Entspannt in Florida

Bunte Muscheln & Don Johnson

Reisen & Urlaub
05.10.2015 09:57
Flamingos, Alligatoren und Sunshine on the beach - mit diesen Bildern vor Augen, der Titelmusik von Miami Vice im Ohr und hohen Erwartungen flog ich in Florida ein. Und, ehrlich jetzt? Es war noch besser als gedacht. Viel besser! Eine Reise in die Lebensfreude...

Pamela, die keine 40 mehr sein dürfte, trägt statt Falten im Gesicht ein strahlendes Lächeln  und sexy Shorts und sieht aus, als hätte sie die Lebensfreude erfunden. Und die Leidenschaft gefunden. Hat sie auch, und sie teilt sie mit ihrem Mann. Aber anders, als Sie jetzt denken! Die beiden haben nur eines im Sinn, sind extra deswegen vom Bundesstaat Virginia in den "Sunshine State" übersiedelt: Muscheln, Muscheln, Muscheln! 450 verschiedene gibt es allein auf der Insel Sanibel Island. Auch wir fühlen uns wieder wie Kinder und versuchen, die seltensten Exemplare zu ergattern, alles gräbt und bückt sich nach den Schönheiten, die das Meer hier in einer noch nie gesehenen Fülle freigibt. Wir müssen ziemlich darüber schmunzeln, dass uns die Einheimischen in zwei Gruppen einteilen. Je nachdem, ob wir uns bücken oder  beim Muschelaufheben in die Knie gehen, in "Sanibel Stoop" und "Captiva Crouch" Pamela, die sich selbst als "crazy sheller", also verrückte Muschelsucherin, bezeichnet, hat übrigens ihren eigenen Blog (www.iLoveShelling.com).

Die schönsten Sonnenuntergänge
Sanibel und Captiva Island sind so, wie man sich das von Gott erschaffene Paradies vorstellt. Die Rosalöffler-Vögel stapfen auf ihren Stelzenbeinchen durch die Fluten, Schneereiher verzücken mit ihren gelben Füßchen, Lebensfreude pur versprühen die durchs satte Blau  schnellenden Delfine, Adler und Pelikane stürzen sich auf ihre fischigen Opfer im derzeit 29 Grad warmen Golf von Mexiko. Jeden Abend wird ganz große Oper geboten, rühmen sich doch die beiden Inseln für die angeblich schönsten Sonnenuntergänge der Welt. Atemberaubend und fast schon alleine eine Reise wert ist der Moment, wenn die glutrote Sonne im Meer zu verschwinden scheint; fast vermeint man ein Zischen zu hören, die Touristen bleiben entrückt zurück. Den Weg nach Hause zu finden, fällt auf Sanibel nach dem Sonnenuntergang dann aber vielen schwer. Nächtliche Beleuchtung in Strandnähe muss nämlich massiv runtergefahren werden, damit der Nachwuchs der Loggerhead-Schildkröte seinen Weg ins Meer findet und nicht von Lichtern an Land irritiert wird. Licht aus für den Tierschutz - toll!

Übrigens: Touristenfluten? Fehlanzeige! Das ist eines der schönsten Dinge an der Westküste Floridas: Da herrscht so ein Angebot an Stränden, dass sich die Besucher verlaufen, dass man oft genug meint, die ganze Pracht für sich allein zu haben - mein persönlicher Tipp an Sie: Anna Maria Island und Fort De Soto Park!

Neben der Schönheit der Natur ist es die Eleganz der floridianischen Damen, bei denen trotz der hohen Luftfeuchtigkeit jede Locke und das Make-up sitzt. Und der Reichtum, der oft genug unfassbare Reichtum, wird dem Touristen hier ungeniert vor Augen geführt. Nur noch staunen können wir angesichts der prächtigen Villen am Ufer, die Millionen Dollar kosten können. Und als Ferienhäuser gerade mal wenige Wochen im Jahr genutzt werden, wie unser Captain Steven weiß, der uns bei der Wildlife Sunset Cruise zum Träumen vom großen Lottogewinn verführt. Geld scheint hier abgeschafft.

Alligator in echt
Der Alligator - eine Million gibt es hier! - gehört zu Florida wie die Mozartkugel zu Österreich. Und es bleibt einem fast die Luft weg, wenn man den allerersten sieht, so "in echt". Träge döst  er da, auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen, ein bissl versteckt im brackigen Wasser der Everglades am Tamiami Trail, nicht weit vom pulsierenden Städtchen Naples. Als könnte er keiner Fliege was zuleide tun. "Der ist doch aus Plastik, den haben sie hier nur hergelegt, damit wir was zu fotografieren haben. Voll der Touristennepp", meckert eine Reisebegleiterin. Doch dann schnappt er zu. Die mächtigen Kiefer krachen aufeinander. So, dass wir kurz in Schockstarre verfallen. Und man doch ganz froh ist, dass man im sicheren Airboat sitzt. Und mit Carl einen Wrestler am Steuer hat, der durchaus so wirkt, als könnte er uns dem riesigen Maul im Notfall entreißen. Dass Carl zwischendurch so brunftähnliche Schreie ausstößt, irritiert uns nur, bis "Tripod" auftaucht. Der dreibeinige Alligator, der von Carls seltsamem Brüllen  angelockt wird. Dieser Prachtkerl hat ein Bein im Kampf um das schönste Weibchen eingebüßt.

