Franzose in Somalia

Geheimoperation schlägt fehl: Geisel vermutlich getötet

Ausland
12.01.2013 13:59
In Somalia ist die gewaltsame Befreiung einer französischen Geisel aus den Händen von Islamisten gescheitert. Bei dem Einsatz der französischen Armee im Süden des Landes seien in der Nacht auf Samstag zwei Soldaten, 17 "Terroristen" und die Geisel - der französische Geheimdienstagent Denis Allex (Bild) - getötet worden, erklärte Frankreichs Verteidigungsministerium. Jedoch leugnen die Entführer den Tod des Agenten - ihren Angaben zufolge sei der Franzose nach wie vor am Leben.

Der französische Agent war im Juli 2009 in der somalischen Hauptstadt Mogadischu von der Al-Kaida-nahen radikalislamischen Miliz Al-Shabaab verschleppt worden. Bei einer geheimen Operation des französischen Militärs sollte Allex - wahrscheinlich ein Deckname - in der Nacht auf Samstag befreit werden. Doch der Befreiungsversuch scheiterte und endete in einem Blutbad.

Französischer Pilot tot, weiterer Soldat vermisst
Dem französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian zufolge wurden bei dem Einsatz der Eliteeinheit DGSE in der Stadt Bulomarer ein französischer Pilot getötet, ein weiterer Soldat werde vermisst. Die Islamisten hätten den Angriff durch ihre "Kompromisslosigkeit" provoziert, indem sie "dreieinhalb Jahre lang Verhandlungen verweigerten und Denis Allex unter unmenschlichen Bedingungen festhielten".

Über das Schicksal der Geisel herrschte am Samstag Verwirrung. Während Allex laut Angaben der Franzosen bei der Aktion ums Leben gekommen sein soll, erklärten die islamistischen Entführer, die Geisel lebe und befinde sich weiterhin in ihrer Gewalt. Außerdem wollen sie nun auch einen verletzten französischen Soldaten in Gewahrsam genommen haben. Aber auch diese Angabe ist nicht ohne Widersprüchlickeit. Zunächst hatte es nämlich geheißen, dass man die Leiche eines Soldaten in Uniform habe.

Hintergründe der "gewaltsamen Gefechte" noch unklar
Die Hintergründe der Geheimoperation sind noch unklar. Es habe "gewaltsame Gefechte" gegeben, mehrere Hubschrauber seien in Bulomarer gelandet. Auch Zivilisten sollen bei den Kämpfen ums Leben gekommen sein. "Wir wissen nicht, was genau passiert ist, weil der Angriff in der Nacht erfolgt ist. Heute Morgen haben wir aber mehrere Leichen gefunden", berichtete ein Einheimischer gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Keinesfalls im Zusammenhang mit der Militäroperation in Mali (siehe Infobox) möchte die französische Regierung die fehlgeschlagene Befreiungsaktion sehen. Die Entscheidung für die Operation sei aufgrund der Unnachgiebigkeit der Entführer und des immer schlechteren Zustandes der Geisel, die unter unmenschlichen Bediungen festgehalten wurde, erfolgt.

Videobotschaft der Geisel im vergangenen Oktober
Zuletzt war Paris Zeuge dessen geworden, als Allex sich im Oktober des vergangenen Jahres in einer Videobotschaft an Frankreichs Präsident Francois Hollande gewandt und ihn um Hilfe gebeten hatte. "Herr Präsident, ich bin noch immer am Leben - doch wie lange noch? Das hängt von Ihnen ab", sagte Allex in dem vierminütigen Video, das laut des auf die Überwachung islamistischer Webseiten spezialisierten US-Unternehmens SITE am 4. Oktober im Internet veröffentlicht worden war.

Die Al-Shabaab-Miliz kontrolliert Teile Südsomalias und setzt dort eine strenge Auslegung der Scharia durch. Die Gruppierung ist wahhabitisch beeinflusst. Ihr Ziel ist die Errichtung eines islamischen Staates am Horn von Afrika und die Beteiligung an einem weltweiten Dschiihad. Die Organisation steht auf der Liste von Terrororganisationen des US-amerikanischen Außenministeriums.

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