Chinas Metropole

Drache im Höhenrausch: Shanghai wächst und wächst

Reisen & Urlaub
28.12.2014 14:43
Shanghai wächst und wächst. Es ist ein dichter Wald von Kränen, durch den man sich seinen Weg vom Flughafen ins Zentrum Shanghais bahnt. Ca. 25 Millionen Menschen wohnen in der gigantischen Metropole. Die Hochhäuser, die wie Pilze aus dem Boden schießen, lassen sogar New York zu einer gemütlichen Provinzstadt verblassen. Für viele macht der "Drachenkopf am Jangtse" dem Big Apple ohnehin schon längst den Rang streitig. Und dennoch hat sich die chinesische Metropole auch charmante alte Viertel bewahrt.

Um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen, muss man also hoch hinaus. Das kann man am besten im modernen Viertel Pudong. Schwindelerregend hohe Türme locken Besucher in luftige Höhen, um den perfekten Überblick über das endlose Häusermeer zu erhaschen - vorausgesetzt der dichte Smog, der ökologische Preis des Wachstums, lichtet sich: der 420 Meter hohe, in elegantem Gold glänzende Jin Mao Tower zum Beispiel oder das Shanghai World Financial Center, das wie ein überdimensionaler Flaschenöffner in eine Höhe von 492 Metern wächst. Getoppt werden sie durch den Shanghai Tower, der mit 632 Metern das höchste Gebäude Chinas ist. Der berühmte Oriental-Pearl-Fernsehturm, der lange Zeit das klassische Wahrzeichen der Shanghaier Skyline war, ist gegen seine Nachbarn zum Zwerg geschrumpft.

Shanghai boomt, das ist in der Innenstadt an jeder Ecke zu merken. Schicke junge Chinesen eilen durch die Büroviertel, auf den Einkaufsstraßen haben sich Gucci, Prada, Versace & Co. wahre Paläste gebaut und in der Nacht werden die zahlreichen teuren und elitären Clubs zur Verlockung des jungen China. Einst war Shanghai mit seinen Opiumhöhlen die verruchteste Stadt des Orients - heute fließt im Wilden Westen des Orients der Champagner für die Elite in Strömen.

Spätestens seit der Weltausstellung im Jahr 2010 ist die Stadt auf Hochglanz poliert. Viele alte chinesische Viertel wurden geschleift, um der Moderne Platz zu bieten. Und dennoch kann man auch in Shanghai noch den Hauch längst vergangener Zeiten atmen. Auf der berühmten Uferpromenade The Bund stehen die prächtigen Zeugen jener Tage, in denen Engländer, Franzosen, Amerikaner und Niederländer in der Hafenstadt den großen Reichtum scheffelten: das Peace Hotel zum Beispiel mit seinen wunderbaren art-déco-Hallen, das Waldorf Astoria mit der dunkel getäfelten Bar, in der einst britische Herren an der längsten Marmortheke der Welt ihren Whisky schlürften, oder das Custom House, dessen Uhrturm zum Gegenstück des Londoner Big Ben wurde. Ein wenig zur Ruhe kommt man noch im französischen Konzessionsviertel, in dessen Alleen der Zahn der Zeit an den Kolonialhäusern der Franzosen nagt. Dennoch hat es sich seinen ganz besonderen Charme, der einst Shanghai zum "Paris des Ostens" machte, bis heute erhalten.

Und natürlich hat sich die Stadt auch noch ein wenig das alte China bewahrt. In der mit roten Laternen beleuchteten chinesischen Altstadt hinter The Bund drängen sich dicht an dicht kleine Häuser und Menschenmassen, die das Gassengewirr zu einem quirligen Treiben verwandeln. Der Basar in den Yu-Gärten wurde zwar neu errichtet, die Geschäfte mit ihren geschwungenen Dächern sind aber dennoch ein schöner Gegensatz zu den schnörkellosen Hochhäusern Pudongs. Hier gibt es alles, was das Touristenherz begehrt - Heilmittelchen der traditionellen chinesischen Medizin, Plastik-Tand made in China und Garküchen, in denen köstliche Dim Sum brodeln. Über eine Zick-Zack-Brücke, die die bösen Geister abhalten soll, erreicht man das berühmte Huxinting-Teehaus aus dem Jahre 1784, in dem man eine Verschnaufpause vom Trubel einlegen kann. Der Yu-Garten selbst macht auch heute noch seinem Namen alle Ehre: Im "Garten der Zufriedenheit" schlendert man durch ein Idyll faszinierender Steinformationen, kleiner Teiche und alter Gebäude.

Liebe geht durch den Magen - und so wickelt die Stadt alle Skeptiker auf jeden Fall kulinarisch um den Finger. Essen ist eine der größten Leidenschaften der Shanghaier, mehr als 40.000 Restaurants bieten einmal mehr einmal weniger große Gourmet-Abenteuer. Nicht versäumen sollte man den Besuch in einem der vielen Hotpot-Restaurants - der chinesischen Variante des Fondue. Auf dem Tisch brodelt würzige Suppe, für Hartgesottene wirklich "hot" mit einer ordentlichen Portion Chili. Mit Hilfe von Bildern kann man sich auf gut Glück aussuchen, was man durch den Suppentopf ziehen möchte – von Gemüse über gefüllte Knödelchen bis hin zu gewagten Innereien.

Und während man dann müde in sein Bett fällt, wächst die Stadt weiter. Die Baustellen haben keinen Feierabend…

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