gestartet. Die über weite Strecken spielbestimmende ÖFB-Elf geriet in der 18. Minute zwar in Rückstand, glich aber durch einen beherzten Auftritt in der 71. Minute mit einem Tor von Marc Janko, das zunächst als Eigentor von Olexander Kutscher gewertet worden war, aus. Marko Devic erzielte allerdings in der 92. Minute das 2:1.

Koller setzte bei seiner ÖFB-Premiere wie erwartet auf das Sturmduo Janko und leicht hängend Marko Arnautovic. Dahinter agierte ein Vierermittelfeld mit Julian Baumgartlinger und David Alaba im Zentrum sowie Martin Harnik und Andreas Ivanschitz auf den Flügeln. Die einzigen Spieler der Startformation, die ihr Geld nicht in der höchsten deutschen Liga verdienen, waren neben Kapitän Janko Rechtsverteidiger Franz Schiemer und Torhüter Robert Almer.

Debütant Almer erhielt den Vorzug gegenüber den aktuellen Austria-Keepern Pascal Grünwald und Heinz Lindner. Dabei hat der 27-Jährige seit Sommer nur drei Spiele für den deutschen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf bestritten. Sein letzter Einsatz datierte vom 24. September. Bei den Gegentreffern war Almer ohne Chance, unmittelbar nach Seitenwechsel, als die Österreicher ihre einzige Schwächephase hatten, musste er aber einige Male eingreifen.

Österreich mit viel Ballbesitz und gutem Pressing
Kollers Handschrift spiegelte sich vor allem im Ballbesitz wieder. Die Österreicher kontrollierten das Geschehen, standen in der Abwehr sehr hoch und agierten mit gutem Pressing. Strafraumszenen blieben vor der Pause aber aus. Gefährlich wurde die ÖFB-Elf vor allem durch Schüsse von Arnautovic mit dem Außenrist (29.), Alaba mit dem Vollspann (30.) und Baumgartlinger (35.), die allesamt knapp neben das Tor gingen. Für Gefahr sorgte auch ein Freistoß von Christian Fuchs, den Ukraine-Keeper Dykan nur mit Mühe bändigte (45.+2).

Die Ukrainer dagegen machten aus der ersten guten Szene ein Tor. Jarmolenko und Aliew düpierten den mehrmals indisponierten Schiemer auf der linken Seite, Aliews Querpass drückte Milewskyj aus kurzer Distanz über die Linie (18.). Die ÖFB-Innenverteidiger Sebastian Prödl und Emanuel Pogatetz machten dabei ebenfalls keine gute Figur. Nach einer Attacke von Prödl an Milewskyi hätte es zudem auch Elfmeter geben können (24.).

Ukraine meist nur über Konter gefährlich
Bei Minusgraden, eisigem Wind und schwächer werdendem Schneefall verlegten sich die Ukrainer nach der Pause immer mehr aufs Kontern. Die Koller-Elf kam durch Janko zu ihrer ersten Großchance. Der Schuss des Niederlande-Legionärs war aber zu zentral angetragen (51.). Almer rettete am kurzen Eck gegen Konopljanka (54.). Den Ausgleich leitete Fuchs mit einer langen Flanke auf Janko ein. Beim Rettungsversuch gegen dessen gut angetragenen Kopfball setzte Arnautovic Kutscher entscheidend unter Druck (71.), der Treffer wurde nach dem Spiel Janko zugesprochen.

Sichtlich frustriert attackierte Kutscher zehn Minuten später den ÖFB-Exzentriker. Beide sahen die Gelbe Karte, für den ukrainischen Verteidiger war es die zweite. Die Österreicher hatten schon zuvor mehrmals den möglichen Sieg vor Augen gehabt. Kopfbälle von Pogatetz (76.) und Alaba (83.) gingen aber über bzw. neben das Tor. Einen Schuss von Ivanschitz parierte Dykan (77.). Auf der Gegenseite versetzte Devic dem ÖFB-Team nach Vorarbeit von Nasarenko den Todesstoß (92.).

Im Februar Testspiel gegen Finnland
Damit kassierte das ÖFB-Team zum Jahresabschluss wie schon in den drei Jahren zuvor eine Niederlage. Für Koller war es seine erste als Nationaltrainer. Beim Debüt eines neuen Teamchefs hatte es zuletzt im März 2006 unter Josef Hickersberger eine ÖFB-Niederlage gesetzt, ein 0:2 gegen Kanada. Ihre nächste Chance unter Koller erhält die Equipe am 29. Februar zu Hause in einem Testspiel gegen Finnland.

Stimmen zum Spiel
Marcel Koller (ÖFB-Teamchef): "Ich denke, wir haben ein gutes Spiel gezeigt. Wir waren über 90 Minuten spielbestimmend, haben uns Chancen herausgespielt. Wir haben sehr viel Gutes gesehen, aber wir haben uns dafür nicht belohnt. Dann kommt es meistens so, dass man dann auch noch ein Tor bekommt. Es ist schade für die Jungs, aber der Weg wird weitergehen. Es war ein guter Start, aber wir müssen auch noch vieles abstellen. Wir haben ab und zu gutes Pressing gespielt, waren kompakt. In der ersten Hälfte gab es aber auch zu viele unnötige Abspielfehler. Die Ukrainer haben im Konter ihre Qualität, das haben sie auch schon gegen Deutschland gezeigt."

Marc Janko (ÖFB-Kapitän): "Wir haben zweimal das gleiche Tor bekommen. Der Stürmer konnte jeweils unbedrängt am kurzen Pfosten einschießen. Das ist ärgerlich, denn wir haben zumeist den Ton angegeben und die größeren Spielanteile gehabt. Die Ukraine hat sich aufs Kontern verlegt. Beim Stand von 1:1 und in Überzahl haben wir es nicht verstanden, die Räume zu nützen. Ein Remis wäre verdient gewesen."

Robert Almer (ÖFB-Torhüter): "Ich habe schon am Sonntag erfahren, dass ich spielen werde. Ich war nicht nervös, denn diese Stimmung und die vielen Zuschauer bin ich von Düsseldorf gewohnt. Es wäre jetzt vermessen, zu sagen, ich bin die Nummer eins im Team. Jetzt ist es einmal wichtig, dass ich beim Verein Spielpraxis sammle."

Oleg Blochin (Ukraine-Teamchef): "Wir haben uns sehr schwergetan, weil wir nach dem Deutschland-Spiel kräftemäßig Probleme hatten. Die Österreicher haben uns sehr unter Druck gesetzt, aber ich muss meiner Mannschaft gratulieren, weil sie noch einmal alle Kräfte zusammengenommen und gewonnen hat."

Leo Windtner (ÖFB-Präsident): "Das war eine ordentliche Leistung. Es war für alle erkennbar, dass die Mannschaft sehr gut organisiert war."

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: KMM)



Kostenlose Spiele