Zulassung entzogen

Französische Firma im Zentrum des Fleischbetrugs

Ausland
15.02.2013 12:23
In der komplexen Lieferkette rund um den europaweiten Pferdefleisch-Skandal hat die französische Regierung nun einen Hauptschuldigen präsentiert: Laut einer offiziellen Untersuchung soll die französische Firma Spanghero korrekt etikettiertes Pferdefleisch - 750 Tonnen in sechs Monaten - gekauft und als Rindfleisch weiterverkauft haben. Dem Betrieb ist nun die Zulassung entzogen worden. Nicht ausgeschlossen ist aber, dass weitere Unternehmen in den Betrug verwickelt sind. In Großbritannien etwa gab es am Donnerstag drei Festnahmen.

Die Firma Spanghero habe sich eines "Wirtschaftsbetrugs" schuldig gemacht und werde zur Verantwortung gezogen werden, sagte der französische Verbraucherminister Benoit Hamon in Paris. Der Firma wurde mit sofortiger Wirkung die Zulassung zur Fleischverarbeitung entzogen, wie Landwirtschaftsminister Stephane Le Foll hinzufügte.

750 Tonnen Fleisch falsch deklariert
Laut den französischen Behörden bezog Spanghero das Pferdefleisch über sechs Monate verteilt in 25-Kilogramm-Packungen, insgesamt habe es sich demnach um 750 Tonnen gehandelt. Das Fleisch sei auf Zollpapieren als solches ausgezeichnet gewesen sein, wie Rechnungen eines zyprischen Zwischenhändlers an Spanghero beweisen würden. 200 Tonnen soll der französische Betrieb behalten und als Würste sowie in Fertiggerichten einer Eigenmarke verkauft haben.

Der Großteil des Fleisches soll an eine Fabrik des französischen Tiefkühlherstellers Comigel in Luxemburg geliefert worden sein - unter der falschen Bezeichnung "Rindfleisch aus der EU". Aus den rund 550 Tonnen sollen mehr als 4,5 Millionen falsch ausgezeichnete Fertigprodukte Comigels entstanden sein, die an mindestens 28 Firmen in 13 EU-Ländern gingen.

Verdächtige Firma will Unschuld beweisen
Spanghero wehrt sich jedoch gegen den Verdacht, das Fleisch falsch deklariert zu haben. Man habe "nur als Rind geltendes Fleisch bestellt, erhalten und weiterverkauft", heißt es. "Ich weiß nicht, wer hinter all dem steckt, aber ich kann Ihnen versichern, wir sind es nicht", sagte der Chef von Spanghero, Barthelemy Aguerre, dem Sender Europe 1. Er kündigte an, die Unschuld seiner Firma zu beweisen: "Ich glaube, die Regierung hat vorschnell gehandelt."

Verbraucherschutzminister Hamon hatte dagegen erklärt, der Firma könne nicht entgangen sein, dass das aus Rumänien importierte Fleisch viel billiger als Rindfleisch gewesen sei. Zudem gebe es keine Hinweise darauf, dass der rumänische Exporteur das Fleisch falsch deklariert habe.

Fertigprodukte-Hersteller weist Schuld von sich
Zuvor hatte bereits Comigel den Vorwurf Hamons von "Nachlässigkeiten" im Umgang mit dem Fleisch zurückgewiesen. Die Firma sei Opfer eines "organisierten Betrugs" geworden, der kaum aufzuspüren gewesen sei, erklärte Comigel-Chef Erick Lehagre.

Da das von Spanghero angelieferte Fleisch unaufgetaut weiterverarbeitet worden sei, hätten die Comigel-Mitarbeiter "weder durch die Farbe noch durch den Geruch" daraufkommen können, dass es von Pferden stammte.

Festnahmen wegen Fleischbetrugs in Großbritannien
Indes wurden in Großbritannien wegen des Skandals drei Männer festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Verhaftet wurden sie am Donnerstag in einer Schlachterei und einem Weiterverarbeitungsbetrieb, die unter Verdacht stehen, Pferdefleisch als Rindfleisch etikettiert zu haben. Den Männern wird Betrug zur Last gelegt.

DNA-Tests sollen Betrug aufdecken
EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg hatte am Mittwoch erklärt, die EU-Mitgliedsstaaten sollten künftig DNA-Tests an angeblichen Rindfleischprodukten vornehmen (siehe Infobox). Damit will die EU nicht nur Betrug, sondern auch möglicherweise gefährlichen Medikamentenrückständen in Pferdefleisch auf die Schliche kommen. Die europäische Polizeibehörde Europol soll die Ermittlungen koordinieren.

Schuld am groß angelegten Betrug dürfte sein, dass Pferdefleisch nur knapp ein Viertel dessen kostet, was für Rindfleisch verlangt wird. Die verschlungene Lieferkette macht eine Einschätzung, wer über den Etikettenschwindel informiert war, schwierig. Das Pferdefleisch stammt nach bisherigem Erkenntnisstand aus Schlachthöfen in Rumänien, wurde von Händlern aus den Niederlanden und Zypern an den französischen Zulieferer Spanghero verkauft und schließlich in einer luxemburgischen Fabrik verarbeitet - um dann in verschiedenste europäische Länder verkauft zu werden.

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