Der Bundeskanzler nannte in einem Interview mit dem "Standard" die Haltung des deutschen Christdemokraten "ganz verkehrt". "Deutschland hat hier eine führende Rolle übernommen in Europa - und in dem Fall keine positive." Geschadet habe die Haltung Berlins auch den Beziehungen mit Paris. "Besonders das zuletzt gute deutsch-französische Verhältnis ist auf die Probe gestellt worden, das hat man gemerkt", sagte Faymann.
Der SPÖ-Chef sprach sich vehement gegen einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone aus. "Es ist moralisch nicht richtig, das wäre der Beginn eines Zerfalls." Schäuble berechne auch nicht die Kosten für die humanitäre Hilfe ein, die im Falle eines "Grexit" zu leisten sei, sagte Faymann. "Finanzminister Hans Jörg Schelling hat diese mit 50 Milliarden beziffert."
Kritik an Deutschland auch aus Luxemburg
Deutschland sollte nach Ansicht des luxemburgischen Außenministers Jean Asselborn in der EU weniger dominant auftreten. Es wäre besser, wenn Berlin seine starke Rolle nicht so deutlich in den Vordergrund stellen würde. "Das starke Deutschland hat das gar nicht nötig. Das erzeugt nur unnötiges Unbehagen", wird Asselborn in der Mittwochsausgabe der "Stuttgarter Nachrichten" zitiert. Asselborn bestätigte, dass das Schäuble-Papier, das mit dem Gedanken eines zeitweiligen "Grexit" spielte, bei den Partnern für Irritationen gesorgt hatte. "Es entstand zunächst der Eindruck, dass es das Ziel der deutschen Bundesregierung sein könnte, den 'Grexit' direkt anzusteuern."
Tsipras bedankt sich bei Österreich
Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras hatte am Dienstag "Frankreich, Italien, Zypern und Österreich" als Unterstützer seines Landes in der Nacht des Euro-Gipfels genannt. Wie Faymann übte auch Tsipras Kritik an Schäuble für dessen "Grexit"-Plan. Dieser sei ihm aber nicht aufgegangen. "Dieses Europa gehört nicht Herrn Schäuble", so Tsipras.
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