Der vorgetäuschte Überfall spielte sich am Vormittag des 8. August in der Brigittenau ab (Bericht siehe Infobox). Der 37-jährige Fahrer hatte angegeben, dass er in der Wehlistraße gefesselt und geknebelt worden sei, der Täter habe ihm außerdem seine Post-Uniform abgenommen. Er sei hinten in der Ladefläche des Transporters gelegen und habe mitbekommen, dass das Fahrzeug unterwegs gewesen sei.
Angeblich dehydriert und mitgenommen fand die Polizei den Fahrer und den Transporter im Bezirk Landstraße. Der Mann gab an, sich stundenlang im Wagen befunden zu haben. "Uns war gleich klar, dass der Überfall nur unter Mithilfe eines Insiders begangen werden konnte", erläuterte Klug.
Fingerabdrücke führten zu 34-Jährigem
Im Zuge der Tatortarbeit sicherten die Ermittler dann einen Fingerabdruck, der einem 34-jährigen türkischen Staatsbürger zugeordnet werden konnte. Der Mann war der Polizei wegen diverser Drogendelikte bekannt. Die Ermittler fanden auch heraus, dass er mit dem Fahrer befreundet war. Das Problem: An seiner Wohnadresse am Alsergrund befand sich der 34-Jährige nicht mehr.
Also wurde der Chauffeur in eine Polizeidienststelle gebeten, wo man ihm auf den Kopf zusagte, wie der Überfall gelaufen war. Der 37-Jährige stritt zunächst alles ab, gestand dann aber doch seine Beteiligung.
So erzählte er, dass er seinen Komplizen für die Fahrt einschulen habe müssen. Denn dieser musste nach dem angeblichen Überfall noch weitere Supermärkte anfahren. Das Duo besaß nämlich nur einen Schlüssel für die Geldkoffer, die damit aber nicht zu öffnen waren, ohne Alarm auszulösen. Daher zog sich der 34-Jährige auch die Uniform seines Komplizen an. Die Kalkulation: Bei irgendeinem der Supermärkte mussten sie sich den zweiten Schlüssel erschleichen, um die Beute unauffällig entnehmen zu können. Beim fünften Versuch bei einem Geschäft in der Leopoldstadt klappte es schließlich.
34-Jähriger setzte sich in die Türkei ab
Danach aber gab es Differenzen über die weitere Vorgangsweise: Anstatt wie ausgemacht mit dem Chauffeur irgendwo in Österreich die Beute aufzuteilen, setzte sich der 34-Jährige mit dem ganzen Geld, etwa 500.000 Euro, in ein Flugzeug nach Istanbul und tauchte in seiner Heimat unter. Klug: "Er hatte offenbar nie vor, mit seinem Freund zu teilen."
"Ich mach' mir ein schönes Leben in der Türkei"
Der 37-Jährige wurde hingegen festgenommen. Detail am Rande: Bei einer der Einvernahmen meldete sich sein Partner auf dem Handy des Chauffeurs. Die eindringliche Aufforderung der Ermittler, mit der Beute nach Österreich zurückzukommen, beantwortete dieser sinngemäß so: "Ihr könnt mich gern haben, ich mach' mir mit dem Geld in der Türkei ein schönes Leben." Das sei aber kein wörtliches Zitat gewesen, sagte Klug: "Das habe ich etwas verschönt."
Nach Yunus K. wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Ob die türkischen Behörden gegen einen Landsmann vorgehen, sei aber regional verschieden, meinte Mimra.
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