"Operation Pute"

Österreich verleiht Montezumas Krone an Mexiko

Österreich
16.01.2011 14:28
Mit der "Geheimoperation Pute" soll der Kulturgüter-Konflikt mit Mexiko um die Federkrone des Montezuma jetzt eine diplomatische Lösung finden. Österreich übergibt den Mexikanern Montezumas Federkrone und bekommt dafür Kaiser Maximilians goldene Kutsche.

Seit vergangenem September konnten aufmerksame Beobachter einen regen Besuch distinguierter Mexikaner in Wien registrieren. Einmal tauchen diplomatische Delegationen im Außenministerium auf, ein anderes Mal im Kunsthistorischen Museum, oder die Gäste aus Übersee entschwinden im Bürohaus der auf politisch besonders sensible Fälle spezialisierten Agentur Ecker und Partner beim Mariahilfer Loquaipark.

Die diskreten Visiten laufen unter dem Decknamen "Pute": der Codename für die Operation zur Heimholung der legendenumwobenen "Federkrone des Montezuma" – für die Mexikaner eine Art aztekisches Nationalheiligtum.

Der "Penacho" – so der spanische Name für die Federkrone – ist für Mexikos Regierung eine Prestigefrage von höchster Priorität.

Federschmuck lag lieblos im Depot des Völkerkundemuseums
Allerdings hat es die Federkrone auch in Österreich zu einer gewissen Bedeutung gebracht. Freilich mehr aus prinzipiellen und grundsätzlich rechtlichen Überlegungen und weniger aus Wertschätzung für die kunsthandwerklich durchaus anspruchsvolle Anbringung von Flamingofedern und Kuckucksflaum. Denn das zeitweilig auch einmal für ein (Mini-)Kleid gehaltene Objekt ist hierzulande nicht gerade als Kunstobjekt ersten Ranges geschätzt worden. Dementsprechend hat die mexikanische Federkrone Ende des 16. Jahrhunderts lange Exil in der Kuriositätensammlung des Tiroler Erzherzogs Ferdinand auf Schloss Ambras gefunden.

Zuletzt soll der Federschmuck ziemlich ramponiert im Depot des Völkerkundemuseums gelagert worden sein. Dort hatten vorzugsweise Motten exklusiven Zugang zu dem aztekischen Kultobjekt.

Heimkehr bis dato immer wieder gescheitert
Die in Mexiko sehnlichst erwartete Heimkehr der Federkrone ist dennoch immer wieder gescheitert. Bereits 1996 hatte der damalige Bundespräsident Thomas Klestil eine Rückgabe des Kopfschmucks betrieben. Vor allem als Zeichen der Dankbarkeit für das mexikanische Veto gegen den Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland. Klestil scheiterte ebenso an dem Projekt wie viele nach ihm.

Vereitelt haben soll eine Einigung mit Mexiko ausgerechnet Wilfried Seipel. Jener Ex-Direktor des Kunsthistorischen Museums, der lediglich wegen des Raubs der Saliera in Erinnerung bleiben wird.

"Geheimoperation Pute" brachte großen Erfolg
Neuerdings sind die Dinge anders gelagert. Die mexikanische Vize-Außenministerin Lourdes Aranda widmet sich seit Monaten mit außerordentlicher Intensität der "Geheimoperation Pute". Sie hat dabei mit dem Tiroler Industriellen Manfred Swarovski einen einflussreichen Mitstreiter gefunden. Swarovski ist es "nach den engen Beziehungen meines Vaters zu Mexiko eine Herzenssache, dass die Federkrone wieder in ihre Heimat kommt".

Auch die Nachfolgerin von Saliera-Seipel als zuständige Chefin des Kunsthistorischen Museums, Sabine Haag, beteiligt sich an dem österreichisch-mexikanischen Freundschaftsprojekt. Für Mexikos Vize-Außenministerin Aranda eröffnet sich damit "eine historische Chance für ein gutes Ende", schreibt sie in einem Mail an die "Krone".

Federkrone ist lediglich eine Leihgabe Österreichs
Außenminister Michael Spindelegger wird sich nicht querlegen. Er wolle nur gesichert wissen, dass die Federkrone als Leihgabe auf Zeit nach Mexiko komme und dass sie schadlos transportiert werden könne. Bedingungen, die Mexiko bereitwillig erfüllen will. Und als Extra-Dank kommen aus Mexikos Nationalmuseum noch die goldene Galakutsche des Habsburgers Maximilian I. und ein aztekischer Federschild nach Wien.

von Claus Pándi, Kronen Zeitung

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele