Sechs Monate im Amt

Sebastian Kurz: “Es war schwerer als geplant”

Österreich
29.06.2014 08:00
Seit genau einem halben Jahr ist Sebastian Kurz (27) nun jüngster Außenminister der Welt. Wie es ihm mit absoluter Professionalität gelang, anfängliche Skepsis in Lob und Anerkennung umzuwandeln.

Er war noch keine Woche im Amt, da titelte das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" schon mit: "Der Basti!". Unterzeile: Sein Studium ist noch nicht abgeschlossen, Erfahrung im Amt hat er nicht. Sechs Monate später die Wende. Der "Focus" zeigt sich letzte Woche beeindruckt: "Wiener Wunderknabe – Wie aus dem Abiturienten Sebastian Kurz der populärste Politiker des Landes wurde."

Dazwischen liegen gemeisterte außenpolitische Bravourstücke: Vermittlung in der Ukraine-Krise, hoch heikle Besuche in Israel und im Iran. Außenministerkonferenz in Wien als Europaratsvorsitzender, Besuch von Wladimir Putin. Alles fehlerfrei absolviert. Kurz fliegt Economy statt Business und lässt eitle Schaulaufen, wie etwa den Opernball, aus. Manchmal wirkt er wie ein Musterschüler, der bei jeder Gelegenheit aufzeigt, während andere die Köpfe einziehen oder aufs Klo verschwinden. So blieb es auch ausgerechnet am Youngster hängen, Türken-Premier Erdogan zu maßregeln. Zum Lohn führt er, der schon mit 24 Jahren Integrationsstaatssekretär war, sämtliche Beliebtheitsrankings haushoch an.

"Krone": Wie haben Sie die Entwicklung der öffentlichen Meinung erlebt?
Sebastian Kurz: Das war anfangs schon ein kalter Wind, aber sanfter als bei meiner Bestellung zum Staatssekretär. Das war damals furchtbar, und ich hatte es anfangs sogar bereut, das Amt angenommen zu haben. Im Nachhinein bin ich froh: So habe ich schnell gelernt. In der heftigsten Phase damals hat mich ein Freund angerufen und gesagt, ich soll nicht alles zu ernst nehmen, was in den Medien steht. Und nun nach den positiven Meldungen hat er sich wieder gemeldet: "Jetzt gilt dasselbe!" Auch im neuen Amt als Minister war es schwerer als geplant. Denn zu den gesetzten Schwerpunkten kam viel Unvorhergesehenes dazu, das es zu meistern gab.

"Krone": Amtskollege Steinmeier, der 31 Jahre älter ist als Sie, wirkt ein bisschen wie ein väterlicher Mentor. Er hat Ihnen gleich das "Du" angetragen?
Kurz: Ich mag und schätze ihn sehr! Aber das Du ist so üblich unter den EU-Außenministern. Ich bin auch mit allen Mitarbeitern per Du.

"Krone": Tatsächlich? Sie wirken immer so förmlich. Einnehmend und herzlich zwar, aber doch betont korrekt. Gerade das Außenministerium gilt als sehr statusbetont und unterscheidet zwischen Akademikern und Nicht-Akademikern. Ohne abgeschlossenes Studium hätten Sie sich im eigenen Ministerium nicht einmal für den diplomatischen Dienst bewerben können.
Kurz: Natürlich hatte ich anfangs ein etwas mulmiges Gefühl. Ich wurde aber von meinem Team von Anfang an großartig unterstützt, sonst wäre so ein Pensum gar nicht möglich. Und im Jusstudium fehlen mir nur noch zwei Prüfungen zum Abschluss. Die werde ich sicher auch noch machen!

"Krone": Sind Sie sehr ehrgeizig?
Kurz: Nein, aber ich nehme meine Aufgabe ernst. Das ist ja das Mindeste, wenn man eine derart verantwortungsvolle Funktion von der Republik übertragen bekommt und vom Steuerzahler bezahlt wird.

"Krone": Sie haben kürzlich gesagt, dass Sie nicht als Politiker in Pension gehen wollen? Als Politiker oder Kanzler?
Kurz (lacht): Also, ich habe keinen festen Termin eingetragen, wann ich die Politik verlasse, aber solange ich Ideen habe und etwas beitragen kann, werde ich das tun. Irgendwann möchte ich aber auch in der Privatwirtschaft oder bei einer NGO arbeiten.

"Krone": Haben Sie überhaupt noch Freizeit?
Kurz: Wenn ja, dann gehe ich laufen oder Mountainbiken.

"Krone": Und Ihre Freundin Susanne, mit der Sie seit fast zehn Jahren zusammen sind und im 12. Wiener Bezirk wohnen?
Kurz: Mein Privatleben bleibt privat. Aber, ja, wir sind zusammen und haben wenig, aber doch Zeit für einander.

"Krone": Sie stammen aus Zogelsdorf bei Horn. Was sagen Ihre Eltern, wenn Sie mit Ihnen telefonieren?
Kurz: Die nehmen alles sehr unaufgeregt zur Kenntnis. Ihnen ist wichtig, dass ich glücklich bin.

"Krone": Machen Sie Urlaub?
Kurz: Ich bin noch am Planen. Es werden wohl zwei Wochen Griechenland im August.

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