"Stammgast" im Knast

Wien: 77-jähriger “Drogen-Opa” erneut in Haft

Österreich
15.12.2010 12:19
Er kann es anscheinend nicht lassen: Für den 77-jährigen "Drogen-Opa" Erich K. (im Bild links mit seinem Anwalt) aus Wien, selbst ein Stück Kriminalgeschichte, klickten wieder die Handschellen! Obwohl der "Stammgast" bei Polizei und Gericht schon mehr als die Hälfte seines Lebens hinter Gittern saß, droht ihm erneut eine Haftstrafe wegen Kokainschmuggels.

"Ich hör jetzt auf, Herr Rat!" – dieses (leere) Versprechen bei der letzten und 23. Verurteilung vor einem Richter im Wiener Landesgericht hielt offenbar nicht lange. Denn Erich K. soll seine "Arbeit" wieder aufgenommen haben: Aus Holland brachte der "Drogen-Opa" Suchtgift nach Österreich, ein Kilogramm Kokain wurde bei dem 77-Jährigen sichergestellt (es gilt die Unschuldsvermutung).

Verstecke unter "Johann Strauss" angemietet
Die Polizei wirft dem Mann diesesmal vor, 50 Schmuggelfahrten von Amsterdam nach Wien unternommen und dann die Ware an einen Verteilerring übergeben zu haben. Der 77-Jährige hatte einen Teil der Drogen aber auch in Häusern in Wien versteckt, in denen er unter dem Namen Johann Strauss Wohnungen angemietet hatte. Suchtgift fanden die Beamten zudem in einem im Hof abgestellten Moped und in Mauervorsprüngen.

Im Zuge der Ermittlungen wurden 15 Telefone überwacht. Neben Erich K. wurden noch 19 weitere Personen angezeigt, 11 Menschen sitzen derzeit in U-Haft. Die Polizei sucht allerdings noch nach einem weiteren Verdächtigen. Peter Michael P. wurde an seiner Adresse nicht angetroffen und dürfte geflohen sein. Die Bande soll mit Drogen im Wert von mehreren Hunderttausend Euro gedealt haben, insgesamt acht Kilo Kokain und 30 Kilo Haschisch wurden aufgefunden.

"Ein Kilo Kokain kann man leicht tragen"
Der nimmermüde Wiener Strizzi ist in der Polizei- und Justizszene jedenfalls bekannt wie ein bunter Hund. Anfänglich als Einbrecher aktiv, sattelte er aufgrund seines Alters auf Drogenschmuggel um. Seine Begründung: "Ein Kilo Kokain kann man leicht tragen."

Befragt auf seinen bei Verhören immer freundlichen und auskunftsbereiten Stamm- Mandanten, reagiert Promi- Anwalt Werner Tomanek (im Bild rechts) mit einem Lächeln: "Er führt die Uni-Lehre über die Strafhaft als abschreckendes Mittel für Täter ad absurdum!" Denn Erich K. saß schon knapp 40 Jahre, also mehr als die Hälfte seines Lebens, in verschiedenen Haftanstalten.

"Er gesteht nur, wenn er es will"
Dementsprechend schwierig gestaltet sich auch die Einvernahme des Routiniers. "Er gesteht nur, wenn er es will", sagte der leitende Ermittler Manfred Vorlaufer. Durch den großen Indiziendruck hat er inzwischen allerdings einen Teil der Taten zugegeben. "Ein Geständnis ist vor Gericht ein Milderungsgrund. Der einzige, den er hat", meinte der Ermittler.

Bei den Gerichtsverhandlungen übrigens immer in den Zuschauer- Reihen mit dabei: Langzeitgefährtin Hanni, unbescholten und mehr als 20 Jahre jünger. Gesehen hat sich das Paar netto freilich nur wenige Jahre. Doch für Hanni hält "das die Liebe frisch"…

von Christoph Budin (Kronen Zeitung) und krone.at

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele