Grund-Spekulation

Stadt verjagt Salzburgerin aus altem Wohnhaus

Salzburg
25.06.2015 15:11
30 Beamte, darunter auch sechs Polizisten, standen Dienstag früh bei Sonja Antoniv vor dem Haus. Wie berichtet, muss die Salzburgerin (45), die in der Alpenstraße 202 aufgewachsen ist, jetzt plötzlich das Haus räumen. Mittwoch sollen die Abbrucharbeiten beginnen. Denn das Haus ist einem Bauvorhaben im Weg.

Zuständig für den brutalen Abriss eines mehr als 60 Jahre alten Häuschens ist Bürgerlisten-Stadtrat Johann Padutsch: "Ich bemühe mich im Rahmen des Gesetzlichen um eine menschliche Lösung", schrieb der Grün-Politiker noch am Dienstag an Sonja Antoniv. Nur wenig später kamen die ersten Lkw, um ihren Hausrat abzutransportieren.

Menschenverachtend war dabei der Ton eines hohen Magistratsbeamten, der zur Räumung selbst erschien: "Ob sie ab sofort im Auto schlafen oder nicht, ist nicht mein Problem." Von Vize-Bürgermeisterin Anja Hagenauer kam ein Anruf: "Sie sind unter den Wohnungssuchenden an 525. Stelle, sehen sie besser zu, dass sie am privaten Wohnungsmarkt etwas finden." Warum ausgerechnet jetzt, mehr als 60 Jahre, nachdem das ebenerdige Haus im Wald erbaut wurde, plötzlich abgerissen werden muss? Nun, möglicherweise braucht man genau hier eine "Ausgleichsmaßnahme" in Form einer Grünland-Reparatur für ein groß angelegtes Immobilien-Projekt, das eine Magistrats-Juristin mit einem Salzburger Rechtsanwalt durchziehen will.

Denn nebenan steht eine alte Mühle aus der Kaiserzeit, in der Ateliers und sechs Wohnungen entstehen sollen. Ebenso mitten ins Landschaftsschutzgebiet gebaut wurde auch eine 50 Meter lange und seit Jahren als Bauruine leer stehende Halle für den Tiergarten. Dem ging das Geld aus, auch dieses Objekt könnte man natürlich lukrativ umgestalten.

"Menschliche Lösung hätte man früher finden müssen"
Der Landtagsabgeordnete Helmut Naderer war der einzige Politiker, der sich im Zuge der Räumung blicken ließ: "Schuld an der Misere ist der Grundstückseigentümer, der nie Einspruch erhob. Aber es ist erstaunlich: Wenn es um Flüchtlinge geht, ist Toleranz ohne Ende angesagt. Aber die eigenen Bürger setzt man gnadenlos jeder Form von Repressalien aus. Eine menschliche Lösung hätte man, wenn man sie wirklich gewollt hätte, viel früher finden müssen."

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