Richter erwähnt:

Terrorwarnung zwei Wochen vor Grazer Todesfahrt

Österreich
08.03.2016 18:41

Der Gedanke an die Grazer Todesfahrt am 20. Juni 2015 lässt jedem Steirer, und wohl auch jedem Österreicher, jetzt noch das Blut in den Adern gefrieren. Alen R., 26 Jahre alt, raste mit seinem Geländewagen durch die Innenstadt, tötete drei Menschen und verletzte 36 teils schwerst. Ein Opfer verlor erst im Februar den Kampf um sein Leben. Nun flammen die Diskussionen um die Ursache der Schreckenstat neu auf - denn zwei Wochen zuvor gab es Hinweise auf einen Terrorakt.

Unzurechnungsfähig und drogensüchtig sei der gebürtige Bosnier Alen R., hieß es rasch nach der Amokfahrt seitens offizieller Stellen. Der damals 26-Jährige, der auch immer wieder in seiner Zelle randaliere, leide unter Verfolgungswahn, höre Stimmen und habe am 20. Juni 2015 vor imaginären Verfolgern flüchten wollen. Schon die recht schnelle Diagnose, es handle sich offensichtlich um einen Verrückten, sorgte für wilde Spekulationen.

Tausende Kontakte und Radikalisierungsverdacht
Ende des vergangenen Jahres widersprach dann erstmals auch ein Gerichtsgutachter: Der Amokfahrer sei während der Wahnsinnstat sehr wohl zurechnungsfähig gewesen. Gleichzeitig wurde eine Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher empfohlen, weil der Bosnier als äußerst gefährlich einzustufen sei.

Nicht zuletzt die "Krone" hatte zudem mehrmals über zahlreiche Social-Media-Kontakte des Täters im arabischen Raum berichtet. Ermittler sprachen zwar nie offen von einem mutmaßlichen Terrorakt, ließen aber die Möglichkeit einer Nachahmungstat infolge einer Radikalisierung offen.

Randbemerkung über Terrorhinweise in anderem Prozess
Im Zuge eines Dschihadisten-Prozesses in Graz - Angeklagter in dem Fall ist Fikret B., ebenfalls gebürtiger Bosnier und mutmaßlicher IS-Scherge, der jüngst nicht rechtskräftig acht Jahre Haft ausfasste , erwähnte der Richter nun laut "Standard" ein möglicherweise brisantes Detailergebnis aus Ermittlungen von US-Behörden. Zwei Wochen vor der Grazer Amokfahrt sei demnach im Internet davon die Rede gewesen, es sei "wieder etwas in Vorbereitung, wir werden wieder zuschlagen".

Diese Bemerkung ist Wasser auf die Mühlen jener, die stets an einen terroristischen Hintergrund des Blutbades von Graz vermuteten. Der Blogger Andreas Unterberger führt etwa aus: "Plötzlich erfahren wir von einem Richter in einem ganz anderen Verfahren, dass es offensichtlich einen weiteren bisher unbekannten Hinweis gibt, demzufolge diese Amokfahrt sehr wohl einen terroristischen Hintergrund haben könnte."

Handschrift des islamistischen Terrors?
Unterberger untermauert seine Theorie unter anderem damit, dass "solche blutigen Auto-Amokfahrten gegen friedliche Fußgänger in den letzten zwei Jahren immer wieder von Palästinensern gegen israelische Passanten unternommen worden" seien. Ebenso seien "bei radikalen Muslimen Messerattacken auf Ungläubige zuletzt große 'Mode' geworden". Alen R. war auch aus seinem Auto ausgestiegen und hatte Fußgänger mit einem Messer attackiert.

Unterberger führt insgesamt sechs Punkte an, die auf einen radikalislamischen Hintergrund der Tat schließen ließen - den vollständigen Blogeintrag finden Sie hier.

"Obergutachter bestellt"
Die Todesfahrt von Graz sorgt damit weiterhin für Diskussionen. Anfang Februar wurde bekannt, dass nun ein "Obergutachter" bestellt worden sei, der ein endgültiges Urteil über den Geisteszustand von Alen R. fällen solle. Für die Beurteilung sei ein drittes psychiatrisches Gutachten nötig, erklärte die Grazer Staatsanwaltschaft. Die beiden bisher bestellten Sachverständigen hätten sich widersprochen...

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