"Recht auf Freizeit"

Sonntagsöffnung: Beschäftigte stark verunsichert

Österreich
17.09.2014 15:28
Die Beschäftigten im Wiener Handel seien durch die Debatte um eine mögliche Sonntagsöffnung in einer Tourismuszone stark verunsichert, hieß es seitens der Gewerkschaft am Mittwoch. Gleichzeitig wurde versichert, dass die bestehenden Regelungen ausreichend seien. Auch die FPÖ meldete in der Causa zu Wort: Dort lehnt man das Ansinnen "strikt" ab.

Bei der Gewerkschaft würden täglich Anrufe von besorgte Handelsangestellten und von Betriebsräten eingehen, die befürchten, dass durch Sonntagsarbeit ihre Lebens- und Freizeitqualität "nachhaltig" verschlechtert werde, hieß seitens der Gewerkschaft.

"Die Verunsicherung der Beschäftigten angesichts der aktuellen Vorstöße der Wirtschaft ist groß. Unsere Haltung zur Frage der Sonntagsöffnung ist unverändert: die bestehenden Regelungen sind ausreichend und Sonntagsarbeit auf dem Rücken der Beschäftigten wird es nicht geben", so Franz Georg Brantner, der stellvertretende Vorsitzende der GPA-djp (Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus) Wien.

Ablehnende Haltung der Handelsangestellten bekannt
Die als Sozialpartner im Handel unzuständigen Tourismusmanager sollten sich ihre "Daueragitation" aus rein geschäftlichen Interessen sparen, fügte Brantner hinzu. Die ablehnende Haltung der betroffenen Handelsangestellten zur Sonntagsöffnung sei durch zahllose Befragungen hinlänglich bekannt, ergänzte Barbara Teiber, Regionalgeschäftsführerin der GPA-djp Wien.

Frage der Notwendigkeit noch nicht geklärt
In Alarmbereitschaft sei man jedenfalls noch nicht, stellte Gewerkschafter Manfred Wolf am Mittwochnachmittag klar: "Wir haben von der Sparte Handel noch keine offizielle Einladung zum Verhandeln bekommen." Es sei zwar eine "nette Meinungsäußerung von Ruck (Wiener Wirtschaftskammerpräsident, Anm.)" gewesen, "aber er ist nicht unser Sozialpartner", so Wolf.

Weder kenne die Gewerkschaft die genauen Zonen noch sei die Frage der Notwendigkeit geklärt. "In Wien kommen im Winter auf einen Einwohner drei Nächtigungen, in Lech kommen auf einen Einwohner 554 Nächtigungen", rechnete Wolf vor. "Ich sehe für Wien keinen erhöhten Bedarf", meinte Wolf.

Zusatz-Kollektivvertrag für Sonntagsöffnung nötig
Sollte die Sonntagsöffnung in Wien kommen, ist dafür ein Zusatz-Kollektivvertrag notwendig. Neben den üblichen Regelungen wie einem 100-prozentigen Zuschlag sei darin auch zu klären, wie die Beschäftigten sonntags in die Arbeit und wieder nach Hause kommen, wie die Kinderbetreuung geregelt wird usw. Auch wenn es in den anderen Bundesländern bereits Ausnahmeregelungen gebe, seien die Gegebenheiten in jedem Bundesland anders und das müsse entsprechend im KV berücksichtigt werden.

Ausdrücklich begrüßt wurde die Position, die Bürgermeister Michael Häupl zuletzt eingenommen hat - wonach ohne die Zustimmung der Sozialpartner keine Änderung der derzeitigen Regelung geplant sei.

FPÖ "strikt" dagegen
"Der Sonntag soll als Tag der Familie unbedingt erhalten bleiben", warnte auch Das FPÖ-Parteiobmann Heinz-Christian Strache am Mittwoch. "Jeder Angestellte hat ein Recht auf Freizeit und Erholung, weshalb die FPÖ als soziale Heimatpartei sich klar auf die Seite der Dienstnehmer stellt." Vor allem Frauen - sie seien besonders häufig im Handel tätig - würde so ein Tag, den sie mit ihren Kindern verbringen könnten, genommen. Und die im Handel ohnehin gängigen prekären Dienstverhältnisse würden dadurch nur verschärft.

"Kleine Kaufleute tun sich das nicht an"
Sogar der Sonntagsöffnungs-Vorkämpfer Richard Lugner ist skeptisch - er allerdings wegen der geplanten örtlichen Abgrenzung. Für eine Tourismuszone in der Innenstadt sieht er wenig Chancen, wie er im "WirtschaftsBlatt" erklärte. Seiner Ansicht nach würden nur die großen Handelsketten aufsperren: "Kleine Kaufleute tun sich das nicht an. Die verdienen unter der Woche durch die Touristenmassen genug."

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