Entwicklungshilfe

Feiner Unterschied zwischen Schönborn und Fischer

Österreich
25.04.2015 15:26
Eine gerechtere Verteilung der Flüchtlinge in Europa hat Bundespräsident Heinz Fischer am Samstag in einem Ö1-Interview gefordert. Die EU habe zwar die finanziellen Mittel erhöht, sei dabei aber noch nicht an einem Endpunkt angelangt. Kardinal Christoph Schönborn hatte sich zuvor für eine Erhöhung der Entwicklungshilfe ausgesprochen.

Der Bundespräsident ist nicht einverstanden mit dem, was die EU zur Linderung des Flüchtlingselends geplant hat. Die Verdreifachung der Mittel für Grenzschutz und Rettungsseinsatz reiche nicht. Nötig sei eine "faire Verteilung der Lasten". Österreich würde verhältnismäßig viele Flüchtlinge aufnehmen, "aber das ist natürlich nicht genug", erklärte Fischer. Daher müssten die Mittel dafür aufgestockt werden. Mehr Geld brauche es auch für die Entwicklungshilfe, sagte Fischer.

Schönborn mit Schwerpunkt Entwicklungshilfe
Die Entwicklungshilfe ist der Schwerpunkt, den Kardinal Christoph Schönborn legt. In einem Interview mit der Tageszeitung "Heute" und in der "ZiB2" sagte Schönborn, dass die Regierung die "Entwicklungshilfe nicht kürzen" dürfe. Natürlich müsse Österreich Menschen auf der Flucht helfen. Die Flüchtlingströme würden in der nächsten Zeit nicht zu stoppen sein. Aber Europa hatte schon größere Flüchtlingsprobleme. Dabei sagte der Kardinal auch, er verstehe die Angst vieler Menschen, dass Österreich immer mehr ein "Immigrantenland" werde. "Aber das wird es werden", meinte Schönborn. Vor allem weil es eine schwache Demografie habe. Mit erhöhten Investitionen in die Entwicklungshilfe könne den Menschen geholfen werden, dass sie in ihrer Heimat bleiben können.

Kommentar von Claus Pándi: Feiner Unterschied
Der feine aber wichtige Unterschied zwischen einem guten Menschen und einem "Gutmenschen" ist aktuell an Kardinal Christoph Schönborn und Bundespräsident Heinz Fischer bei sehr genauem Hinhören erkennbar geworden.

Keiner braucht lange zu rätseln, wer hier was ist. Aus Anlass der jüngsten Flüchtlingstragödien und der Suche nach einem Ausweg, sagte der Kardinal jetzt, man solle die Entwicklungshilfe nicht kürzen. Ganz im Gegenteil. "Genau das sind die Investitionen, die wir brauchen, um Menschen zu helfen, dass sie nicht flüchten." Also so zu helfen, damit die Menschen in ihrer Heimat bleiben können.

Wie richtig! Die Erhöhung der Entwicklungshilfe belastet zwar das Budget kurzfristig durchaus. Wer aber zukunftsorientiert rechnet, erspart damit Hunderttausenden Menschen großes Leid und den Staaten auf Sicht viel Geld, das sie für die Versorgung von Flüchtlingen aufzubringen hätten.

Einen anderen Schwerpunkt legte hingegen der Bundespräsident in einem Radio-Interview am Samstag. Fischer redete vor allem von der Aufnahme und der gerechten Verteilung von Flüchtlingen und dass dafür die Mittel aufgestockt werden müssten. Gewohnt ausgleichend fischerte das Staatsoberhaupt dazwischen hinzu, dass man freilich auch mehr Geld für die Entwicklungshilfe brauche.

Im direkten Vergleich haben hier zwei Säulen der Republik, der Kardinal und der Bundespräsident, in ihren Nuancen und Akzenten einen feinen, aber wichtigen Unterschied gezeigt.

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