Große Lawinengefahr

Schneemassen halten Österreichs Süden in Atem

Österreich
01.02.2014 17:27
Die extremen Schneefälle vom Freitag halten Österreichs Süden weiterhin in Atem, auch wenn sich die Wetter- und Verkehrssituation am Samstag vorerst leicht entspannt haben. Doch die Lawinengefahr in Osttirol ist weiterhin groß, hinzu kommt, dass die Lage sich in den nächsten Stunden wegen neuer Schneefälle noch einmal verschärfen könnte. In Kärnten waren die Autobahnen am Vormittag wieder frei befahrbar, auch die ÖBB konnten einige gesperrte Streckenteile wieder befahren. Doch vor allem für Oberkärnten sind weitere Niederschläge prognostiziert. Das Bundesheer sei für Hilfseinsätze bestens gerüstet, teilte Verteidigungsminister Gerald Klug am Samstag mit.

Wie ungewöhnlich die massiven Neuschneemengen sind, zeigt eine Einordnung der 48-Stunden-Werte. Paul Rainer von der Zentralanstalt für Meterologie und Geodynamik: "Von Donnerstag 7 Uhr bis Samstag 7 Uhr hat es zum Beispiel in Dellach im Drautal 131 Zentimeter geschneit. Für Osttirol und Oberkärnten sind das 48-Stunden-Mengen wie sie statistisch gesehen nur alle 75 bis 100 Jahre vorkommen."

Teile Osttirols nicht erreichbar
Vorerst nicht erreichbar waren am Samstagvormittag in Osttirol unter anderem das Defereggental, Prägraten, das Villgratental und Untertilliach. "In allen betroffenen Gemeinden wurde aber eine Einsatzleitung eingerichtet", erklärte Bezirkshauptfrau Olga Reisner. Die lokalen Lawinenkommissionen würden die Lage an Ort und Stelle einschätzen. Zudem sei in allen von der Außenwelt abgeschnittenen Gemeinden eine Grundversorgung wie auch medizinische Versorgung gewährleistet.

Reisner gab sich "vorsichtig optimistisch", was die weitere Situation anbelangt. Für den Nachmittag sind weitere Niederschläge angesagt. "Wir müssen aber abwarten, wie heftig diese ausfallen", betonte Reisner. Derzeit gelte Lawinenwarnstufe 4, die Experten des Lawinenwarndienstes rechneten aber mit einem Anstieg auf die höchste Gefahrenstufe in den Abendstunden. Sollte es in kurzer Zeit mit hoher Intensität schneien, rechnen die Experten ab den Abendstunden in den Osttiroler Dolomiten, dem Karnischen Kamm sowie den südlichen Ausläufern Zentralosttirols mit einem Anstieg auf die Stufe 5.

Angst vor schadenbringenden Lawinenabgängen wächst
Dann seien auch sehr große, schadenbringende Lawinenabgänge zu erwarten. In den südlichen Ausläufern der Region Zentralosttirol ist laut den Experten wegen des dortigen Geländes sowie des schlechteren Aufbaus der Altschneedecke ein Kollaps der mächtigen Schneedecke wahrscheinlicher als weiter im Süden. Im Süden seien hingegen die Neuschneemengen extrem, dadurch könnten auch dort Lawinen sehr groß werden. Außerdem könnten durch den beginnenden Regen Gleitschneelawinen wahrscheinlicher werden.

"Sagenhafte" 135 Zentimeter in Osttiroler Dolomiten
Seit Freitag habe es laut den Meteorologen "sagenhafte" 135 Zentimeter in den Osttiroler Dolomiten geschneit. In Summe waren es dort seit Donnerstag somit 215 Zentimeter Neuschnee in 48 Stunden. Im Norden Osttirols kamen hingegen nur mehr zwischen 20 und 30 Zentimeter dazu.

Trotz der massiven Schneefälle kam es in Osttirol laut Tinetz AG vorerst zu keinen größeren Stromausfällen. Das liege unter anderem daran, dass der Boden wegen der tiefen Temperaturen gefroren sei und dadurch kaum Gefahr von umstürzenden Bäumen ausgehe. Allerdings könnten in den kommenden Stunden Stromleitungen bei Lawinenabgängen beschädigt werden.

Alle Haushalte in Kärnten wieder mit Strom versorgt
In Kärnten waren am Samstagnachmittag wieder alle Haushalte mit Strom versorgt. Wegen der starken Niederschläge und damit verbundener Schneebrüche waren zwischenzeitlich 3.000 Haushalte ohne Elektrizität gewesen. Entwarnung will man beim Energieversorger Kelag nicht geben. "Wir beobachten die Situation genau, unsere Monteure sind in Bereitschaft", sagte Kelag-Sprecher Josef Stocker.

Leichte Entspannung der Verkehrssituation
Auch verkehrstechnisch hat sich die Lage ein wenig entspannt. Die Ortschaft Heiligenblut im Bezirk Spittal ist nach einer Nachtsperre seit 8 Uhr wieder über die Mölltal Bundesstraße (B 107) erreichbar. "Wenn tagsüber entsprechend viel Schnee fällt, ist aber eine neuerliche Nachtsperre möglich", sagte Bürgermeister Josef Schachner.

Etliche Passstraßen und Nebenverbindungen sind zwar weiterhin gesperrt, auf den Autobahnen gibt es vorerst aber keine Probleme. "Es hat sich vorerst beruhigt, das kann sich aber wieder ändern", sagte ein Sprecher des ÖAMTC. Am Freitag hatte die Tauernautobahn (A 10) wegen hängen gebliebener Fahrzeuge bei Spittal für mehrere Stunden gesperrt werden müssen. Erst ab Mitternacht war die Autobahn wieder frei befahrbar.

Züge verkehren im Notbetrieb
Die ÖBB haben nach dem Zusammenbruch des Bahnverkehrs am Freitag den Verkehr zwischen Klagenfurt und Villach wieder aufgenommen. Auch zwischen Villach und Spittal verkehrten wieder Züge. "Allerdings nur im Notbetrieb", sagte ÖBB-Sprecher Christoph Posch. Das Teilstück Villach - Jesenice und die Strecke Spittal -Lienz konnten am Nachmittag provisorisch geöffnet werden.

Die Tauernstrecke in Richtung Salzburg ist wegen Lawinengefahr weiterhin gesperrt. Ebenso geschlossen werden musste die Tauernschleuse. Geschlossen bleibt bis auf Weiteres auch die Bahnverbindung in Richtung Italien.

Über 4.000 Soldaten für Schneeinsätze bereit
Verteidigungsminister Gerald Klug sieht das Bundesheer "bestens gerüstet" für Hilfseinsätze nach den heftigen Schneefällen der vergangenen Tage. "Es ist klar, dass sich die österreichische Bevölkerung gerade bei solchen Naturkatastrophen auf das österreichische Bundesheer verlassen kann", sagte Klug am Samstag.

"Wir werden hier Schutz und Hilfe zur Verfügung stellen", versprach Klug. Insgesamt hielt das Bundesheer mehr als 4.000 Soldaten für etwaige Schneeeinsätze bereit. Davon könnten die 1.260 bereitgehaltenen Soldaten in Kärnten und Tirol rasch bei Bedarf an Ort und Stelle eingesetzt werden.

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