Strache im Interview

“Man wird uns nicht mehr ausgrenzen können”

Österreich
06.06.2015 19:38
Nach Rot-Blau im Burgenland fühlt er sich als Mann der Stunde. Mit Conny Bischofberger spricht Heinz-Christian Strache (wird am kommenden Freitag 46) über rote und schwarze Wahlhelfer, scharfe Töne und seine Lust zu regieren.

Eigentlich wollte er am Freitag in Moskau mit dem Duma-Vorsitzenden Sergej Naryschkin die Wirtschaftssanktionen gegen Russland erörtern ("Das ist eine Katastrophe, dass Österreich als neutrales Land da mitgemacht hat!") und am Samstagabend den "Wiener Ball" besuchen. Deshalb treffen wir H.C. Strache im "Air-Café" am Flughafen Wien-Schwechat. Aber dann kommt das Koalitionsfinale im Burgenland dazwischen. "Es gibt Prioritäten", sagt H.C. Strache und sagt die geplante Reise ab.

Hier gibt's exklusiv drei Hörproben von Heinz-Christian Strache: über Rekordarbeitslosigkeit, über Asylmissbrauch, über Flüchtlinge

"Krone": Herr Strache, haben Sie sich schon bei ihrem Wahlhelfer, dem burgenländischen Landeshauptmann, bedankt?
Heinz-Christian Strache: Es gibt keinen Grund sich zu bedanken. Aber im Gegensatz zum Kollegen Voves in der Steiermark, der sein Versprechen gebrochen hat und den Wählerwillen mit Füßen tritt, beweist Niessl wenigstens Selbstreflexion.

"Krone": Empfinden Sie Rot-Blau im Burgenland als Triumph?
Strache: Das wäre zu viel gesagt. Aber man muss Landeshauptmann Niessl Respekt zollen, weil er erkannt hat, dass die undemokratische Ausgrenzung der FPÖ unsinnig ist.

"Krone": Werden Sie jetzt, wie Jörg Haider 2000, salonfähig?
Strache: Salonfähig sind wir durch das Vertrauen unserer Wähler schon lange. So stark wie heute ist die FPÖ noch nie zuvor gewesen. Da SPÖ und ÖVP offenbar nicht lernfähig sind, kehren immer mehr Menschen ihnen den Rücken, weil sie das Gefühl haben, dass da massiv Politik gegen ihre eigenen Interessen gemacht wird - Rauchverbot, Registrierkassenpflicht und die Aufhebung des guten alten Bankgeheimnisses sind nur ein paar von vielen Beispielen. Das Ergebnis der Landtagswahlen war nur das Vorspiel zu den Wahlen in Oberösterreich und Wien.

"Krone": Was nützt Ihnen ein gutes Ergebnis in Wien? Im Gegensatz zum Burgenland will in Wien niemand mit der FPÖ koalieren.
Strache: In Wien werden wir weit über 30 Prozent haben, während Häupls SPÖ weit unter 40 fallen wird. Ich halte es sogar für möglich, dass wir die stärkste Kraft in Wien werden, dann nehmen wir der SPÖ diese schwere Entscheidung ab. Wenn es ein Kopf-an-Kopf-Rennen wird und wir über 33,3 Prozent erreichen, dann gibt es ohne uns keine Verfassungsmehrheit im Wiener Landtag, dann können SPÖ und Grüne keine Unsinnigkeiten mehr beschließen. Man wird uns also de facto nicht mehr ausgrenzen können, man wird mit uns reden und verhandeln müssen.

"Krone": Man hört, dass Sie mit Faymann doch öfter reden. Wie laufen diese Gespräche?
Strache: So oft ist das nicht, in diesem Jahr war's erst zwei Mal der Fall.

"Krone": Halten Sie es für möglich, dass der Grundsatzbeschluss der SPÖ auf Bundesebene irgendwann fällt?
Strache: Wenn man sich Faymanns und Häupls Reaktionen anhört, dann ist das eher unwahrscheinlich. Inhaltliche Veränderungen sind oft nur mit neuen Persönlichkeiten möglich.

