Urig und ulkig

Schottland: Nessie lässt schön grüßen

Reisen & Urlaub
17.01.2015 17:00
Schottland! Wir wissen jetzt, wo das Ungeheuer von Loch Ness wohnt, was die Schotten unter dem Kilt tragen und wo Harry Potter mit der Eisenbahn fährt. Und dass die Landschaft traumhaft ist.

"Die Schotten sind ein ulkiges, schrulliges Völkchen", "warnte" mich ein schottlanderfahrener Kollege schon einmal vor. Recht hatte er damit – und wie. Das merkten wir gleich bei Tony, unserem Fahrer, dem der Schalk sichtlich im Nacken saß. Wenn Tony lacht, dann kommen aus seinem Mund schmatzend-schallende Geräusche, die Augen drücken sich zu winzig kleinen Schlitzen zusammen und der ganze Körper wackelt mit. Und Tony lacht oft. Schon einmal begeistert darüber, dass seine Fahrgäste eine Fünfer-Mädelsgruppe ist: "Mein Harem, darum werden mich alle hier beneiden!" Tony lacht, als er uns Glasgow zeigt, seine Heimatstadt, und wir an der Statue des Duke of Wellington vorbeikommen.

Das ehrwürdige Ding trägt nämlich ein Straßenhütchen auf dem Kopf! "Jeden Abend nimmt die Stadtverwaltung das herunter. Und jeden Morgen hat ein Spaßvogel wieder ein neues draufgetan", erzählt uns Tony und – lacht. Noch viel mehr deswegen, weil heute auch das Pferd des stolzen Reiters ein verwegenes "Verkehrshütchen" trägt. Der Schotte findet so was lustig – wir aber auch. Wir sind uns eigentlich gar nicht unähnlich, so vom Sinn für Humor her. Auch wenn dieser hier manchmal die Farbe rabenschwarz trägt.

"No Campells" steht zum Beispiel an der Rezeption des urigen Clachaig Inn in Glencoe, in den schottischen Highlands. Campells? Warum Campbells? Tony, unser Experte in sämtlichen schottischen Fragen, weiß es natürlich: "In diesem Tal lebte die Familie McDonald. Jene der Campells bat eines Abends um Unterkunft und Essen, was man ihnen hilfsbereit gewährte. Und dann haben die Gäste im sogenannten Glencoe-Massaker ihre Gastgeber nachts heimtückisch abgeschlachtet, auch die Frauen und Kinder." Deswegen ist ihre Übernachtung in der Herberge eben unerwünscht. Logisch! Geschichtsbewältigung in Dudelsackmanier.

Was trägt der Schotte darunter?
Fünf Damen bei Tony, natürlich muss da die Frage nach dem Kilt kommen – und was der Schotte drunter trägt. "Die Touristen glauben, wir Schotten rennen alle im Kilt herum", grinst Tony. Dabei: "Ich hab' nicht einmal einen, die meisten meiner Freunde auch nicht. Das Ding ist viel zu teuer." Freilich, für Hochzeiten und hohe Anlässe, da borgt man sich einen aus, das verlangen Tradition und Etikette. "Was ich drunter anhabe, das sag' ich euch aber nicht." Sehr lustig, Tony.

Aber im Laufe unserer Reise fragten wir oft. Und bekamen die Antworten, die keine klare Antwort auf die Frage der Fragen ist: Der eine trägt nämlich wirklich nix, der andere Boxershorts, manche ganz normale Unterwäsche. Einem wollten wir auch einfach einmal frech unters Röckchen gucken. Der junge fesche Schotte nahm's, Sie ahnen es, mit Humor: "Das hat sich bislang noch keiner der Touristen  getraut." Aber insgesamt haben wir vier (!) Schotten im Kilt gesehen. Das ist also ähnlich, wie es sich mit Österreichern und Dirndl/Lederhose verhält.

Ein Land voller Geschichten und Mythen
Der Schotte ist aber auch freundlich. "Seid doch so nett und redet ein wenig mit dem Wächter draußen", bittet uns eine Fremdenverkehrsführerin im Urquhart Castle. "So ein Werktag dauert lang, wenn keiner mit einem redet." Das tun wir gern – und erfahren dafür alle möglichen Geschichten, wie einst getafelt und gefeiert, mit Feinden aber auch kurzer Prozess gemacht wurde. Da wehte ein rauer Wind durch Schottland, lang wurde zwischen verfeindeten Clans nicht herumgefackelt. Wenn man ganz still ist, in sich hineinhört, in einer der Ruinen, die das Schloss heute noch hat – dann vermag man es fast zu hören und zu spüren: wie die Becher beim Prosten aneinanderkrachten, sich das Ferkel auf dem Spieß drehte, gelacht wurde über derbe Scherze.

