Darabos empört

Zwei Tschad-Soldaten entwaffnet und entführt

Österreich
28.07.2008 20:45
Spektakulärer Zwischenfall beim Afrika-Abenteuer des österreichischen Bundesheeres: Zwei Soldaten des rot-weiß-roten EUFOR-Kommandos im Tschad wurden entwaffnet und entführt! Die beiden Unteroffiziere waren bei einem Freizeitausflug von Einheimischen mit einem Trick aus einem China-Restaurant gelockt und überwältigt worden. Die Räuber hatten eine Autopanne vorgetäuscht. Mittlerweile sind die Soldaten wieder sicher nach Österreich zurückgekehrt. Weil die Männer aber nicht nach Vorschrift gehandelt haben sollen, soll nun eine Untersuchungskommission den Zwischenfall lückenlos aufklären.

Der dramatische Überfall hat sich vor etwa zehn Tagen im Rahmen des humanitären Bundesheer-Einsatzes im Tschad ereignet: Um vom militärischen Alltag abzuschalten, besuchten zwei österreichische Soldaten in ihrer Freizeit ein kleines China-Restaurant unweit ihres Camps, 800 Kilometer von der Hauptstadt N'Djamena entfernt.

Als Einheimische schließlich das Lokal betraten, um sie wegen einer angeblichen Autopanne um Hilfe zu bitten, zögerten die beiden Unteroffiziere nicht lange und begleiteten die Männer vor die Tür - ein folgenschwerer Fehler!

Soldaten überrumpelt, entwaffnet und entführt
Denn kaum waren die Österreicher im Freien, gingen die "Pannen-Opfer" auch schon auf sie los. Die Kriminellen entrissen den überrumpelten Soldaten gewaltsam die Waffen, zwei Glock-Pistolen, und zwangen sie, in das eigene Militärfahrzeug zu steigen. Die entführten Österreicher mussten eine halbe Stunde mit den einheimischen Räubern durch die Gegend fahren. Erst dann waren die Unteroffiziere wieder frei.

Darabos empört: "Vorfall wird disziplinäre Folgen haben"
Völlig geschockt und ohne Waffen fuhren die Soldaten in ihr Camp zurück. Bereits zwei Tage später wurden die psychisch gezeichneten Unteroffiziere wieder zurück nach Wien geflogen. "Der Vorfall wird disziplinäre Folgen haben. Dem Ansehen des österreichischen Bundesheeres wurde geschadet", so Verteidigungsminister Darabos zur "Krone".

Untersuchungen laufen auf Hochtouren
Die Ermittlungen nach dem Überfall in Afrika laufen auf Hochtouren, denn auch in der Zentrale der EUFOR in Paris verlangt man nach einer lückenloser Aufklärung. "Es muss nun genauestens untersucht werden, ob es von Seiten der Soldaten in dieser Situation Verfehlungen gegeben hat", so Darabos-Sprecher Answer Lang.

Haben Soldaten gegen Ausgangsregeln verstoßen?
Wie etwa bei der sicheren Verwahrung der Dienstwaffen. "Nach ersten Ermittlungen dürften die beiden Unteroffiziere in diesem Fall nicht nach Vorschrift gehandelt haben. Auch ein Verstoß gegen die Ausgangsregel steht im Raum", so Lang. Wie aus Insider-Kreisen durchgesickert ist, soll auch Alkohol im Spiel gewesen sein. "Besonders wichtig war jedenfalls, dass umgehend reagiert wurde", betont der Sprecher des Verteidigungsministers.

Die beiden Soldaten aus Tirol und der Steiermark wurden vorbergehend vom Dienst freigestellt. Für ihre Kollegen im Tschad-Camp wurden die Regeln jedenfalls bereits verschärft: Freizeit-Ausflüge sind nur noch in Gruppen von mindestens acht Personen und mit zwei Militärfahrzeugen erlaubt.

Von Klaus Loibnegger und Christoph Budin, Kronen Zeitung

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