"Krone": Sind Sie Ihrem politischen Ziel, nämlich einmal mitzuregieren, jetzt näher gerückt?
Strache: Wir haben vor zehn Jahren bei drei Prozent begonnen und auf 28 Prozent bundesweit zugelegt, sind also eine Großpartei geworden. Das heißt, es tritt irgendwann eine realpolitische Situation ein, wo man an uns nicht vorbeigehen kann.

"Krone": Wer wäre zum Beispiel Ihr Präsidentschaftskandidat?
Strache: Dr. Irmgard Griss hätte - auch als überparteiliche Kandidatin - sicher unsere Unterstützung. Aber auch der exzellente Rechnungshofpräsident Moser wäre eine gute Variante. Aus der FPÖ käme dafür unser dritter Nationalratspräsident Norbert Hofer infrage.

"Krone": Außenminister?
Strache: Unser außenpolitischer Sprecher Johannes Hübner. Oder Johann Gudenus.

"Krone": Innenminister?
Strache: Das wäre eine reizvolle Aufgabe, die ich vielleicht sogar selber machen würde. Aber gehen wir jetzt nicht das ganze Zukunftskabinett durch, obwohl ich Ihnen auch noch viele tolle Frauen nennen könnte - Petra Steger, Dagmar Jenewein, Barbara Kappl zum Beispiel.

"Krone": In der Opposition haben Sie hauptsächlich kritisiert und polemisiert. Aber können Sie auch Probleme lösen?
Strache: Das ist ja der Grund, warum wir so stark zulegen: Weil wir in fast allen Bereichen die Themenführerschaft halten und einfach die besseren Vorschläge haben.

"Krone": Welche denn? Stichwort Rekordarbeitslosigkeit.
Strache: Da müssen wir die billigen osteuropäischen Arbeitskräfte verhindern, die heute nach Österreich eindringen und österreichische Arbeitnehmer in die Arbeitslosigkeit treiben. Das Gleiche erleben wir bei der Kriminalität, wo durch Schengen kriminelle Banden ungehindert bei uns auf Raubzüge gehen können. Da bei der Polizei abgebaut wird, wissen sie, dass die Chance, nicht erwischt zu werden, sehr groß ist. Deshalb sollten wir unangekündigt und tageweise temporäre Grenzkontrollen einführen, um auch die illegale Zuwanderung abzustellen.

"Krone": An allem sind wieder einmal die Ausländer schuld?
Strache: Die illegale Zuwanderung ist tatsächlich ein Riesen-Problem. Bei über 80 Prozent der Asylanträge handelt es sich um Wirtschaftsflüchtlinge und nicht um Menschen, die verfolgt werden. Hier wird viel Schindluder getrieben und das kostet sehr viel Geld, das die österreichischen Steuerzahler zahlen. Warum stellt man solche Sachen nicht ab?

"Krone": Weil es für Asylanträge ein ordentliches Verfahren geben muss.
Strache: Na ja, nein! Da gibt es ein Gesetz, das "Dublin 2" heißt. Der Asylantrag muss demnach im ersten sicheren Land gestellt werden. Ich frage mich, warum da jemand aus Tschetschenien erst durch zehn sichere Länder reist, bevor er in Österreich Asyl beantragt.

"Krone": Ist Johanna Mikl-Leitner, die Zeltstädte errichtet hat und solche Flüchtlinge jetzt abschieben will, Ihre beste Wahlhelferin?
Strache: Sie hat völlig versagt, weil sie das nicht längst umgesetzt hat! Wir hätten dann nicht dieses Asylchaos in Österreich.

"Krone": Was würden Sie denn mit den Flüchtlingen machen, die über das Mittelmeer nach Europa kommen?
Strache: Das sind hauptsächlich Wirtschaftsflüchtlinge aus Afrika, die bis zu 10.000 Dollar für die Schleppermafia zahlen, um auf Mörderschiffe zu gehen.