Schottland gibt einem oft dieses Gefühl – kein Wunder, in diesen Weiten, diesem vielen Grün, der vielschichtigen Geschichte, den vielen Mythen, die sich um alles Mögliche ranken. Wie um das sagenumwobene Ungeheuer Nessie, das dort unten im tiefen Loch (bis auf einen heißen alle schottischen Seen Loch) lauert. Und wartet. Wir sehen es an diesem Tag allerdings nicht. Vielleicht weil es so sonnig war und überhaupt überirdisch schön von der Landschaft her, dass man sich kein Ungeheuer vorstellen kann, das uns in seinen Schlund zieht.

Whisky-Seligkeit
Apropos Schlund, vielmehr Kehle und Köstliches, das darin herunterrinnen kann. Wir haben auch die Glenfiddich-Whisky-Destillerie besucht. Mit seinen eigenen Händen und nur der Hilfe seiner sieben Söhne hat sie William Grant, hier im "Tal des Wildes", wie Glenfiddich übersetzt heißt, aufgebaut. Stein um Stein. Hier inmitten uralter Fässer, historischer Gebäude und Whisky, der bis zu 70 Jahre alt ist, erlebt man Geschichte hautnah. Viel mehr kann ich Ihnen von der Historie leider nicht erzählen, denn unsere Exkursion endete mit einer großen Verkostung, die uns fast so lustig machte wie die Schotten.

Da fielen wir dann schon etwas weinselig (whisky-selig?) in unsere Hotelbetten. Übrigens: Die können in Schottland ausgefallen und prächtig sein. Das Kingsmills Hotel in Inverness zum Beispiel gefiel uns richtig gut, das Malmaison Aberdeen überraschte mit seinem Anspruch, anders sein zu können als andere. Gespeist haben wir übrigens ausnahmslos überall sehr gut! Vom einfachsten Pub bis hin zu den angesagten Kellerlokalen in Edinburgh bis eben zu den Restaurants in den Hotels, von den traditionellen Fish 'n' Chips zum Steak vom Hochlandrind oder feinen Lachs-Ei-Kombinationen.

Alt und Neu in Edinburgh
Die Hauptstadt samt Royal Mile gehört natürlich zu jenen Spots, die man gesehen haben muss. Sie umwirbt den Touristen mit viel Charme, verbindet das Alte gekonnt mit Neuem – empfehlenswert ist es, einmal gaaaanz früh aufzustehen, erst dann, ohne die vielen Touristen, erschließen sich Lieblichkeit und Geschichte in voller  Pracht.

Aberdeen verblüfft uns auch – nämlich mit den kleinen Cottages am Meer, die mit ihrer gepflegten Gartenzwergidylle so im krassen Gegensatz zum Großstadtcharme stehen. Auch St. Andrews ist natürlich ein Muss. Schließlich haben sich hier, im gepflegten Örtchen mit dem genialen Golfplatz, der britische Thronfolger und seine Kate kennengelernt; wo genau jedoch, das beanspruchen laut Tony gleich mehrere Lokale für sich.

Von Hogwarts nach Westeros
Wir sind mit dem Spezialisten Prima Reisen unterwegs – und dazu gehört, dass wir auch Dinge sehen, die dem "normalen" Touristen verschlossen bleiben. So führt uns Sybille Morocutti zu einem Tal, über das sich eine imposante Eisenbahnbrücke erhebt, die allein für sich schon eine Sehenswürdigkeit wäre. Aha, sagen wir – und AHA!!!, als die Eisenbahn darüberdampft. Das ist nämlich die aus den "Harry Potter"-Filmen!

Und noch ein Zuckerl für die auch in Österreich eingeschworene Fangruppe von "Game of Thrones": In Schottland wurde das Duone Castle zu Winterfell, in dem die Stark-Familie wohnt, gemacht! Tony weiß das, er hat sogar den wunderschönen "Jamie Lannister" herum- und dorthin chauffiert! Und "The Hound" wohnt in seiner direkten Nachbarschaft in Glasgow. "Ich habe ihn einmal gesehen – er ist riesig und hat mir mit seinen großen Pranken auf den Kopf geschlagen", sagt Tony – und lacht. Schottland ist eine Reise wert. In vielerlei Hinsicht.

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