Fußball, Rugby, etc.

Brexit: Die Folgen für den britischen Sport

Sport
24.06.2016 14:14

Der Brexit stürzt auch den britischen Sport in eine ungewisse Zukunft. Ohne EU-Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs hätten allein rund 100 aktuelle Fußball-Profis der Premier League keine Arbeitserlaubnis erhalten, darunter auch einige Österreicher. Das auf der Insel geliebte Cricket und Rugby sähe ebenfalls gänzlich anders aus, zudem steht der Status von London als Europas Sportstadt Nummer 1 auf dem Spiel. Ein Überblick der möglichen Folgen des Votums für einen EU-Austritt Großbritanniens auf die einzelnen Protagonisten und Sportarten.

FUSSBALL
Spieler: Berufsfußballer mit Pass eines EU-Mitgliedslandes dürfen bisher ohne Einschränkung in die Premier League und weitere britische Fußball-Ligen wechseln. Die Auflösung der Verträge zwischen der EU und Großbritannien wird noch dauern. Sollte es keine neuen Ausnahmeregeln geben, würden aber künftig solche Profis wie Akteure aus einem Nicht-EU-Staat behandelt. Für diese gelten strenge Kriterien des Innenministeriums - so hängt die Erteilung einer Arbeitserlaubnis von der Weltranglistenposition des Herkunftslandes und den Länderspielen des Spielers ab.

Demnach muss ein Profi aus einem Top-10-Land mindestens 30 Prozent der möglichen Länderspiele der vergangenen zwei Jahre bestritten haben. Unter diesen Regeln hätten beispielsweise Cristiano Ronaldo als junger Spieler und Frankreichs aktueller EM-Held Dimitri Payet nicht nach England wechseln können. Einer dreistelligen Zahl von Spielern der vergangenen Saison wäre so ein Transfer in die Premier League verwehrt geblieben.

Vereine: Ohne neue Sonderregeln für Europäer wird der Pool der verfügbaren ausländischen Profis für die Premier-League-Klubs kleiner, die Ablösesummen würden noch weiter steigen. Experten erwarten jedoch, dass das Innenministerium der Liga aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung auf irgendeine Weise entgegenkommen wird. Ein Wertverlust des britischen Pfunds könnte ebenfalls einen Nachteil auf dem internationalen Transfermarkt bringen. Besonders schwer wöge zudem der Einschnitt im Werben um Talente: Gemäß FIFA-Transferregeln darf ein Spieler zwischen 16 und 18 Jahren in ein anderes EU-Land wechseln. Weltweit ist dies erst ab 18 Jahren der Fall, sollten nicht beispielsweise die Eltern ihren Wohnsitz wechseln.

Verband: Schon bei den Arbeitsregeln für Nicht-EU-Spieler hatte der englische Verband FA auf den Schutz einheimischer Profis gedrängt. Sollten nun möglicherweise neue Ausnahmebestimmungen verhandelt werden, dürfte wieder die Diskussion über eine striktere Briten-Quote aufflammen - zumindest für den vom Verband kontrollierten FA-Cup. Zumindest die Nationalteams aus Großbritannien sowie die Klubs von der Insel sind in ihren Teilnahmen an europäischen Wettbewerben durch den Brexit nicht beschränkt.

CRICKET/RUGBY
Nicht nur der Fußball ist betroffen. Durch eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs von 2003 genießen Sportler aus 79 Ländern aus Afrika, der Karibik und der Pazifikregion (AKP-Staaten) die gleichen Rechte wie EU-Athleten. Besonders im Cricket und Rugby stammen viele Profis beispielsweise aus Südafrika oder von pazifischen Inseln. Da Großbritannien nun aus der EU austritt, dürfte auch dieses sogenannte Kolpak-Abkommen in unbestimmter Zukunft voraussichtlich nicht mehr gelten - Sportler aus AKP-Staaten hätten also den Status von normalen Ausländern.

FORMEL 1
Acht der elf Rennställe der Motorsport-Königsklasse, darunter auch Red Bull Racing aus Österreich, haben ihren Sitz in England. Chefvermarkter Bernie Ecclestone war ein Brexit-Befürworter und meint: "Das macht keinen Unterschied für mein Geschäft." Der 85-Jährige könnte die Rechnung ohne die EU-Wettbewerbshüter gemacht haben, die derzeit ein Verfahren wegen der ungleichen Verteilung von Geld und Macht in der Formel 1 prüfen. Der Brexit beendet diese Untersuchung keineswegs, zumal einige Experten erwarten, dass die EU den Briten den Austritt so schmerzlich wie möglich machen wird.

US-SPORT
Seinen Ruf als wichtigste Sport-Metropole des Kontinents genießt London auch durch seinen Status als erste Anlaufstelle für amerikanische Sportarten. Sowohl die Basketball-Stars aus der NBA als auch Footballer der NFL kommen regelmäßig für reguläre Saisonspiele in die englische Hauptstadt. "Die NFL sieht London als Tor zu Europa", sagte Sportexpertin Maria Patsalos von der Kanzlei Mishcon de Reya dem "Telegraph" und sieht mögliche Schwierigkeiten für die Zukunft durch einen Brexit. "Die NFL könnte diesen Deal überdenken."

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(Bild: KMM)



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