Anzeigen verdoppelt

Immer mehr Menschen greifen bei Straftat zu Waffen

Österreich
17.07.2015 08:03
Anfang Juli wird eine Kindergärtnerin im Wiener Bezirk Floridsdorf auf dem Spielplatz der Einrichtung angeschossen. Wenige Tage davor gerät ein erst 13 Jahre alter Bub in der Brigittenau in die Schusslinie eines Mannes, der auf einen Kontrahenten feuert, und wird schwer verletzt. Die Statistik zeigt: Es gibt immer mehr angezeigte Straftaten mit Waffenverwendung.

Zwar liegen für das heurige Jahr noch keine Daten vor, von 2013 auf 2014 stieg jedoch die Zahl der Anzeigen um 53 Prozent. 2013 wurden laut Sicherheitsbericht insgesamt 3.624 Straftaten mit Waffenverwendung angezeigt. 2012 waren es 3.484, 2011 in Summe 3.910 Fälle. Im Vorjahr gab es bereits 5.558 angezeigte Delikte mit Waffenverwendung, so die Zahlen des Bundeskriminalamts.

In Bezug auf die verwendeten Waffen wird allerdings nicht unterschieden, ob es sich dabei um legale oder illegale handelt, oder ob Objekte als Waffen zweckentfremdet wurden.

Stichwaffeneinsatz 2014 um 50 Prozent gestiegen
Der Großteil bezog sich 2014 auf Stichwaffen - 2.944-mal wurde eine solche bei einer Straftat verwendet, um knapp 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 1.402-mal war eine Hiebwaffe im Spiel, hier betrug die Steigerung sogar 84 Prozent. Schusswaffen wurden 1.212-mal verwendet, was einen Zuwachs von 36 Prozent gegenüber 2013 bedeutet.

"Die Steigerung geht jedoch zurück auf Anzeigen, die sich nicht auf bevölkerungsgefährdende oder bedrohende Delikte beziehen", erklärte Kriminalsoziologe Reinhard Kreissl, Leiter des Vienna Center for Societal Security. Die Zunahme betreffe Straftaten, "die für das subjektive Sicherheitsgefühl nicht so von Bedeutung sind", sagte Kreissl. Man müsse aufpassen, dass die einzelnen Delikte nicht eine "Wertigkeit bekommen, die ihnen nicht zusteht", so der Experte. Denn sowohl bei den registrierten Tatverdächtigen auf der polizeilichen Ebene als auch bei den Verurteilungen sei insgesamt "ein extremer Rückgang zu beobachten".

344-mal bei Straftaten im Vorjahr geschossen
593 Anzeigen zu Fällen, bei denen mit einer Schusswaffe gedroht wurde, gab es im Vorjahr. Insgesamt wurde bei der Begehung von Straftaten 344-mal geschossen. Am häufigsten wurde dabei mit 83 Fällen Sachbeschädigung begangen, gefolgt von Tierquälerei (52-mal) und Eingriff in fremdes Jagd- oder Fischereirecht (43 Fälle). 39-mal wurde im Vorjahr durch die Schussabgabe eine "Gefährdung der körperlichen Sicherheit" angezeigt. Bei fast 3.000 Straftaten in Österreich war 2014 eine Stichwaffe involviert, im Jahr davor waren es 1.972 Fälle. Am öftesten wurde im Vorjahr mit einer Stichwaffe eine gefährliche Drohung begangen (861-mal), gefolgt von Sachbeschädigung (636 Fälle) sowie dem Delikt "Schwerer Raub" (353 Anzeigen). Von 761 auf 1.402 stieg die Zahl der angezeigten Fälle unter Verwendung von Hiebwaffen, etwa Baseballschlägern oder Macheten.

Drohung mit Waffe als "typisches Massendelikt"
Die Zunahme der Straftaten mit Waffenverwendung sei insgesamt eher auf "Wilderer und Sachbeschädiger" zurückzuführen, sagte Kreissl. Anzeigen wegen Waffenverwendung bei Sachbeschädigung und schwerer Sachbeschädigung haben sich mehr als verdoppelt, von 2013 auf 2014 gab es eine Zunahme um 129 Prozent. Angezeigte Tierquälereien mit Waffenverwendung stiegen von 108 auf 134 Fälle.

Eine große Steigerung von 1.089 auf 1.617 Anzeigen gab es auch beim Delikt "gefährliche Drohung" mit Waffenverwendung. Dies ist ein "typisches Massendelikt", erklärte der Experte. So würden die Worte "Ich stech' dich ab" am Telefon als gefährliche Drohung mit Waffengewalt angezeigt werden. Im langfristigen Trend gehe der Einsatz von körperlicher Gewalt und die Gesamtkriminalität deutlich zurück.

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