Drei Täter in Haft

Schulden als Motiv für Granatenmord in Wien

Österreich
04.04.2014 14:49
Nach dem Handgranatenmord im Jänner im Wiener Bezirk Ottakring sind jetzt drei Tatverdächtige festgenommen worden. Am Freitag gab die Polizei Details bekannt: Bei den Verhafteten handelt es sich um zwei Männer und eine Frau. Hintergrund der Tat dürften illegale Dieselgeschäfte sowie Schulden sein. Ein 45-Jähriger war damals schon vor der Detonation in einem Auto durch drei Schüsse getötet worden, ein weiterer Mann kam durch die Explosion der Granate ums Leben. Die drei Verdächtigen legten mittlerweile ein Geständnis ab.

Die drei nun Verhafteten - ein Geschwisterpaar im Alter von 34 und 42 Jahren mit bosnischen Wurzeln sowie ein 29-jähriger Serbe - wie auch die beiden Opfer waren in illegale Dieselgeschäfte verwickelt. In der Nacht auf den 11. Jänner sollte es zu einer Aussprache der Beteiligten in Wien kommen - es ging dem Vernehmen nach um Schulden eines der späteren Opfer.

Im Zuge des Aufeinandertreffens der Männer - die 42 Jahre alte Frau dürfte nicht dabei gewesen sein - kam es dann offenbar zu einem Streit, woraufhin die Situation eskalierte. Dabei schoss der 34-Jährige zunächst mit einem Revolver auf den 45-Jährigen am Fahrersitz, ehe er die Handgranate zündete.

Der Attentäter wurde durch die Explosion verletzt, das "typische Verletzungsmuster" belege seine Anwesenheit am Tatort und somit seine Beteiligung am Verbrechen, hieß es seitens der Polizei. Der Schusswaffe entledigten sich die Beschuldigten danach im "Großraum Wien". Bislang wurde der Revolver aber noch nicht gefunden.

Zeitgleiche Festnahmen in Salzburg und Oberösterreich
Die Festnahme der drei Verdächtigen erfolgte am Donnerstag gegen 15.30 Uhr durch Cobra-Beamte zeitgleich in zwei Gemeinden in den Bundesländern Salzburg sowie Oberösterreich. Man sei durch "Umfelderhebungen mit der Wirtschaftspolizei" auf das Trio gekommen, erklärte Chefinspektor Ernst Hoffmann vom LKA am Freitag, ohne weitere Details zu nennen.

Darüber hinaus wurden von den Ermittlern zahlreiche Liegenschaften durchsucht und dabei technische Geräte sichergestellt, u.a. mehrere Laptops. Bei der Handgranate soll es sich um eine Defensivgranate aus dem ehemaligen Jugoslawien handeln. Die drei Verdächtigen, über die U-Haft verhängt wurde, legten mittlerweile ein Geständnis ab, sie werden aber noch weiter einvernommen, hieß es am Freitagnachmittag.

Drei Schüsse, dann Granate gezündet
Zur Explosion war es in der Nacht auf den 11. Jänner 2014 in einem geparkten BMW in der Odoakergasse in Ottakring gekommen. Ein Zeuge hörte die Detonation und alarmierte umgehend die Polizei. Im Wagen fanden die Beamten einen Toten - ein Oberösterreicher mit bosnischen Wurzeln, der als SP-Gemeinderat tätig gewesen war - auf der Fahrerseite sowie einen schwer verletzten Deutschen am Beifahrersitz. Der 57-Jährige starb kurze Zeit später. Wie sich im Zuge der Obduktion herausstellen sollte, war das erste Opfer vor der Detonation mit drei Schüssen getötet worden. Der Deutsche hingegen erlitt durch die Explosion tödliche Verletzungen.

Dubiose Dieselgeschäfte
Als Hintergrund für die Bluttat gelten dubiose Dieselgeschäfte der Opfer. Gegen den getöteten deutschen Geschäftsmann hatte die Staatsanwaltschaft Wien seit Dezember 2013 wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung bei Dieselimporten ermittelt. Bei den Geschäften ging es um nicht versteuerte Importe und den Verkauf des Treibstoffs. Die Polizei sprach von einer "Dimension von 600.000 bis 700.000 Euro".

Die beiden Getöteten dürften Teil eines Netzwerks gewesen sein, das auch in Deutschland aktiv ist. Mit illegalem Diesel, der unter der Hand an Tankstellen verkauft wird, lässt sich viel Geld verdienen - laut Insidern bis zu 60.000 Euro pro Tag. Steuerfahnder in Salzburg und Oberösterreich waren dem Netzwerk schon länger auf der Spur. Im Juli 2013 deckten Zollfahnder aus Linz und Klagenfurt eine Mineralölsteuerhinterziehung von mehr als 3,1 Millionen Euro auf.

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