Phantombild erstellt

Feuer in 3 Kirchen: Amstetten sucht den Brandstifter

Österreich
24.12.2012 14:19
Nach den Brandstiftungen in drei Kirchen im niederösterreichischen Amstetten am Sonntagvormittag sucht die Polizei per Phantombild nach einem möglichen Tatverdächtigen. Zeugen hatten in der Nähe zweier Tatorte einen Mann beobachtet, der für die Brände in der Klosterkirche, der nahen Stadtpfarrkirche sowie der Herz-Jesu-Kirche verantwortlich sein könnte. Für weitere Hinweise wurde eine Belohnung von 5.000 Euro ausgelobt.

"Wer macht denn so etwas? Einen Tag vor Weihnachten", fragt sich Schwester Romana von der Franziskaner Kirche. Die 72-Jährige wollte gerade den Christbaum im ersten Stock schmücken, als sie gegen 9.40 Uhr ein komisches Geräusch hörte. "Ich ging nachsehen, und plötzlich bemerkte ich, dass hohe Flammen aus der Kirche emporstiegen", schildert sie die dramatischen Momente.

Die Frau alarmierte sofort die Feuerwehr. Als die Löschtrupps eintrafen, schlugen bereits Flammen aus zwei Fenstern. Offenbar war ein Beichtstuhl aus dem Jahr 1824 angezündet worden, der ebenso abbrannte wie fünf Bankreihen (Bilder 1-4). Die Flammen selbst seien nach etwa zehn Minuten gelöscht gewesen, die Rauchentwicklung sei aber massiv gewesen, so Philipp Gutlederer vom Bezirksfeuerwehrkommando. Vier Fenster waren geborsten, zudem wurde auch eine Vielzahl an Kunstgegenständen schwer beschädigt. Um das Gotteshaus wieder rauchfrei zu machen, wurden Druckbelüfter eingesetzt. "Der Schaden geht in die Millionen", so Erich Rosenbaum vom Landeskriminalamt am Montag.

Erntedankkrone in zweiter Kirche angezündet
Während der Einsatz lief, gingen weitere Notrufmeldungen ein. In der nahen Stadtpfarrkirche war laut Franz Resperger, Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos, die Erntedankkrone angezündet worden (Bild 5). Da die Krone jedoch präpariert war, erloschen die Flammen glücklicherweise von selbst.

Im Vorraum der Herz-Jesu-Kirche wurde zudem die Ankündigungstafel in Brand gesteckt (Bild 6), auch hier ging das Feuer aber aus und konnte so keine größeren Schäden anrichten. Denn zu diesem Zeitpunkt hatten sich laut Rosenbaum etwa hundert Menschen im Gotteshaus befunden, da gerade eine Messfeier stattfand.

Brände mit Feuerzeug oder Zündhölzern gelegt
Unmittelbar nachdem "Brand aus" gegeben worden war - insgesamt standen fünf Feuerwehren mit 93 Mann im Einsatz -, nahmen örtliche Kräfte sowie Beamte des Landes- und des Bundeskriminalamts ihre Arbeit auf. Auch Hunde kamen zum Einsatz. Die Ermittlungen gehen "ganz klar" in Richtung Brandstiftung, sagte Rosenbaum.

Die Brände dürften mit einem Feuerzeug oder mit Zündhölzern gelegt worden sein. Brandbeschleuniger oder ähnliche Flüssigkeiten seien bei den Untersuchungen nicht festgestellt worden, so der Ermittler. Sämtliche Kirchen in Amstetten würden in den kommenden Tagen verstärkt überwacht.

5.000 Euro Belohnung für Hinweise
Zudem wurde laut Landespolizeidirektor Franz Prucher eine Belohnung von 5.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ausforschung des Täters bzw. der Täter führen. Eine erste Spur dürfte es nach der Auswertung von Zeugenaussagen bereits geben.

So war ein verdächtiger Mann sowohl in der Nähe der Herz-Jesu-Kirche als auch der Stadtpfarrkirche gesehen worden. Er soll 20 bis 25 Jahre alt, etwa 1,75 Meter groß und von sportlicher Statur sein. Der mögliche Verdächtige habe kurze, dünklere Haare und trug u.a. eine schwarze Daunenjacke, Skaterjeans und weiße Turnschuhe. Zudem habe der Mann einen betrunkenen Eindruck gemacht.

Klosterkirche für mindestens sechs Monate gesperrt
Am Montag wurde bekannt gegeben, dass die Klosterkirche nach dem Brandanschlag "bis auf Weiteres für alle gottesdienstlichen Handlungen gesperrt" wird. Die Franziskanerinnen dankten auf ihrer Homepage "allen für Ihr Verständnis und für die vielen wohlwollenden anteilnehmenden Anrufe und Gespräche". Sie gehe davon aus, dass die Klosterkirche mindestens ein halbes Jahr gesperrt bleiben werde, sagte Generaloberin Franziska Bruckner am Heiligen Abend.

Das gesamte Gotteshaus werde wohl innen renoviert werden müssen. Alle Sonn- und Feiertagsmessen würden bis dahin in der nahen Stadtpfarrkirche St. Stephan gefeiert. Für Gottesdienste an Wochentagen stehe auch der Gebetsraum im Kloster zur Verfügung, so die Generaloberin.

"Keine Hinweise auf politisch motivierte Tat"
Die Diözese St. Pölten reagierte am Sonntag betroffen auf die Brandanschläge. Sprecher Eduard Habsburg-Lothringen betonte laut "Kathpress", dass es "keine Hinweise auf eine politisch motivierte Tat" gäbe. Die Kirche erhoffe sich "rasche Aufklärung".

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