Nacht-Großeinsatz

Sturm “Gonzalo” fegte mit 155 km/h über Österreich

Österreich
22.10.2014 06:17
Die Ausläufer des Hurrikans "Gonzalo" sind in der Nacht auf Mittwoch mit bis zu 155 km/h im Gebirge und mehr als 100 km/h in den Niederungen über das Land gezogen. Die Feuerwehren standen im Dauereinsatz, der Starkregen und der heftige Sturm deckten Dächer ab und rissen auch zahlreiche Bäume um. In mehreren Bundesländern gab es insgesamt Zehntausende Stromausfälle. Für Mittwoch werden weitere Niederschläge und Schneefälle bis auf 800 Meter Seehöhe erwartet.

Die Sturmböen, die "Gonzalo" verursacht hatte, hatten schon am Dienstagabend Westösterreich erreicht. In der Nacht breitete sich die Kaltfront dann auf das ganze Land aus. Am Sonnwendstein am Semmering wurden Windspitzen von 155 km/h gemessen. Insgesamt 24 Wetterstationen verzeichneten landesweit Windspitzen von über 100 km/h. Den Oktober-Windrekord in Österreich hält übrigens die Station am Salzburger Sonnblick: Hier wurden im Jahr 2000 233 km/h gemessen.

Vor allem in den Bezirken des Unterlands in Tirol verzeichneten die Feuerwehren zahlreiche Einsätze. Viele Stromleitungen wurden durch abgebrochene Äste oder umgestürzte Bäume beschädigt. 30.000 Haushalte waren deshalb zwischenzeitlich ohne Strom.

Auch etliche Straßenzüge waren nach Angaben der Polizei zeitweise unbefahrbar. So musste etwa die Inntalautobahn zwischen Wattens und Wörgl kurzzeitig gesperrt werden. Die Stubaitalbahn konnte Mittwoch früh zwischen Fulpmes und Kreith nicht verkehren. Personen kamen nicht zu Schaden.

In Vorarlberg wurden zahlreiche Bäume entwurzelt, Häuser abgedeckt und Straßen unpassierbar gemacht. Insgesamt war die Feuerwehr 122 Mal im Einsatz - und das seien nur jene Fahrten, die über die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle beauftragt wurden, sagte Feuerwehreinsatzleiter Dietmar Pfanner. "Das Gute: Es gab nur Sachschäden. Weder Einsatzkräfte noch andere Personen wurden verletzt", so Pfanner. Ab 21 Uhr "ging es Schlag auf Schlag", danach habe sich die Lage kontinuierlich entspannt. Die höchsten Geschwindigkeiten erreichte das Sturmtief mit 104 km/h in Sulzberg im Bregenzerwald. Wie die Zentralstelle für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mitteilte, gäbe es vor allem im Arlberggebiet und im Kleinwalsertal auch Neuschnee.

Schneekettenpflicht aufgrund von Schneeglätte besteht indes auf der Arlbergstraße zwischen Langen am Arlberg und St. Anton in beiden Richtungen. Ausgenommen sind nur Allradfahrzeuge, die bergwärts fahren. Mit dem ersten Wintereinbruch gesperrt wurde traditionell die Silvretta-Hochalpenstraße.

Auch Salzburg war vom Sturm betroffen. Böen mit bis zu 100 km/h rissen zahlreiche Bäume um. In mehreren Teilen des Bundeslandes kam es zu Stromausfällen, im Pinzgau wurden zwei Häuser abgedeckt, im Flachgau stürzte ein Gerüst um. Höher gelegene Orte waren Mittwoch früh angezuckert.

Das Landesfeuerwehrkommando verzeichnete während der Nacht 106 Einsätze wegen Sturmschäden. In Summe standen rund 780 Helfer von 38 Feuerwehren im Einsatz. Schweren Schaden richtete der Sturm etwa in Viehhofen an: Dort riss gegen 23 Uhr eine heftige Böe von einem Haus das komplette Dach weg und schleuderte dieses auf eine Trafostation und Stromleitung der Salzburg AG, wodurch es für zweieinhalb Stunden im ganzen Ort zu einem Stromausfall kam. Meldungen über Verletzte lagen am Mittwochvormittag für das gesamte Bundesland nicht vor.

Eine arbeitsreiche Nacht haben die Feuerwehren in Oberösterreich hinter sich: 185 Einheiten mit gut 2.300 Helfern wurden zu insgesamt 485 Einsätzen gerufen. Etliche Häuser wurden abgedeckt und Bäume umgerissen. Kaum ein Landesteil wurde verschont. Nach vorläufigen Meldungen gab es zumindest einen Verletzten. Laut Energie AG waren knapp 20.000 Haushalte vorübergehend ohne Strom.