Das ist der Punkt, an dem wir versuchen, uns bei Carl einzuschmeicheln. Wenn der uns hier, im Labyrinth aus Kanälen, im dichten Mangrovenwald, aussetzt, vor "Tripod", der nicht mehr viel zu verlieren hat, ist es vorbei. Dann holt uns der Geier, buchstäblich, so wie die in Schwärmen hier auf uns spitzen. Aber Carl ist bestens drauf, lacht viel, wie die meisten aus Florida, die uns begegnen, und steuert mit bemerkenswerter Zielsicherheit durch den seichten Grasfluss, den er kennt wie seine Westentasche.

Unser nächster Reisetipp trägt ein unverkennbares Schnurrbärtchen. Salvador Dalí, verewigt in einem beeindruckenden Museum; dafür wünscht man sich endlich einen Regentag, damit man sich von den vielfach ausgezeichneten Stränden St. Petersburgs losreißen kann und genug Zeit hat für diese weltweit zweitgrößte Sammlung von Werken des spanischen Surrealisten. Anzuschauen gibt es auch sonst mehr als genug - sehr zu empfehlen ist etwa Fort Myers, die "City of Palms", die Stadt mit Südstaatencharme und den berühmten Edison & Ford Winter Estates. Henry Ford, der die Fertigung von Automobilen revolutionierte, hat direkt neben seinem Freund Thomas Edison sein Winterquartier gebaut. Die beiden haben kongenial Meisterstücke hervorgebracht, Residenzen, Laboratorien und Gärten dürfen besucht werden.  Über 1000 Patente meldete alleine Erfinder Edison Zeit seines Lebens an - der, was weitgehend unbekannt ist, zu 90 Prozent taub war! So geht etwa die Christbaumkugel auf den Amerikaner zurück, die Glühlampe, der Phonograph und, und, und. Mit fast greisen 80 hat Edison übrigens noch mit der Forschung rund um natürlichen Gummi begonnen - genial bis zum Schluss.

Unser Fahrer Nicolas bringt uns dann sicher - und gewohnt spaßig - weg von der Westküste nach Orlando, über das wir uns im 122 Meter hohen, sehr spektakulären Riesenrad "Orlando Eye" einen ersten Überblick verschaffen können. Orlando - das ist die Spaßecke im südlichen Bundesstaat der USA. Denn sogar aus luftiger Höhe sind einige der vielen Themenparks zu erkennen, die uns in den nächsten Tagen erneut zum Kind werden lassen! In den Universal Studios schwingen wir uns mit Harry Potter in rasender Geschwindigkeit und mittels neuester 3-D-Technologie in den Himmel, da vergeht einem Hören und Sehen. Und die Minions wirken nur auf den ersten Blick freundlich, solange man mit ihnen nicht wildeste Achterbahnen fahren muss. Unglaublich, dass man nur in einem ruckeligen Wagerl kleine Bewegungen mitmacht, aber die Technik einem vorgaukelt, durch die Lüfte zu sausen oder gefährlichste Abenteuer zu bestehen. Supertolle Sache. Disney World ist gleich um die Ecke, auch das Legoland Resort, Madame Tussauds.

Plauderei mit Astronauten
Das Kennedy Space Center auf Merritt Island ist zwar eine Autofahrt entfernt, aber ein weiteres Muss. Wir schmausen hier mit Robert C. Springer, einem wahren, ganz echten Astronauten! Der uns von seinem langen Weg ins All erzählt, spannend schildert, wie sich Schwerelosigkeit anfühlt. Er malt uns förmlich Bilder, die uns die Leichtigkeit des Seins fast selbst spüren lassen.

In Florida ist alles noch von der berühmten "Easy-going-no-problem"-Mentalität. So kann sich jeder ein Motorboot nehmen und rausdüsen aufs offene Meer. Was die reizenden Manatees, die trägen Seekühe, leider manchmal stresst. 700 Kilo bringt so ein Viecherl im Schnitt auf die Waage, das den lieben langen Tag nur eines im Sinn hat: fressen! Um die zehn Prozent seines  Körpergewichts verputzt so ein Vegetarier täglich - das strengt an, dauert lang und lässt die Giganten schon einmal ein Boot überhören Das taugt uns Tierfreunden nicht. Auch SeaWorld mit den dressierten Killerwalen und Seelöwen sorgt in unserer Gruppe für Diskussionen.

In Freiheit sind alle Tiere einfach am allerallerschönsten. Was wir hier an Delfinen gesehen haben, dstküste, die wir erkundet haben, ist ein Paradies. Statt Don Johnson gibt es halt Carl, der ist ja auch nicht schlecht. Ich hoffe, ich hab die "Miami Vice"-Titelmusik bald wieder im Ohr und den strahlend weißen Sand von Sanibel Island unter meinen Füßen...

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