Pfarrer rügt Caritas

Streit um Posting eskaliert: "Unnötige Polemik"

Österreich
03.07.2015 08:34
Heftige Diskussionen hat diese Woche Caritas-Geschäftsführer Klaus Schwertner mit einer Frage ausgelöst, die er auf seiner Facebook-Seite postete: "Kann mir bitte einmal jemand erklären, warum so viele ausländerfeindliche MitbürgerInnen Hunde- und KatzenliebhaberInnen sind?" Nun eskaliert der Streit: Empört reagierte etwa ein Pfarrer aus Linz, der an Schwertner einen öffentlichen Brief richtete. Hauptvorwurf: "Das ist unnötige Polemik."

"Wie passt denn das zusammen? Hundis=lieb, Menschen=bös?" - Schwertners Facebook-Posting sorgte in zahlreichen Internetforen für Aufregung. Kritiker bezeichneten die Ansicht des Caritas-Geschäftsführers als absurd und sprachen sogar von Verhetzung.

Auch der Linzer Pfarrer Franz Zeiger wollte die Aussagen Schwertners nicht unkommentiert lassen. Mit einem öffentlichen Brief bezog er klar Stellung:

Sehr geehrter Herr Dr. Schwertner!
Auf Ihrer Facebook-Seite stellen Sie folgende Frage:
'Kann mir bitte einmal jemand erklären, warum so viele ausländerfeindliche MitbürgerInnen Hunde- und KatzenliebhaberInnen sind? Gibt es dazu Untersuchungen? Und vor allem, wie passt denn das zusammen? Hundis=lieb, Menschen=bös? ... '

Gleich vorweg: Ich kann es Ihnen nicht erklären. Aber ich kann Ihnen einen kleinen Einblick in die karitative Tätigkeit von Hunde- und KatzenbesitzerInnen geben: Ich bin Pfarrer in der Pfarre Linz - St. Peter. In unserem Pfarrheim beherbergen wir seit 1. Juni zehn Flüchtlinge, die aus den in Linz aufgestellten Zelten zu uns gekommen sind. In der Pfarre Linz - St. Michael bin ich Pfarrprovisor. Hier haben wir den Pfarrhof bereits im Oktober 2014 für 19 Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Wir kooperieren dabei eng mit der Caritas der Diözese Linz.

Die Hilfsbereitschaft der Pfarrbevölkerung ist enorm. Nach einem Aufruf hatten wir im Nu Schuhe, Kleidung, Hausrat, sogar Fahrräder und vieles mehr zur Verfügung. Weiters befindet sich in unseren Kirchen (und in zwei weiteren Pfarren in der Nachbarschaft) jeweils ein Korb, in den die Pfarrangehörigen Lebensmittel, Toilettartikel und Ähnliches mehr für unsere Flüchtlinge geben. Die Körbe sind täglich voll.

Viele dieser hilfsbereiten Menschen in unseren Pfarren sind auch Hunde- und KatzenbesitzerInnen und teilweise auch im Tierschutz engagiert. Die Pfarre St. Peter betreibt nämlich seit mittlerweile fünf Jahren auch eine Tiertafel. Wir helfen damit Tierbesitzerinnen und Tierbesitzern, die in eine persönliche Notsituation geraten sind, durch kostenlose Vermittlung von Tiernahrung, Zubehör zur Haustierhaltung und durch verschiedene Hilfestellungen so weit, dass diese sich auch in dieser schwierigen Lage nicht von ihrem Haustier trennen müssen. Näheres dazu finden Sie hier: http://www.tierlichtblick.at/.

Diese Initiative der Pfarre Linz - St. Peter wurde im Jahr 2014 mit dem österreichischen Bundestierschutzpreis ausgezeichnet. Dieselben Menschen, die sich in unserer Tiertafel ehrenamtlich engagieren, sind auch in der Betreuung unserer Flüchtlinge (ehrenamtlicher Sprachunterricht, Freizeitunternehmungen, ...) aktiv.

Die Fragestellung auf Ihrer Facebook-Seite suggeriert, dass Tierschutz und Hilfe für Flüchtlinge Gegensätze seien. Ihr Posting ist meines Erachtens unnötige Polemik. Ihr Posting ist ein Schlag ins Gesicht für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die überall dort helfen, wo Hilfe nötig ist. Ich lade Sie hiermit höflich ein, uns zu besuchen und sich vor Ort ein Bild davon zu machen, dass Hunde- und KatzenliebhaberInnen durchaus imstande sind, humanitäre Hilfe zu leisten.

Es grüßt Sie herzlich - Pfarrer Franz Zeiger

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