Vor Bischofssynode

Mehrheit der Katholiken für Reform der Kirche

Österreich
26.06.2014 16:35
Das hört sich an wie eine Revolution: Bei der Bischofssynode im kommenden Herbst will die katholische Kirche über einen neuen Umgang mit allen heißen Themen diskutieren, bei denen ihre Dogmen sich in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter von der gelebten Praxis der Gläubigen entfernt haben. Es geht um wiederverheiratete Geschiedene, Homosexualität, künstliche Empfängnisverhütung und vieles mehr.

Basis der Diskussion sollen die Ergebnisse einer von Papst Franziskus in Auftrag gegebenen, weltweiten Umfrage unter Katholiken sein, bei der sich eine große Mehrheit für Reformen ausgesprochen hat. Viele Bischöfe, so geht aus dem jetzt veröffentlichten Arbeitspapier für die Synode im Herbst hervor, drängen auf Gespräche zu den heißen Themen, um die Kluft zwischen der kirchlichen Morallehre und der gelebten Praxis zu überwinden.

Denn viele Gläubige hätten Schwierigkeiten, die Positionen der bisher gültigen Lehre "ganz anzunehmen", wie es in dem Papier dezent formuliert heißt. Das jetzt vorliegende 85-seitige Arbeitspapier soll den inhaltlichen Leitfaden für die zweiwöchigen Beratungen der Bischofssynode vom 5. bis zum 19. Oktober im Vatikan in Rom bilden.

Zweite oder dritte Ehe "mit Bußcharakter"
Zum Thema wiederverheiratete Geschiedene heißt es da etwa, dass "einige" Bischofskonferenzen vorgeschlagen hätten, "den Weg zu einer zweiten oder dritten Ehe mit Bußcharakter" zu prüfen (was auch immer "Ehe mit Bußcharakter" bedeutet). Vorbild könne die Praxis einiger orthodoxer Kirchen sein. Auch die Nichtzulassung zu den Sakramenten, wie sie die kirchliche Lehre festlege, werde von den Gläubigen nicht verstanden. Die betroffenen Katholiken würden sich offenbar weigern, ihre Situation als "irregulär" anzuerkennen.

Differenziertere Sicht der Homosexualität
Weiters würden viele Bischofskonferenzen einen Dialog mit der Humanwissenschaft fordern, "um eine differenziertere Sicht des Phänomens Homosexualität entwickeln zu können". Mit Blick auf die kirchliche Verurteilung der künstlichen Empfängnisverhütung heißt es unterdessen in dem Papier, dass diese von der "vorherrschenden Mentalität als Einmischung in das Intimleben des Paares und Einschränkung der Gewissensfreiheit" empfunden werde. Die Synode solle dabei helfen, "jenseits jeden Moralismus" wieder den "tiefen anthropologischen Sinn der Moral des Ehelebens" zu entdecken.

Schönborn: "Fact-finding zur Situation von Ehe und Familie"
Weitere Themen der Synode sollen etwa Abtreibung, die Unterstützung lediger Mütter, Gewalt und sexueller Missbrauch in Familien, Konsequenzen aus den großen Migrationsbewegungen sowie die Weitergabe des Glaubens an die junge Generation sein. Der Wiener Erzbischof Schönborn dazu: "Ziel der Sondersynode ist ein Fact-finding zur Situation von Ehe und Familie heute."

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