In der Steiermark sorgten Wind und Regen für Stromausfälle durch umgestürzte Bäume. Betroffen war vor allem das Oberland. In der Oststeiermark mussten Feuerwehren zu Auspumpeinsätzen ausrücken. Rund 1.500 Haushalte waren ohne Strom, hieß es von der Energie Steiermark. Bis zum Nachmittag dürften alle Leitungen wieder hergestellt werden.

Laut dem Sprecher des Landesfeuerwehrverbandes, Thomas Meier, standen seit Mitternacht insgesamt 114 Wehren mit rund 900 Florianis im Einsatz. Das Gros der Einsätze diente dem Freimachen von Verkehrswegen. Die Windgeschwindigkeiten waren vor allem auf den Bergen hoch. Am Stoderzinken nördlich von Gröbming wurden rund 140 km/h gemessen.

Rund 100 Einsätze bescherte das Sturmtief den Feuerwehren in Kärnten. In der Nacht waren in mehreren Bezirken insgesamt 8.000 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten. Die Reparaturtrupps hatten Probleme, zu den Einsatzorten zu gelangen, da viele Straßen wegen umgestürzter Bäume unpassierbar waren. Der Sturm beschädigte auch einige Hausdächer. Meldungen über Verletzte gab es nicht.

In Wien richtete der nächtliche Sturm teils grobe Schäden an. In der Innenstadt erreichte er eine Geschwindigkeit von 102 km/h. Über die Jubiläumswarte fegte "Gonzalo" mit 125 km/h hinweg. Die Berufsfeuerwehr verbuchte "in etwa 100 zusätzliche Einsätze", sagte Sprecher Christian Feiler. Verletzt wurde niemand. Auf der S-Bahn-Strecke kam es zu Unregelmäßigkeiten und Verspätungen.

Die Sturmfront zog auch über Niederösterreich: Die Feuerwehren verzeichneten bis in die Morgenstunden etwa 150 Einsätze. 550 Helfer waren laut Franz Resperger, Sprecher des Landeskommandos, aufgeboten. Größeren Schaden gab es in Möllersdorf in der Gemeinde Traiskirchen. Dort wurde das Dach eines Laufhauses abgedeckt. Ansonsten lag das Augenmerk vor allem auf umgestürzten und entwurzelten Bäumen, lose Plakatwände, Baugerüste, Dachziegel sowie umherfliegende Mistkübel wurden gesichert.

Nur eingleisigen Verkehr gab es am Mittwoch vorerst auf der Westbahnstrecke im Abschnitt Unterpurkersdorf-Neulengbach. Ein Baum war in die Oberleitung gestürzte, teilte ÖBB-Sprecher Christopher Seif mit. Für einige Züge wurde ein Schienenersatzverkehr mit Autobussen eingerichtet.

Im Burgenland war die Situation "nicht so dramatisch", hieß es aus der Landessicherheitszentrale. Insgesamt wurden neun Feuerwehren wegen umgestürzter Bäume und Pumparbeiten alarmiert. Verletzt wurde niemand.

Schneefahrten nur mit Winterreifen
Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik warnte vor starken Niederschlägen auch am Mittwoch. Schneefall könne demnach zu Problemen auf Straßen und Schienen führen. Die Schneefallgrenze sinke auf 800 Meter. Außerdem könnten unter der Last des feuchten und somit schweren Neuschnees Bäume umstürzen. "Denn viele tragen noch Laub, dadurch ist die Auflagefläche für Schnee deutlich vergrößert", erklärte ZAMG-Meteorologe Alexander Ohms.

Die Asfinag erwartet am Mittwoch auf der Tauernautobahn (A10) bis zu 15 Zentimeter Neuschnee, die Autobahnmeistereien wurden in erhöhte Einsatzbereitschaft versetzt. Autofahrer sollten vorsichtig sein, denn noch sind viele Lenker mit Sommerreifen unterwegs. Fahrten im Schneefall sollten nur mit Winterreifen angetreten werden.

Wetterprognose
Laut ZAMG bleibt der Wind weiter kräftig bis stürmig. Bis Freitag früh kann es an der Alpennordseite stark regnen und oberhalb von 700 bis 1.300 Metern schneien, vereinzelt auch auf 500 Meter herab. Weiterhin sind auch Schnee- und Regenwarnungen aktiv. Am Samstag beruhigt sich das Wetter und im Großteil Österreichs kommt zeitweise die Sonne hervor. Aber es bleibt kalt, mit Höchstwerten zwischen sieben und 14 Grad. In der Früh sind stellenweise Minusgrade möglich, vor allem in windgeschützten Tälern.

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