"Krone": Was bitte sind Mörderschiffe?
Strache: Schiffe, die so gefährlich sind, dass sie sinken können, dass Tausende Menschen auf ihnen umkommen. Diesen Menschen wird von der EU suggeriert: Wenn ihr es schafft, werdet ihr hier verteilt und könnt bleiben. Das sind die falschen Signale. Richtig wäre es, Aufnahmezentren in Afrika zu schaffen, Entwicklungshilfe nur noch für nachhaltige Projekte vor Ort zu leisten. Das Signal muss sein: Probiert gar nicht erst, nach Europa zu kommen! Wir werden eure Schiffe abfangen, wir werden euch retten, aber wir bringen euch dorthin zurück, wo ihr ausgelaufen seid.

"Krone": Eine syrische Familie mit Kind haben FPÖ-Demonstranten mit dem Slogan "Nein zum Asylantenheim" in Wien empfangen; das Foto sorgte für Entsetzen. Das ist doch unmenschlich!
Strache: Das war nicht unmenschlich. Denn auf dem Foto sind zwei Männer und ein Kind zu sehen. Das is Traiskirchen zeigt, Raufereien, Gewalt und andere negative Entwicklungen.

"Krone": Sie heizen mit solchen Aussagen die negative Stimmung gegen alle Flüchtlinge an. Warum?
Strache: Wir heizen gar nichts an, wir stellen nur fest, dass der Missbrauch abzustellen ist. Gegen legale Zuwanderer, die sich integrieren, die Landessprache Deutsch sprechen, fleißig arbeiten und Steuern zahlen, die ihrem Gastgeberland und den Menschen gegenüber Wertschätzung zeigen, haben wir absolut nichts. Auch Asylsuchenden, die wirklich verfolgt sind, geben wir gerne unsere Hilfe - wobei wir vorwiegend christlichen Flüchtlingen helfen sollten.

"Krone": Warum nicht muslimischen?
Strache: Weil es dafür mehr als 53 muslimische Länder gibt, die dafür Verantwortung tragen sollten.

"Krone": Müssen nicht-christliche Menschen in unserem Land sich fürchten, wenn die FPÖ je an die Macht kommen sollte?
Strache: Niemand in Österreich muss sich fürchten. Weil Anstand und Charakter keine Frage von Herkunft und Kultur sind.

"Krone": Das Asylrecht ist heilig, hat Kanzler Faymann gesagt. Für Sie nicht?
Strache: Das Asylrecht muss völlig neu überdacht werden, weil es missbräuchlich ausgelegt wird. Beim Asylrecht sollte es um Nachbarschaftshilfe gehen und nicht um weltweiten Transfer.

"Krone": Herr Strache, man liest, dass Sie sich von einer Numerologin beraten lassen und zu Fernsehauftritten einen Schamanen mitnehmen. Welche politische Zukunft sagt Frau Tina Ihnen voraus?
Strache: Blödsinn! Frau Tina hat sich an mich gewandt und wir sind seither privat bekannt. Sie berät mich aber nicht und ich habe auch keinen Schamanen, der mich ins Fernsehen begleitet, nur den Herrn Kickl. – Lacht.

"Krone": "News" hat aber eine Rechnung von Frau Tina veröffentlicht.
Strache: Das war keine Rechnung, sondern ein Fake. Und natürlich wurde auch niemals etwas bezahlt.

Seine Karriere
Geboren am 12.6.1969 in Wien. Mit 15 Lehre als Zahntechniker, mit 21 wechselt er in die Politik. 1999 wird er FPÖ-Bezirksparteiobmann in Wien-Landstraße, 2004 Wiener Landesparteiobmann. Als Jörg Haider 2005 das BZÖ gründet, wird Strache FPÖ-Bundesparteiobmann. Bei den Landtagswahlen in der Steiermark verdreifachte die FPÖ ihre  Stimmen auf 27 Prozent, im Burgenland wurde sie mit 15 Prozent doppelt so stark.

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