OECD-Studie

Sozialer Aufstieg in Österreich besonders schwer

Österreich
09.09.2014 13:06
Nur wenigen Menschen gelingt in Österreich der soziale Aufstieg, kritisiert die OECD in der am Dienstag veröffentlichten Studie "Bildung auf einen Blick 2014". Nur ein sehr geringer Anteil der Bevölkerung schafft demnach einen höheren Bildungsabschluss als die Eltern. Im internationalen Vergleich schaffen bei den 26- bis 64-Jährigen sogar nur in Deutschland und Tschechien noch weniger den Aufstieg. Weiterer Schwachpunkt des rot-weiß-roten Bildungssystems: Österreich ist laut der Studie im internationalen Vergleich das Land der alten Lehrer.

Die aktuellen OECD-Zahlen (die Detailergebnisse für Österreich finden Sie in der Infobox) zum Bildungsaufstieg sind alarmierend: Auch bei den Jüngeren gibt es kaum Bewegung zwischen den Generationen, wie der Studie zu entnehmen ist. Nur je 21 Prozent der 25- bis 34-jährigen Männer bzw. Frauen, die nicht mehr in Ausbildung sind, erreichen einen höheren Bildungsabschluss als ihre Eltern. Im OECD-Schnitt sind es dagegen immerhin 28 Prozent der Männer und 36 Prozent der Frauen.

Alle Fakten zum Thema Schule lesen Sie in der großen "Krone"-Schulserie (siehe Infobox).

Ministerin: "Brauchen mehr Bewegung bei Vererbung"
"Wir brauchen mehr Bewegung bei der Vererbung von Bildung", betonte Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek am Dienstag anlässlich der Veröffentlichung der OECD-Studie. Sie will nun unter anderem mit einem Ausbau der Ganztagsschulen gegensteuern. Zudem will Heinisch-Hosek auch über eine mögliche Auflösung der Schulsprengel diskutieren - damit künftig leichter Schulen aus Nachbargemeinden besucht werden können. Allerdings müsse man hier "akribisch aufpassen", dass es nicht zu Benachteiligungseffekten von Gemeinden, die viel in Schulen investiert haben, komme.

Als weiteres Instrument sieht Heinisch-Hosek die heuer an Pilotstandorten gestartete Volksschulreform, die für einen besseren Übergang vom Kindergarten sorgen soll. Möglich wäre etwa eine Trennung statt wie bisher mit zehn erst mit zwölf Jahren oder die Schaffung echter Bildungsregionen. In solchen würden 50 Prozent der AHS auf Neue Mittelschulen umgestellt und Schüler mit und ohne AHS-Berechtigung zu gleichen Teilen auf die beiden Schulformen verteilt.

Österreich als Land der alten Lehrer
Die OECD-Studie macht unterdessen ein weiteres Problem des österreichischen Bildungssystems deutlich: das hohe Alter der Lehrer. Zwischen 2002 und 2012 ist der Anteil von über 50-jährigen Lehrern im Sekundarbereich (unter anderem Hauptschule, Neue Mittelschule, AHS, BMHS) in Österreich im OECD-Raum am stärksten gestiegen. Demnach gab es im Schnitt ein Plus von vier Prozentpunkten bei den Lehrern der Generation 50 Plus - in Österreich waren es satte 26 Prozentpunkte.

Insgesamt waren 2012 in Österreich 45 Prozent der Sekundarlehrer 50 Jahre und älter, im Volksschulbereich waren es 36 Prozent. Zum Vergleich: Im OECD-Schnitt waren bei den Sekundarlehrern 36 Prozent über 50, im Primärbereich 30 Prozent.

Die OECD hält in ihrer Studie auch gleich Empfehlungen bereit, wie die Politik auf die Überalterung der Lehrerschaft und den dadurch drohenden Verlust erfahrener Pädagogen reagieren sollte: Es brauche "deutlich stärkere Anreize für junge Menschen", sich für den Lehrerberuf zu entscheiden, eine Erweiterung der Ausbildungsgänge für Lehrkräfte und erforderlichenfalls alternative Qualifizierungswege für Quereinsteiger.

Aufgeholt hat Österreich indes bei den Abschlussquoten im Hochschulbereich: Laut OECD-Studie schließen hierzulande 39 Prozent eines Altersjahrgangs im Lauf ihres Lebens ein Studium ab - das liegt etwa im OECD-Schnitt. 1995 waren es in Österreich erst zehn Prozent (OECD: 20 Prozent).

Akademikerquote bleibt weiterhin sehr niedrig
Die Akademikerquote bleibt hingegen vorerst weiter sehr niedrig. Der Anteil der 25- bis 64-Jährigen mit Hochschulabschluss liegt erst bei 20 Prozent (OECD: 32 Prozent). An der Spitze befinden sich Kanada (53 Prozent), Japan (47 Prozent) und Israel (46 Prozent). Auch hier verzeichnete Österreich zwar Zuwächse (2000: 14 Prozent), diese sind aber geringer als in fast allen anderen OECD-Ländern.

Dabei sind die Vorteile einer Hochschulbildung in Österreich am Arbeitsmarkt übrigens besonders hoch: Die Beschäftigungsquote der 25- bis 64-Jährigen liegt bei Akademikern bei 87 Prozent (OECD: 83 Prozent) und damit auch höher als bei Absolventen aller anderen Ausbildungsstufen. Außerdem erzielen Akademiker gegenüber Absolventen des sogenannten Sekundarbereichs II (z.B. AHS-Maturanten, Lehrabsolventen, Absolventen von berufsbildenden mittleren Schulen) in Österreich ein um 71 Prozent höheres Einkommen (OECD: 59 Prozent).

Heinisch-Hosek: "Österreich bei Berufsbildung top"
Heinisch-Hosek sieht insgesamt durch die OECD-Studie bereits bekannte Trends bestätigt: Österreich sei bei der Berufsbildung "top, man kann sagen Weltklasse" und habe die Wirtschaftskrise verhältnismäßig gut bewältigt. Auch bei der Elementarpädagogik habe man "ordentlich aufgeholt", so haben 2012 schon 65 Prozent der Dreijährigen einen Kindergarten besucht (plus 18 Prozent seit 2005, OECD-Schnitt: 70 Prozent). Bei den Bildungsausgaben sei jedoch "teilweise mehr Effizienz gefragt".

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele