Schwerpunktaktion

Pferdefleisch-Causa: “Österreich ist nicht betroffen”

Wirtschaft
11.02.2013 19:47
Als einen "Albtraum" hat Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich am Montag den in Europa aufgetauchten Lebensmittelskandal um als Rindfleisch deklariertes Pferdefleisch bezeichnet. Der Fall bedeute zwar "keine Gefahr für österreichische Konsumenten", trotzdem sei eine Schwerpunktaktion veranlasst worden. Der Skandal soll noch in dieser Woche Thema einer Sitzung auf europäischer Ebene werden.

Laut Berlakovich sei die Causa bezeichnend für einen Teil der Lebensmittelindustrie, der den "letzten Cent bei der Herstellung herauspressen" wolle. Nun gelte es, die kriminellen Machenschaften aufzuklären.

Betrug mit europaweiten Ausmaßen
Begonnen hatte der Fall mit dem Fund von Pferdefleisch-Spuren in Produkten in Irland. Vergangene Woche teilte dann die britische Lebensmittelaufsicht mit, dass Tiefkühl-Lasagne einen Pferdefleisch-Anteil von bis zu Hundert Prozent aufwiesen, obwohl auf dem Etikett Rind angegeben war. Produzent der beanstandeten Produkte war der französische Tiefkühllieferant Comigel, dessen Produkte u.a. unter der Marke Findus (Bild) in mehreren Ländern ausgeliefert werden. Auch in zwei von der Aldi-Kette in Großbritannien vertriebenen Fertiggerichten war Pferde- statt Rindfleisch verwendet worden.

Nach den Funden auf der britischen Insel nahm Comigel auch noch in Frankreich und Schweden Fertiggerichte aus dem Handel. Comigel hatte das Fleisch vom französischen Konzern Spanghero erhalten. Dieser wiederum erklärte, das Pferdefleisch sei ihm aus Rumänien untergeschoben worden. Frankreichs Verbraucherminister Benoit Hamon zufolge gelangte das rumänische Fleisch über Zwischenhändler in Zypern und den Niederlanden nach Frankreich. Rumäniens Landwirtschaftminister Daniel Constantin leitete Vorermittlungen gegen zwei von Frankreich benannte Schlachtbetriebe ein.

Klagen, Verdächtigungen, Ermittlungen
Der rumänische Verband der Lebensmittelindustrie erklärte, da es sich um eine bedeutende Liefermenge handelte, müsse der französische Importeur "entweder mit dem rumänischen Produzenten unter einer Decke stecken" oder er habe das Fleisch "selbst umetikettiert". Jedenfalls habe der Importeur wissen müssen, dass es sich nicht um Rindfleisch handelte - Pferdefleisch sei anders in Geschmack, Farbe und Beschaffenheit. Am Wochenende eskalierte der Skandal schließlich in Klagen, Verdächtigungen und gegenseitigen Schuldzuweisungen. In allen betroffenen Ländern laufen die Ermittlungen auf Hochtouren.

In Österreich werden nun Proben gezogen
Carolin Krejci von der Abteilung Lebensmittelrecht, -sicherheit und -qualität des österreichischen Gesundheitsministeriums erklärte am Montag zu der Causa: "Wir wissen seit der Nacht von Freitag auf Samstag von der Angelegenheit. Seit diesem Zeitpunkt wissen wir aber auch, dass Österreich nicht betroffen ist. Wir haben jedoch eine Schwerpunktaktion auf das Ziehen von Proben veranlasst. Es geht spezifisch um Fertiggerichte aus Rindfleisch."

An sich seien Überprüfungen bezüglich der Übereinstimmung von verwendeten Produkten und den entsprechenden Angaben auf den Erzeugnissen im Rahmen der routinemäßigen Kontrollen der Behörden aber ohnehin ständig an der Tagesordnung. Was die Sicherheit angeht, seien die Resultate der Untersuchungen stets sehr gut. "2011 etwa waren 0,5 Prozent der Proben gesundheitsschädlich. Das ist nicht viel", so Krejci. Die Kontrollen reichten von den Herstellern über den Handel bis hin zur Gastronomie.

Beim Nachweis der tierischen Herkunft würden nach Angaben der Expertin natürlich auch DNA-Untersuchungen Verwendung finden, die eindeutige Ergebnisse auch bei geringsten Probenmengen garantieren. Laut Krejci gibt es bisher keine Hinweise, wonach es in Österreich schon einmal zu einer ähnlichen Affäre wie jener rund um das Pferdefleisch gekommen ist. Man hebe aber gerade die vollständigen historischen Daten aus.

Skandal noch diese Woche auf EU-Agenda
Frankreichs Landwirtschaftsminister Stéphane Le Foll kündigte nach einer Krisensitzung im französischen Wirtschaftsministerium am Montagabend noch für Ende dieser Woche ein Treffen auf EU-Ebene an. Frankreich werde sich dabei für eine bessere Kennzeichnung von Lebensmitteln stark machen. Verbraucherschutzminister Benoit Hamon sagte indessen, Frankreichs Anti-Betrugsbehörde werde nicht nur die in den Skandal verwickelten französischen Unternehmen Spanghero und Comigel unter die Lupe nehmen, sondern die gesamte Fleisch- und Fischproduktion im Jahr 2013 "unter Überwachung" stellen.

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