Augenzeuge berichtet

Shop-Besitzer im Jemen: “Er schrie wie am Spieß”

Österreich
28.02.2013 17:20
"Krone"-Lokalaugenschein in jenem Elektrogeschäft in Jemens Hauptstadt Sanaa, wo Dominik Neubauer am 21. Dezember entführt wurde: Der Shop-Besitzer wirkt gebrochen, kaut wie in Trance die Kräuterdroge Qaat, macht einen verlorenen Eindruck. Die Schrecksekunden, als die Terroristen in seinen Shop stürmten, wird er wohl nie vergessen: "Dominik schrie wie am Spieß, seine Bekannte aus Finnland brach ohnmächtig zusammen."

Am Mittwochmorgen schleppt sich Morad Abdel Wadood in sein Elektrogeschäft beim Torbogen zur Altstadt. Er ist 37 Jahre alt. 25 davon hat er hinter dem Verkaufspult seines winzigen Shops verbracht. "Ich habe ihn von meinem Vater geerbt", erzählt er. In den restlos überfüllten Regalen stapeln sich Uhren, Batterien, Radiowecker und Handys der Marke Steinzeit. Reich wird er mit alledem nicht, aber es genügt zum Überleben, und das ist im Jemen oft schon ein Luxus.

"Plötzlich stürmten zwei Männer herein"
Das Geschäft lebt von Stammkunden und Mundpropaganda. Wer rasch einen Ersatzteil braucht, ist hier richtig. Oder eine billige Kamera. Und genau danach suchten auch Dominik Neubauer und seine beiden finnischen Freunde an jenem 21. Dezember. Schließlich sollte der Wochenend-Ausflug in die Hafenstadt Aden auch dokumentiert werden. "Sie waren nur ein paar Augenblicke im Geschäft, als plötzlich zwei Männer hereinstürmten", erinnert sich der Kaufmann. Auch heute hat er noch Albträume, wenn er sich daran erinnert. "Während Bewaffnete die Türe von außen blockierten, stürzten sie sich auf ihn und den Finnen, schleppten sie in ein Auto." Die Frau des Finnen soll dabei kollabiert sein. "Auch sie wurde in den Suzuki gezerrt, dann rasten die Männer mit den drei davon", so Wadood.

Immer wieder kehrten Botschafter Gregor Kössler (Interview mit dem Diplomaten in der Infobox) und die Kollegen des engagierten österreichischen Krisenteams in Jemen seither an den Tatort zurück. In der Hoffnung, vielleicht doch noch einen entscheidenden Hinweis auf den Verbleib von Dominik zu erhalten – bisher leider ohne Erfolg.

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