Durchgriffsrechte

Lehrer-Forderungen sind für Schmied “unerträglich”

Österreich
22.11.2011 14:43
Unterrichtsministerin Claudia Schmied hat den Wünschen der Pflichtschullehrergewerkschaft nach ausgeweiteten Disziplinierungsmaßnahmen für Problemschüler und deren Eltern am Dienstag eine klare Absage erteilt. Ideen für Sanktionen bis hin zur Streichung der Familienbeihilfe seien für sie "unerträglich", schimpfte Schmied am Rande des Ministerrats. "Ich lehne es ab, in diese Richtung überhaupt zu argumentieren."

In der Schule zähle die Zusammenarbeit zwischen Schülern, Lehrern und Eltern. "Wir brauchen einen gemeinsamen Schulterschluss. Es hat überhaupt keinen Sinn, einander gegenseitig auszuspielen", so die Ministerin.

"Time-out"-Klassen, keine Beihilfe?
Zuletzt hatte der Vorsitzende der Pflichtschullehrergewerkschaft, Paul Kimberger, mit der Forderung nach mehr Durchgriffsrechten für Pädagogen und Schulen aufhorchen lassen. Neben der Einführung von sogenannten "Time-out"-Klassen für verhaltensauffällige Schüler könne er sich auch das Einfrieren der Familienbeihilfe vorstellen, wenn die Eltern die Kommunikation mit der Schule verweigern.

"Die Gesellschaft überträgt uns Lehrern immer mehr Aufgaben. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln können wir allerdings unsere Kinder nicht ordentlich auf die Zukunft vorbereiten", erklärte Kimberger gegenüber krone.at. Eine Minderheit von Kindern "stört und zerstört" den Unterricht, wogegen die Lehrer zurzeit überwiegend machtlos seien. Der Gewerkschafter schlägt daher vor, die Störenfriede für eine gewisse Zeit aus dem Klassenverband ausschließen zu können.

Auch Kinderfreunde-Chef empört
Neben Ministerin Schmied sprachen sich am Dienstag auch die Österreichischen Kinderfreunde gegen Kimbergers Vorschläge aus. "Diese Forderungen sind eine Ungeheuerlichkeit und erinnern mich an Zeiten zurück, in denen die Prügelstrafe in der Schule Realität waren", so Christian Oxonitsch, der Bundesvorsitzende der Kinderfreunde.

"Es kann nicht sein, dass in einem Land wie Österreich, in dem die Gewaltenteilung verfassungsrechtlich festgeschrieben ist, plötzlich Lehrer Legislative, Judikative und Exekutive zugleich in einer Person sein können und auch noch die Kinderrechte mit Füßen getreten werden", kritisiert Oxonitsch.

Amon will Hilferuf nicht ignorieren
ÖVP-Bildungssprecher Werner Armon verteidigte hingegen den Vorstoß der Gewerkschaft der Pflichtschullehrer. Die Politik sei demnach gut beraten, einen solchen Hilferuf aus der Praxis ernst zu nehmen. Fragen der Praxis des Unterrichts seien durch organisationsrechtliche Diskussionen in den letzten Monaten ohnedies in den Hintergrund gerückt.

"Die Lehrerinnen und Lehrer haben - nicht zuletzt durch den grundsätzlich positiven Ausbau ganztägiger Schulformen - immer mehr Erziehungsaufgaben zu bewältigen, die der Schule delegiert werden. Wenn die Pädagogen sagen, die derzeitigen Erziehungsmittel reichen nicht, müssen wir das ernst nehmen", so Amon.

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