"Wir haben Angst"

Lokalaugenschein im neuen Flüchtlingsquartier

Österreich
25.09.2014 16:49
Hunderte neue Nachbarn. Von einem Tag auf den anderen. Von der Politik beschlossen. Es ist fix: Aus der Wiener Erdbergstraße 186-196, einer ehemaligen Polizeiunterkunft, wird eines der neuen Flüchtlingsquartiere. "Und uns hat niemand gefragt", sagt die Wirtin ums Eck. "Wir haben Angst vor dem, was auf uns zukommt." Und sie ist bei Weitem nicht die Einzige.

Sieben Stockwerke hat das architektonische Monster in der Erdbergstraße im dritten Wiener Gemeindebezirk. Nur eines ist derzeit vermietet. An ein Bundesrealgymnasium für Sportler und Sportlerinnen. "Ich bin alles andere als begeistert", sagt eine Mutter, die gerade ihre 15-jährige Tochter abholt. "Gelangweilte Flüchtlinge treffen hier auf leicht beeinflussbare Teenager. Gab es denn keinen anderen Standort?"

Hört man sich ein bisschen in der Gegend um, fällt dieser Satz öfter. Da wäre das Gasthaus Schmitzberger ums Eck. Es gibt täglich eine frisch geschriebene Karte, einen lauschigen Garten und Schnitzel noch als Riesenportionen. "Das ist eine Katastrophe", sagt Wirtin Karin. Sie meint es auch gar nicht böse, sagt sie: "Diese Menschen sind arm, sie sind vor schrecklichen Lebenssituationen geflohen, aber wir haben Angst vor dem, was auf uns zukommt."

Sofort fällt ihr das Lager in Traiskirchen ein und die Probleme dort. Höhere Kriminalitätsrate, Einbrüche, viele Menschen, die ohne Beschäftigung auf der Straße herumspazieren. Und eine Bevölkerung, die plötzlich ihre Häuser nicht mehr verkaufen kann, weil sie dort niemand mehr kaufen will.

"Für die Umgebung ist das schrecklich"
In der Nähe des Lokals hat Besim Cevik seine Sportkantine mit Blick auf das Fußballfeld und das neue Flüchtlingsquartier. "Für die Umgebung ist das schrecklich", sagt er. "Das sind zu viele Menschen. Zu mir kommen nur Stammgäste, dabei bleibt's auch!"

Josef Sperr ist der Geschäftsführer des Tennisverbandes, der zwischen Gasthaus und Sportkantine liegt. "Wir dürfen uns vor der Verantwortung nicht drücken", sagt er. Es ist ein Aber-Satz: "Aber ein gerechter Aufteilungsschlüssel muss her!"

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