Verdacht erhärtet

Pferdefleisch-Skandal: Lidl bestätigt 2. Treffer

Österreich
19.02.2013 08:32
Im Skandal um Pferdefleisch-Funde in Fertig- und Tiefkühlgerichten hat der Diskonter Lidl einen zweiten Fall bestätigt. Der Verdacht, dass sich im Produkt "Combino Penne Bolognese" Anteile von Pferdefleisch befinden, habe sich erhärtet, teilte ein Sprecher der Supermarktkette am Montagabend mit. Eine Spur im Zusammenhang mit dem ersten Austro-Treffer "Tortelloni Rindfleisch" führte indessen über den Liechtensteiner Lidl-Partner Hilcona nach Deutschland.

Das Produkt "Combino Penne Bolognese 750 Gramm" des Herstellers Copack/Frosta war erst am Montag in die Regale des Diskonters gekommen, nur um gleich wieder vorsorglich aus dem Angebot genommen zu werden. Eine Eigenuntersuchung habe nun den Verdacht auf Pferdefleisch bestätigt, sagte der Lidl-Sprecher.

Pferdefleisch-Anteil noch unklar
Wie groß der Pferdefleisch-Anteil ist, konnte der Vertreter des Diskonters vorerst nicht sagen. Er betonte, dass wegen der kurzen Spanne, in der die Penne erhältlich waren, nicht allzu viele Packungen verkauft worden sein können. Kunden, die das Produkt bereits erstanden haben, erhalten den Kaufpreis auch ohne Vorweisen des Beleges zurück.

Die "Combino Penne Bolognese" sind das nunmehr zweite Produkt, das Lidl - bisher in Österreich das einzig betroffene Unternehmen in dem europaweiten Pferdefleisch-Skandal - vom Markt genommen hat. Ende der Vorwoche war von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in "Tortelloni Rindfleisch 400 Gramm" des Herstellers Gusto/Hilcona ein nicht deklarierter Anteil von Pferdefleisch nachgewiesen worden.

Lidl Österreich erklärte in einer Aussendung, dass "bei beiden Artikeln nach wie vor kein Hinweis auf ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher" bestehe. Man stelle "höchste Anforderungen an Güte, Frische und Sicherheit seiner Lebensmittel", so das Unternehmen.

Liechtensteiner Firma Hilcona im Visier
In den vergangenen Tagen war in mehreren Produkten der Liechtensteiner Firma Hilcona, die unter der Handelsmarke Gusto von Lidl in Deutschland und Österreich vertrieben wird, Pferdefleisch nachgewiesen worden. Nachdem in der Schweiz insgesamt sieben Produkte von Hilcona aus den Regalen genommen wurden, gab Lidl am Montagvormittag bekannt, dass in Österreich keine weiteren Hilcona-Artikel im Sortiment sind.

Rohware kam aus Deutschland
Hilcona erklärte indessen am Montag, die Rohware für das Produkt "Combino Tortelloni Rindfleisch" sei vom deutschen Fleischlieferanten Vossko in Nordrhein-Westfalen gekommen, es enthalte undeklariertes Pferdefleisch. Die Liechtensteiner Firma berief sich auf umfassende Untersuchungen in Schweizer Labors. "Die Analysen haben ergeben, dass der Lieferant Vossko aus Deutschland die falsch deklarierte Ware geliefert hat", hieß es bei Hilcona.

Ein Sprecher der Firma Vossko bestätigte, dass Hilcona die Zusammenarbeit mit dem Fleischlieferanten aufgekündigt habe. "Wir lassen gerade durch zwei Labore Proben unserer vier Lieferanten von Rindfleisch aus dem vergangenen neun Monaten untersuchen." Bei den Lieferanten handle es sich um drei deutsche Partner und einen aus dem europäischen Ausland. Laut dem Sprecher sei das Unternehmen ein "reiner Verarbeitungsbetrieb". Vossko kaufe das Fleisch, zerkleinere und brate es, und liefere es dann an Handel und Industrie - eingefroren als Zutat für verschiedene Gerichte.

Rewe-Konzern, Spar und Hofer prüfen Produkte
Auch der österreichische Rewe-Konzern (Billa, Merkur, Adeg, Penny) hat bereits selbstständig Proben genommen, die bisher negativ auf Pferdefleisch getestet wurden, sagte Sprecherin Corinna Tinkler. In Deutschland nahm der Konzern zwei Produkte aus den Regalen - "Rewe Chili con Carne 350 Gramm" und "Rewe Spaghetti Bolognese 400 Gramm" vom Hersteller SGS Geniesser Service. Diese waren laut Tinkler in Österreich nicht erhältlich. Auch die Handelskette Spar führt aktuell Überprüfungen durch, bisher habe es jedoch noch keine Verdachtsmomente gegeben, sagte Sprecherin Nicole Berkmann.

Während in Deutschland sowohl bei Aldi Nord (Tiefkühl-Penne Bolognese sowie Gulasch) als auch Aldi Süd (Rindergulasch sowie Ravioli Bolognese) Pferdefleisch in Fertiggerichten nachgewiesen wurde, teilte der zur Aldi-Gruppe gehörende österreichische Diskonter Hofer in einem Statement mit, dass bisher nichts darauf hindeute, "dass Produkte von Hofer von der aktuellen Problematik betroffen sein könnten". Zwei Prüfinstitute würden derzeit DNA-Untersuchungen bei Artikeln mit Rindfleisch durchführen.

AGES prüft derzeit nur Fertiggerichte
Bei der AGES in Wien gingen bis Sonntag insgesamt 37 Proben von Fertiggerichten ein. Sie werden auf Pferde-DNA untersucht. Erste Ergebnisse sollen im Laufe der Woche vorliegen, so die Agentur. Die Proben werden im Rahmen der vom Gesundheitsministerium angeordneten Schwerpunktaktion "Fertiggerichte mit Rindfleisch - Untersuchung auf nicht deklarierten Pferdefleischanteil" untersucht.

In Deutschland wurde indessen auch Pferde- und Schweinefleisch in Döner-Kebap nachgewiesen. In Österreich werden bisher jedoch nur Fertiggerichte überprüft. "Grundsätzlich sind Schwerpunktaktionen erweiterbar", sagte Fabian Fußeis, Sprecher von Gesundheitsminister Alois Stöger, am Montag. Es werde diese Woche eine Evaluierung erfolgen, wenn es notwendig sei, werde die Aktion ausgeweitet.

Auch Nestle betroffen
In Europa zieht der Skandal immer weitere Kreise. Am Dienstag teilte der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestle mit, dass er in Italien und Spanien zwei gekühlte Teigwarengerichte aus dem Verkauf genommen habe. Bei Tests seien Spuren von Pferde-DNA über dem Schwellenwert von einem Prozent nachgewiesen worden, teilte das Unternehmen mit. Die Gerichte seien aus Rindfleisch eines deutschen Zulieferers hergestellt worden. Auch in Frankreich soll ein für das Gastgewerbe hergestelltes Nestle-Produkt vom Markt genommen werden.

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