US-Präsident Barack Obama plädiert für schärfere Wirtschaftssanktionen des Westens - die sein Land jedoch nur geringfügig, Europa dafür umso mehr treffen würden. Denn der Handel zwischen den USA und Russland ist mit 8 Milliarden Euro Ausfuhren und 19,5 Milliarden Euro Einfuhren fast mikroskopisch klein im Vergleich zu jenen der Europäischen Union: Die importierte 2012 für 212 Milliarden Euro vor allem Gas und Öl aus Russland. Und sie exportierte für rund 123 Milliarden Euro nach Russland, vor allem Maschinen. In der EU ist deshalb der Wunsch groß, den Gesprächsfaden zu Russland nicht abreißen zu lassen. "Und das weiß Putin", erklärte am Montag ein EU-Diplomat in Brüssel.
Bisher keine essenziellen Strafmaßnahmen gegen Moskau
In der Zwickmühle zwischen dem Wunsch, einerseits wirtschaftliche Nachteile so gering wie möglich zu halten, andererseits aber auch die eigenen Grenzen klar zu markieren, haben sich die Europäer bisher vor allem auf Drohungen einigen können. Einreiseverbote und Kontensperrungen, wie sie auch die USA verhängt haben, sind lästig und als Demonstration der Entschlossenheit gedacht, aber noch keineswegs der massive Druck, der Russland zur Umkehr bewegen könnte. Erst wenn es über die nächste Sanktionsstufe zum Schwur kommen soll, könnte es schwierig werden.
Für beide Seiten richtig schmerzhaft und teuer werden Sanktionen nämlich erst, wenn sie den Zugang zu Banken, Versicherungen für Handelsgeschäfte, Einfuhren von Hochtechnologie oder von Energie betreffen. Solche Sanktionen werden von der EU zwar vorbereitet, sollen aber nur für den Fall einer weiteren Destabilisierung der Ukraine durch Russland in Kraft treten – wobei es aus Angst vor den möglichen wirtschaftlichen Konsequenzen absichtlich im Unklaren gehalten wird, wie diese Destabilisierung aussehen müsste.
Experte: Sanktionen gegen Russland kämen Österreich teuer
IHS-Wirtschaftsforscher Christian Keuschnigg jedenfalls hält Sanktionen gegen Russland im Konflikt um die Krim für ökonomisch teuer. Moskau sei demnach zu wichtig, als dass man sich einen Handelskonflikt leisten könnte. Österreicher sind mit 8,6 Milliarden Euro in Russland engagiert, die Banken haben doppelt so viele Kredite dort. Sollte der Westen bei einer weiteren Eskalation Wirtschaftssanktionen verhängen, könnten diese laut Keuschnigg auch österreichische Unternehmen massiv treffen, denn Russland gehört zu den wichtigsten Handelspartnern der Österreicher.
Im Folgenden ein Überblick über die Russland-Geschäfte einiger großer österreichischer Unternehmen:
BANKEN UND VERSICHERUNGEN
ÖL- UND GASGESCHÄFT
IMMOBILIEN
STAHL
INDUSTRIE
BAU
VERKEHR/TOURISMUS
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