Ausnahmezustand

Mali: Französische Truppen kämpfen bereits

Ausland
12.01.2013 09:31
Seit Donnerstag war darüber in deutschen und französischen Medien spekuliert worden - nun hat Frankreichs Staatschef Francois Hollande bestätigt, dass französische Truppen sich bereits aktiv an Kämpfen gegen islamistische Rebellen im westafrikanischen Staat Mali beteiligen. Zuvor hatte Hollande mit einer Militärintervention gedroht, "falls die Offensive der Rebellen weitergehen sollte". Der Präsident Malis verkündete am Freitagabend den Ausnahmezustand.

Gleichzeitig forderte Präsident Traore Dioncounda in seiner Fernsehansprache in Bamako von der Bevölkerung Geschlossenheit im Kampf um die Rückeroberung der von islamistischen Rebellen besetzten Landesteile. "Jeder Malier muss jetzt als Soldat der Heimat betrachtet werden und sich selbst als solchen sehen", sagte Dioncounda.

Laut Angaben der malischen Regierung befinden sich neben Truppenteilen aus Frankreich auch Soldaten aus Nigeria und Senegal in der Krisenregion. Sie sollen die Regierungstruppen im Kampf gegen die Rebellen (Bild) unterstützen, die bereits zwei Drittel der Landesfläche kontrollieren sollen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in der Hauptstadt Bamako.

In den vergangenen Tagen hatten sich die malischen Regierungstruppen heftige Gefechte mit den Islamisten geliefert. Augenzeugen zufolge übernahmen sie die Kontrolle über die Ortschaft Kona nahe der Stadt Mopti im Zentrum des Landes, die als strategisch wichtig gilt. Die Stadt soll von der Armee inzwischen aber wieder zurückerobert worden sein, wie das Verteidigungsministerium in Bamako mitteilte. Diplomaten zufolge bewegen sich etwa 1.200 Rebellen in Richtung Bamako.

Hollande: "Angriff auf die Existenz Malis"
Präsident Hollande zeigte sich am Freitag sehr besorgt und sprach nach den jüngsten Vorstößen der islamistischen Rebellen von einem "Angriff auf die Existenz Malis". Alle Franzosen wurden aufgefordert, Mali zu verlassen, sofern ihre Anwesenheit nicht unabdingbar sei.

Angesichts des Vormarsches der islamistischen Rebellen aus dem Norden Malis in Richtung Süden hatte der UN-Sicherheitsrat in New York am Donnerstag die rasche Mobilisierung einer afrikanisch geführten Militärmission gefordert. Erst Ende des vergangenen Jahres hatte der Sicherheitsrat grünes Licht für die Entsendung einer 3.500 Mann starken Truppe der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft nach Mali gegeben. Diese Mission befindet sich zurzeit in der Vorbereitungsphase.

USA erwägen Unterstützung der Franzosen
Nach Frankreich werden sich möglicherweise auch die US-Streitkräfte in den Kampf gegen die Islamisten in Mali einschalten. Erwägt werde, die französischen Truppen mit Geheimdienstinformationen und logistischem Beistand zu unterstützen, sagte ein US-Regierungsvertreter am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Demnach könnten auch Aufklärungsdrohnen zum Einsatz kommen.

EU plant derzeit keinen Kampfeinsatz
Die Europäische Union plant hingegen derzeit keinen Kampfeinsatz unter EU-Flagge in Mali. Man wolle aber nach wie vor etwa 200 Militärberater entsenden, die malische Soldaten auf den Kampf gegen Rebellen vorbereiten sollen, sagten Diplomaten in Brüssel. Es sei aber nicht daran gedacht, diesen Einsatz in irgendeiner Weise auszuweiten. Mali habe bei der EU auch nicht wie in Paris um Hilfe ersucht.

Die malische Regierung war im März durch einen Militärputsch gestürzt worden. Tuareg-Rebellen brachten daraufhin gemeinsam mit Islamisten den Norden des Landes unter ihre Kontrolle. Anschließend vertrieben die Islamisten die Tuareg jedoch aus den wichtigsten Städten und riefen die Scharia aus. Das islamische Recht fand bereits in drakonischen Strafen wie Peitschenhieben für unverheiratete Paare und dem Handabhacken bei Dieben Anwendung. Zudem wurden zahlreiche Mausoleen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen, zerstört.

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