Kind kommt zu Vater

“Eis-Lady” Estibaliz C. brachte in Wiener Spital Bub zur Welt

Österreich
11.01.2012 14:02
Die des Doppelmordes verdächtige Eissalonbesitzerin Estibaliz C. ist in der Nacht auf Mittwoch Mutter geworden. Die 32-Jährige brachte im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital kurz vor Mitternacht einen gesunden Buben zur Welt. Kurz darauf wurde der Mutter bereits das Sorgerecht entzogen, das Baby kam in die Obhut des Jugendamtes. Aufwachsen wird der Bub bei seinem Vater, dem Lebensgefährten der Verdächtigen.

"Kind und Mutter sind wohlauf", berichtete der interimistische Leiter der Vollzugsdirektion, Peter Prechtl, Mittwochmittag. Die Geburt sei komplikationslos verlaufen. "Bei den ersten Anzeichen der Wehen wurde die Frau wie vereinbart in das Krankenhaus gebracht, wo sie während ihrer Schwangerschaft überwacht worden war", fügte er hinzu.

Wie lange die gebürtige Spanierin, die verdächtigt wird, ihren Ex-Mann Holger H. und ihren Ex-Freund Manfred H. ermordet, zerstückelt und im Keller ihres Eissalons in Wien-Meidling eingemauert zu haben, auf der Geburtenstation bleibt, entscheiden die Ärzte. Wenn es medizinisch vertretbar sei, werde sie in die Justizanstalt Josefstadt zurückkehren, erklärte Anstaltsleiterin Helene Pigl.

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Seit vergangenem Juni ist über die Verdächtige die Untersuchungshaft verhängt, die sie in der Justizanstalt im 8. Wiener Gemeindebezirk zubringt. Ihr Kind konnte sie dort nicht zur Welt bringen. "Wir haben zwar ein Spital, aber keine Geburtenstation", hatte die Anstaltsleiterin vor der Geburt erklärt. Als die Wehen einsetzten, wurde Estibaliz C. ins Spital gebracht. Kurz vor Mitternacht war es dann so weit: Die 32-Jährige brachte ihren Sohn zur Welt, etwa zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin.

Jugendamt holte Kind sofort ab - Anwalt empört
Freuen durfte sich Estibaliz C. über den Buben aber nur kurz, denn unmittelbar nach der Geburt wurde ihr das Kind entzogen und dem Jugendamt übergeben. Empört über dieses Vorgehen zeigte sich gegenüber der "Krone" der Anwalt von Estibaliz C., Rudolf Mayer. Wenn ein Kind misshandelt werde, geschehe oft nichts, hier aber greife man plötzlich so hart durch. "Das ist inhuman und durch nichts zu rechtfertigen - und im Übrigen auch für das Kind schlecht, das gerade in den ersten Wochen auf seine Mutter angewiesen ist", so Mayer. Dabei habe seine Mandantin sich bewusst gegen eine Abtreibung entschieden und auf die Geburt gefreut sowie auch Bücher über Geburt und erstes Lebensjahr gekauft.

Der Bub wird nun jedenfalls in die Obhut seines leiblichen Vaters gegeben, wie Herta Staffa, Sprecherin der MA11, Mittwochmittag bekannt gab. Diese Entscheidung liege vor allem im Interesse des Kindes, "da beim Vater und seiner Familie stabile Verhältnisse gegeben und langfristige Bezugspersonen gewährleistet sind", und sei mit dem Wissen von Estibaliz C. und des 47-jährigen Vaters getroffen worden. Wie Staffa weiter sagte, wurden vom Jugendamt bereits unmittelbar nach Bekanntwerden der Schwangerschaft erste Überlegungen angestellt, was nach der Geburt mit dem Kind geschehen soll.

"Es sprach aus unserer Sicht nichts gegen den Vater"
Nach eingehender Prüfung der familiären Verhältnisse und der Lebensumstände des 47-Jährigen sei man zu dem Schluss gekommen, dass dem Kind mehr gedient ist, wenn es von Anfang an beim Vater aufwachsen kann und nicht die erste Zeit bei der Mutter im Gefängnis zubringt. "Es ist ja unklar, wie lange die Frau im Gefängnis bleiben muss", gab die MA11-Sprecherin zu bedenken. Im Hinblick auf eine womöglich sehr lange Haftstrafe, mit der Estibaliz C. bei einer strafrechtlichen Verurteilung rechnen muss, "hat aus unserer Sicht nichts gegen den Vater gesprochen".

Der Lebensgefährte von Estibaliz C. hatte bereits im Vorfeld erklärt, er wolle das Kind allein aufziehen und auf seine Partnerin warten, bis sie aus dem Gefängnis kommt. Wie der 47-Jährige Mittwoch früh gegenüber der "Krone" berichtete, sei er zur Geburt seines Sohnes ins Spital gefahren, habe aber weder die Verdächtige noch sein Kind sehen dürfen.

Hochzeit in der Justizanstalt geplant
Estibaliz C. will den Vater ihres Kindes noch in U-Haft heiraten. Ein entsprechendes Ansuchen habe die 32-Jährige bereits eingebracht, hieß es seitens der Vollzugsdirektion. Die für eine Trauung notwendige Genehmigung der Staatsanwaltschaft Wien sei aber noch ausständig.

Die Hochzeit würde gegebenenfalls standesamtlich sein und in der "Vernehmungszone" der Justizanstalt stattfinden. Grundsätzlich kommen Trauungen im größten Gefängnis des Landes selten - ein bis zweimal im Jahr - vor. "Wobei wir natürlich darauf achten, dass es ein würdiger Akt wird und nett abläuft", betonte Anstaltsleiterin Pigl.

Leichenteile im Keller einbetoniert
Estibaliz C. steht im Verdacht, zunächst ihren Ex-Mann und später ihren Ex-Liebhaber getötet, zerstückelt und die Leichenteile im Keller ihres Eissalons "Schleckeria" in Wien-Meidling deponiert zu haben. Als die beiden eingemauerten Toten Anfang Juni zufällig gefunden wurden, setzte sich die gebürtige Spanierin kurzzeitig nach Italien ab und wurde in Udine festgenommen. Wann die Schwurgerichtsverhandlung gegen die 32-Jährige stattfinden wird, ist völlig offen. Die Staatsanwaltschaft Wien hat noch keine Anklage eingebracht.

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