Entwarnung für Ö

Experte erklärt: So gefährlich ist Ebola wirklich

Österreich
06.09.2014 17:00
"Ich bin davon überzeugt, dass die Gefahr durch Ebola wesentlich geringer ist, als befürchtet!" Diese Aussage trifft kein Geringerer als der weltweit anerkannte Chemiker und Virenforscher Dr. Norbert Bischofberger. Er lebt und arbeitet in Kalifornien, stammt aus Vorarlberg und wurde kürzlich zum Auslandsösterreicher des Jahres gewählt.

Was veranlasst den Experten dazu, keine Pandemie zu befürchten, also eine Ausbreitung der Krankheit über die ganze Erde? Wo doch die Zahl der Opfer derzeit so rasch steigt, dass gar keine genauen Zahlen angegeben werden können? Momentan sind es rund 2.000 Tote. Dr. Bischofberger erklärt: "Da gibt es drei entscheidende Argumente:

  • Die Übertragung passiert nicht über die Luft (Tröpfcheninfektion), sondern nur über direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie Blut.
  • Die Hauptquelle der Infektion sind spezielle Fledermäuse (hypsignatus monstrosus, gekennzeichnet durch einen hammerartigen Kopf). Diese Tiere sind selten und kommen nur in sehr eingegrenzten Gebieten Afrikas vor.
  • Die Inkubationszeit (Zeitspanne zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit) ist bei Ebola sehr kurz – fünf bis zehn Tage. Da weiß man sehr rasch, dass die Infektion passiert ist, und kann schnell reagieren. Bei AIDS etwa können bis zu 15 Jahre vergehen. Da wissen die Betroffenen so lange gar nicht, dass sie ansteckend sind."

Auch konkrete Erhebungen in Krisengebieten geben Anlass zur Hoffnung, dass wir in Europa keine große Angst haben müssen. So wurden in 78 Ebola-Fällen jene Familienmitglieder getestet, die keinen körperlichen Kontakt mit den Kranken hatten. Kein einziges hatte sich angesteckt.

"In Wien wäre die Sterblichkeit ganz wesentlich geringer"
Aber da wäre doch die hohe Sterblichkeitsrate – sie liegt bei 50 bis 90 Prozent! Auch hier beruhigt der Wissenschaftler: "Die Krankheit ist ja symptomatisch durchaus behandelbar. In einem guten Spital wie in Wien wäre die Sterblichkeit ganz wesentlich geringer!"

Freilich nur, wenn die Infektion rechtzeitig erkannt wird. Sie beginnt zunächst allgemein mit starken Kopfschmerzen vor allem an der Stirnseite und im Schläfenbereich. Dann stellen sich Halsweh und hohes Fieber mit Muskelschmerzen (speziell im Rücken) ein. In der Folge kommt es zu wässrigen Durchfällen, schließlich zu schweren Blutungen (Haut, Schleimhäute, Nase, innere Organe wie Leber, Milz und Verdauungstrakt). Unbehandelt tritt ziemlich rasch der Tod durch Multiorganversagen ein.

Was würde in Österreich passieren, wenn tatsächlich ein Patient mit Ebola identifiziert wird? Da sind sich die Ärzte einig: sofort ins Krankenhaus und von anderen Menschen isolieren. Der Kranke würde unverzüglich Infusionen erhalten. Erstens, um den Verlust an Flüssigkeit zu ersetzen, zweitens, um den Elektrolyt-Haushalt aufrechtzuerhalten. Über Durchfall und Blutungen gehen nämlich in großen Mengen lebenswichtige Mineralstoffe (=Elektrolyte) verloren, die dem Körper unbedingt zurückgegeben werden müssen.

Gute Pflege erhöht die Überlebenschancen somit beträchtlich. Freilich spielt auch der Zeitpunkt des Behandlungsbeginnes eine entscheidende Rolle: Je früher, desto besser sind die Aussichten. Wer also in Österreich mit Ebola "entlarvt" wird, hat ungleich bessere Karten als zum Beispiel im afrikanischen Busch.

"Eine Impfung wird sehr wahrscheinlich kommen"
Wann gibt es eine Impfung gegen Ebola? Ist diese überhaupt realistisch? Damit begeben wir uns auf ein Spezialgebiet des Virenforschers Dr. Bischofberger: "Eine Impfung wird sehr wahrscheinlich kommen. Es dürfte allerdings noch einige Jahre dauern. Derzeit laufen sehr erfolgversprechende Tests mit Tieren."

Konkret wird seit wenigen Tagen ein Impfstoff gegen das Ebola-Virus  vom National Institute of Health in den USA an 20 gesunden Probanden auf seine Verträglichkeit geprüft. Bei Versuchen an Rhesusaffen überlebten 60 Prozent der vorher infizierten Tiere, bei Makaken betrug die Quote sogar 100 Prozent.

Die Probleme mit einer Impfung liegen rechtlich bei den Tests an Menschen und an der Tatsache, dass das Ebola-Virus ja immer wieder für Jahre verschwindet. Dr. Bischofberger, der Forschungsdirektor des biopharmazeutischen Konzerns GILEAD ist und die gängigsten Medikamente gegen Grippe und HIV mitentwickelt hat: "Wir erforschen unter anderem exotische Erreger wie Ebola, Hunter-Virus und das Denguefieber. Diese Keime haben Gemeinsamkeiten. Die Entwicklung eines Impfstoffes wäre also machbar. Allerdings gibt es derzeit keine Möglichkeit, klinische Tests, die den Zulassungskriterien entsprechen, an Menschen vorzunehmen. Momentan wird jedoch in den USA überlegt, auch einen Impfstoff zuzulassen, der bisher nur an Tieren getestet wurde."

Virus erstmals 1976 aufgetaucht
Das Ebola-Virus tauchte erstmals 1976 in Zaire (der heutigen Demokratischen Republik Kongo) und im Sudan auf. In Zaire starben von 318 Erkrankten 88 Prozent, im Sudan 53 Prozent! Studien zeigten in der Folge eine Verwandtschaft des Erregers mit dem Marburg-Virus. Dieses hatte schon 1967 gleichzeitig Laborpersonal in Marburg, Frankfurt und Belgrad befallen. Alle Personen hatten mit aus Uganda importierten Affen gearbeitet. Von den 31 Erkrankten starben damals sieben. Seither bricht die Seuche im Abstand von einigen Jahren immer wieder aus und verschwindet dann wieder.

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