Im "Krone"-Interview

Firtasch: “Spindelegger wird Aufgabe gut erfüllen”

Österreich
08.03.2015 08:12
Sein Vermögen wird auf 10.000 Millionen Euro geschätzt - und doch ist Dmytro Firtasch ein Gefangener. Seinen Reisepass gab der 49-Jährige ab, in den kommenden Wochen entscheidet die österreichische Justiz über seine Auslieferung an die USA. Vor wenigen Tagen machte der Oligarch neuerlich von sich reden: Er beauftragte den früheren Vizekanzler und Finanzminister Michael Spindelegger mit dem wirtschaftlichen Wiederaufbau seiner Heimat - der bürgerkriegsgebeutelten Ukraine. Im Gespräch mit "Krone"-Redakteur Oliver Papacek streut Firtasch Österreich (sicherheitshalber?) Rosen.

"Krone": In Ihrem Wikipedia-Eintrag werden Sie neben Geschäftsmann, Investor und Chef der ukrainischen Arbeitgeberverbände auch als Philanthrop bezeichnet. Wie weit geht es mit ihrer Liebe für die Menschen tatsächlich?
Dmytro Firtasch: Das ist nicht nur so dahergesagt, vor allem gegenüber der ukrainischen Bevölkerung. Vieles was ich tue, tue ich für sie. Ich will Verantwortung für sie übernehmen. Leider ist die derzeitige Führung nicht in der Lage, notwendige Reformen umzusetzen. Deshalb haben wir jetzt auch die "Agentur für die Modernisierung der Ukraine" gegründet.

"Krone": Und damit auch für viel Aufsehen gesorgt. Immerhin steht Österreichs Ex-Vizekanzler Michael Spindelegger an vordester Front und damit auch auf Ihrer Gehaltsliste. Was befähigt ihn für diese Aufgabe?
Firtasch: Vorweg: Ich finanziere die Agentur nicht allein. Aber was ich von meiner Warte aus sagen kann, ist, dass er vom ersten Tag an sehr engagiert war und hart arbeitet. Ich bin überzeugt, dass er diese Aufgabe erfüllen wird. Er ist kein Politiker mehr, der den Wählern gefallen muss. Dieses Problem hat er nicht mehr. Und er ist nicht weisungsgebunden.

"Krone": Spindelegger muss Ihnen also nicht jede Woche einen Bericht ablegen?
Firtasch: Nein. Weder mir, noch sonst wem. Und schon gar nicht der ukrainischen Führung.

"Krone": Sie sind mit der aktuellen Führung ihres Landes merklich unzufrieden. Streben Sie selbst ein politisches Amt in der Ukraine an?
Firtasch: Njet! Ich bin Geschäftsmann und kein Politiker.

"Krone": Themenwechsel: Der 12. März 2014. Sie wurden vor den Toren dieses Hauses festgenommen, dürfen Österreich bis zur Entscheidung Ihrer Auslieferung nicht verlassen. Sollten Sie Ihren Reisepass zurückbekommen, wohin geht die erste Reise?
Firtasch: In die Ukraine natürlich. Meine Familie ist in Kiew, meine Kinder gehen dort zur Schule. Es gibt keinen Platz auf der Welt, an dem ich lieber wäre. Wir hatten kurz überlegt, die Kinder nach Wien zu holen, aber meine Frau wollte lieber zu Hause bleiben. Aber sie besuchen mich regelmäßig.

"Krone": Werden Sie - sollte das Auslieferungsverfahren zu Ihren Gunsten ausgehen - Österreich überhaupt den Rücken kehren?
Firtasch: Auf keinen Fall. Ich bin Österreich sehr dankbar, ich habe viel Zeit hier verbracht und mag die Leute. Ich wurde hier auch immer sehr gut behandelt. Sobald die Sache ausgestanden ist, werden wir auch konzernintern über unsere Projekte im Westen beraten. Aber ich habe vor, das Geschäft von Wien aus weiterzuführen und hier weiterhin meine Steuern zu zahlen.

FBI-Ermittlungen
Wir schreiben den 12. März 2014: Auf Basis eines internationalen Haftbefehls - ausgestellt von einem US-Bezirksgericht - klicken für Firtasch vor dessen Wiener Büro die Handschellen. Der Vorwurf lautet auf Bestechung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Neun Tage später kommt der milliardenschwere Oligarch für eine Rekord-Kaution von 125 Millionen Euro frei, darf seitdem Österreich allerdings nicht verlassen.

In den kommenden Wochen wird vonseiten der heimischen Justiz  entschieden, ob Firtasch an die USA ausgeliefert wird. Der 49-Jährige bestreitet die Vorwürfe und spricht von einer politisch motivierten Aktion.

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